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Nie genug (German Edition)

Nie genug (German Edition)

Titel: Nie genug (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Hinz
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ansprichst.“
    „Ach, Emma. Ich bin vielleicht alt, aber ich bin nicht tot.“
    Und ich bin froh, dass ich eine Parklücke vor dem Haus meines Bruders finde, um aus der Enge meines Autos raus zu kommen. Mark tritt aus der Haustür und schließt mich direkt in seine Arme.
    „Hey Kurze“, begrüßt er mich und beugt sich zu mir runter, um mich auf die Wange zu küssen. Er ist so groß wie mein Vater, doch er hat die blonden Haare meiner Mutter. Ich habe die schwarzen Locken meines Vaters geerbt, dafür aber leider die kurzen Beine meiner Mutter.
    Mark begrüßt unsere Mutter und ich nutze die Gelegenheit, um Maleen zu umarmen, die schüchtern im Hauseingang stehen bleibt. Sie ist schon seit 10 Jahren mit meinem Bruder zusammen und auch schon beinahe so lange verheiratet, dennoch ist sie immer sehr zurückhaltend, wenn wir uns sehen.
    „Hey Lee. Schön dich zu sehen. Du siehst gut aus.“
    Maleen sieht an mir runter und lächelt.
    „Danke dir. Du aber auch, Emma“, sagt sie und führt mich ins Haus.
    „Wir hatten uns schon so gefreut, deinen Freund kennenzulernen. Warum hast du ihn nicht mitgebracht?“, fragt sie auf dem Weg in die Küche.
    „Wir sind nicht mehr zusammen.“
    „Oh. Das ist schade. Deine Mutter war so begeistert von ihm.“
    „Ich weiß“, bestätige ich mit einem Augenrollen. „Sie hätte ihn wahrscheinlich am Liebsten für sich selbst behalten.“
    Maleen lacht laut, was man von ihr überhaupt nicht kennt. Sie ist so eine ruhige und tiefenentspannte Person.
    „Deine Mutter wünscht sich nur, dass du glücklich bist. Sie will sicherlich nicht deinen Freund.“
    „Exfreund. Ich meine auch nicht wirklich, dass sie ihn will, aber sie verhält sich wirklich unnormal ihm gegenüber.“
    Meine Schwägerin holt einen Stapel Teller aus dem Schrank und drückt ihn mir in die Hände.
    „Sie verhält sich so, weil sie ihn mag, Emma. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sie sich für dich gefreut hat, als sie hier angerufen hat.“
    „Es spielt ja jetzt auch keine Rolle mehr.“ Ich nutze die Gelegenheit und bringe die Teller ins Esszimmer, um diesem Gespräch zu entkommen, doch Lee war scheinbar noch nicht fertig mit mir. Sie folgt mir mit dem Besteck und Servietten. Durch das Wohnzimmerfenster kann ich meine Mutter mit Mark in der Garage sehen, wo er ihr sein neues Auto zeigt.
    „Was hat er denn angestellt?“ fragt sie.
    „Gar nichts, Maleen. Es ist kompliziert.“
    „Das ist es immer.“ Sie legt mir eine Hand auf die Schulter, doch ich kann nicht mehr darüber reden. Ich mag meine Schwägerin, aber diese untypische Neugier ist nervtötend. Irgendwie hängt mir im Moment jeder damit in den Ohren, so als wäre Sam meine letzte Chance, überhaupt noch einen Mann ab zu bekommen.
    Ich verschwinde im Badezimmer, um einen Moment Luft holen zu können. Beinahe automatisch ziehe ich mein Handy aus der Hosentasche, um Sam eine Nachricht zu schreiben.
     
    - Es tut mir leid wegen gestern. Das war unmöglich von mir. Habe ich mich überhaupt schon für das Tattoo bedankt? Es ist wunderschön. Bist du wirklich nicht sauer? Emma –
     
    Da er nicht sofort antwortet, schreibe ich Nadine noch eine Nachricht und verabrede mich für den nächsten Tag mit ihr. Ich fühle mich schuldig, dass ich ihre Babynachricht einfach so abgetan habe, und möchte es wieder gut machen.
    Bevor ich das Bad verlasse, kommt Antwort von Sam.
     
    - Das Tattoo ist sehr gern geschehen, Em. Ich bin nicht sauer. Mir ist bewusst, dass du gestern sehr emotional warst, aber du hättest es spätestens heute bereut. Und jetzt stör mich nicht weiter, ich lese gerade ein sehr aufregendes Buch. ;) Sam –
     
    Sam liest eins meiner Bücher. Die Vorstellung bringt mich zum Grinsen. Es ist so überhaupt keine Lektüre für Männer, aber er scheint Feuer und Flamme zu sein.
    Mit etwas besserer Laune geselle ich mich zu meiner Familie, die sich schon zum Essen am Tisch versammelt hat.
     
    Als wir uns am frühen Abend verabschieden, hält Mark mich in einer festen Umarmung, wohl wissend, dass ich so nicht flüchten kann.
    „Hab dich echt vermisst, Kurze. Es war gut dich zu sehen. Beim nächsten Mal kommen wir wieder nach Gladbach.“
    „Das wäre schön.“
    „Du hast dich verändert. Ich weiß nicht, was es ist, aber du wirkst nicht mehr so traurig. Obwohl du Mamas ausgesuchten Schwiegersohn abgeschossen hast.“
    „Ja, das wird sie mir noch lange nachtragen.“ Ich winde mich aus seinem Arm und drücke ihm einen Kuss auf die Wange.

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