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Nie genug (German Edition)

Nie genug (German Edition)

Titel: Nie genug (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Hinz
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Meine Mutter wartet schon im Auto auf mich, also verabschiede ich mich noch kurz von Maleen und steige zu ihr auf den Fahrersitz. Auf der Rückfahrt geht sie mir zum Glück nicht mehr mit dem Thema Sam auf die Nerven. Doch als ich sie vor ihrer Haustür absetze, drückt sie mir einen Umschlag in die Finger und bittet mich, ihn erst Daheim zu öffnen.
     
    Ich bin kaum Zuhause angekommen und habe die Tür hinter mir geschlossen, da reiße ich neugierig den Umschlag auf. Im Gehen streife ich meine Schuhe ab und werfe meinen Schlüsselbund in die kleine Schale auf der Dielenkommode.
    Ich hätte damit rechnen müssen, aber dennoch habe ich es verdrängt. Es ist das Foto von Sam und mir, als wir bei meiner Mutter zum Essen waren. Ich bleibe im halbdunklen Wohnzimmer stehen und betrachte es mit Hilfe der hereinscheinenden Dielenbeleuchtung. Auf dem Bild sieht Sam auf mich runter, als wäre ich alles für ihn. Ich habe noch nie bewusst gesehen, dass mich jemand so angeschaut hat. Schnell schiebe ich das Foto wieder in den Umschlag und lege es auf den Wohnzimmertisch. Es macht mir Angst und ich will mich jetzt nicht damit beschäftigen. Ein heißes Bad klingt so viel reizvoller.
    Im Umdrehen, auf dem Weg nach oben, nehme ich eine Bewegung im Augenwinkel war. Nackte Panik überkommt mich, als ich eine Gestalt im Dunkeln meiner Terrasse sehe. Völlig hysterisch mache ich einige Schritte rückwärts und versuche, mein Handy aus der Hosentasche zu bekommen, um die Polizei zu rufen. Ich habe schon die 110 eingetippt, als ich im letzten Moment erkenne, dass es Sam ist, der da draußen steht. Mir fällt das Telefon aus den zitternden Fingern und ich bleibe erst mal einen Moment stehen, um meinen Puls zu beruhigen. Sam lächelt unsicher und winkt mir durch die Fensterscheibe zu. Ich sammele mein Handy vom Boden, das zum Glück nicht auseinander gefallen ist, und öffne ihm die Tür.
    „Bist du noch ganz dicht?“, begrüße ich ihn. „Ich hab fast einen Herzinfarkt bekommen. Warum wartest du nicht vor der Haustür, wie normale Leute.“
    „Sorry, Emma. Ich weiß auch nicht, was ich mir dabei gedacht habe. Das ist mir erst klar geworden, als ich dein erschrockenes Gesicht gesehen habe. Tut mir leid. Ich hätte anrufen sollen“, sagt er und nimmt mich in den Arm. Meine Knie zittern immer noch, und das spürt er auch.
    „Entschuldige“, flüstert er an meinem Ohr. „Ich hab nicht nachgedacht.“
    „Schon okay“, wehre ich ihn ab und löse mich aus seinem Griff. „Warum bist du hier?“
    Sam legt für einen Moment die Stirn in Falten und scheint angestrengt über etwas nachzudenken.
    „Ich …“, setzt er an und kratzt sich nervös hinterm Ohr. „Ach Scheiße, Emma. Es war irgendwie einfacher, als ich noch keinen Grund brauchte, um herzukommen. Aber wenn du so willst, ich bin hier, um nach deinem Tattoo zu sehen.“
    „Bietest du diesen Service all deinen Kundinnen?“ Noch im selben Moment beiße ich mir auf die Zunge, doch jetzt ist es schon raus.
    „Auf so eine dumme Frage werde ich dir nicht antworten. Du hast gesagt, du willst nicht mehr mit mir zusammen sein. Wenn das bedeutet, dass du mich gar nicht mehr sehen willst, dann sag es. Aber ich verbringe auch so gerne Zeit mir dir.“
    „Entschuldige, Sam. Ich wollte das überhaupt nicht sagen. Es ist mir so rausgerutscht. Kommst du mit hoch, dann können wir das im Bad machen. Ich muss es sowieso dringend abwaschen.“
    Sam folgt mir die Treppe hoch. Ich spüre seinen Blick auf meinem Hintern, aber ich sage nichts dazu.
     
    Im Badezimmer lässt Sam warmes Wasser ins Waschbecken einlaufen und sucht einen Waschlappen aus dem Schrank. Es ist verstörend, wie vertraut er in meinem Haus ist, und wie wenig mich das stört.
    „Setz dich auf den Wannenrand, dann mach ich das“, bittet er und legt mir dabei eine Hand auf die Schulter. Ich spüre seinen warmen Griff durch mein Shirt. Oh Gott, er fehlt mir so. Ich setze mich und schiebe ein paar verirrte Strähnen zurück in den strengen Zopf, der meine Mähne vom frischen Tattoo fernhalten sollte. Sam kommt mit dem warmen Waschlappen und bittet mich, den Kopf zur Seite zu legen. Ich halte mich an seiner Hüfte fest, während er sorgfältig das Tattoo reinigt. Er trägt vorsichtig frische Salbe auf und vermeidet jeden unnötigen Kontakt mit mir, doch ich kann das nicht mehr.
    Ich nehme ihm die Salbentube ab und schmeiße sie hinter mich in die Badewanne.
    „Was tust du da?“, fragt Sam verwirrt. Als Antwort mache ich mich

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