Nie wieder Ferienhaus
mit Oliven und Feta-Käse. Von der üblichen Salatqualität in holländischen Restaurants habe ich ja schon berichtet.
Wir hatten Würstchen besorgt, Drumsticks , das sind kleine, scharf gewürzte Hühnerbollen und eben jene Satespießchen, die jeder Fleischer und jeder Supermarkt in Holland führt. Dabei handelt es sich um drei kleine Spieße mit eingelegtem Geflügelfleisch, das Rezept stammt aus Indonesien oder Java oder Middelburg, am leckersten sind sie mit Erdnussbuttersauce, die man leicht mit einem walnussgroßen Stückchen Ingwer, zwei Frühlingszwiebeln, drei Esslöffel Öl, Salz, schwarzem Pfeffer, einem viertel Liter Hühnerbrühe, zwei Esslöffel Erdnusscreme, einer Prise Cayennepfeffer und einer unbehandelten Zitrone selbst machen kann.
Besser war es allerdings, man kaufte die Spieße fertig im Meermarkt! Und noch besser war, man nahm sie einfach so vom Grill, auch nicht zu verachten. Und diese Spieße hingen so ineinander, dass man sie einfach nicht auseinander kriegte. Es musste irgendeinen Trick geben. Wahrscheinlich hatte Rinus einen elektrischen Satespieße-auseinander-Krieger. Erst viel später hat mir mal irgendjemand erklärt, dass man die gar nicht auseinander kriegen soll.
Drei Tage später erfuhr ich, man bestellte am besten im Zeerover Satespieße-Frites-Mayo und ließ den Grill ganz weg!
Für Annes griechischen Salat hätte man natürlich auch einen Kopfsalat, sechs Tomaten und eine Gurke kaufen können, aber die normale Methode schien bei den Kunden des Meermarkt eine andere zu sein. Es gab sämtliche Zutaten zum Salat fertig gewaschen und geschnitten in Frischhaltefolieballons. Selbst die Zwiebeln kaufte man schon fix und fertig gewürfelt.
Wir haben mit Rinus’ Vorschlaghammer den Windschutz in Stellung gebracht und den Grill gemäß Anleitung zusammengesetzt. »Kleinstgrill« war keine falsche Bezeichnung, dafür war aber der Aufbau selbst für mich realisierbar. Es mussten drei Beine angeschraubt werden und drei Halterungen für … Heißt es jetzt das Rost oder den Rost?
Ulla stand mit ihrem Mann Ralf oder, besser gesagt, der Wohnwagen von Ulla und ihrem Mann Ralf stand schräg gegenüber von uns.
Ralf war Anästhesist im Klinikum in Mülheim an der Ruhr, er war blond und trug die Haare für einen Akademiker eindeutig zu lang. Ralf und Ulla reisten getrennt an: Ralf mit einer 1200er Kawasaki und Ulla mit einem achtundzwanzig Jahre alten Mercedes. Der Anästhesist auf der grünen Kawa und seine Frau im Uralt-Mercedes machten Urlaub in einem Fendt-Wohnwagen auf einem Campingplatz. Wieder einmal fiel mir ein, dass ich demnächst noch mal meine Vorurteile, was Camping anging, überdenken musste!
Ulla fragte, ob wir nicht auf den neuen Grill mal ein Gläschen Rotwein trinken sollten. Das war ja wirklich eine tolle Idee, denn an Getränke außer Fantahatte ich gar nicht gedacht. Ich hatte wohl vor einem Sixpack Grimbergen gestanden, aber ich wollte mein Zeerover -Erlebnis nicht durch schnödes Flaschenbier entweihen. Außerdem gab es zu dem Sixpack ein Grimbergen-Glas gratis. Ein Grimbergen-Glas einfach so, ohne Stempel, geschenkt? Es wäre mir wie Betrug vorgekommen.
Ullas Angebot kam also wie gerufen. Sie deutete mit dem Finger an, dass ich ihr folgen sollte. Sie war vielleicht ein paar Jährchen älter als Ralf, vielleicht aber auch nicht. Sie trug einen Bikini mit einem Pareo, und sie konnte ihn sehr gut tragen. Mir war klar, als ich ihr hinterherdackelte, dass ich jetzt etwas ganz Besonderes sehen würde. Mein Gefühl trog mich nicht.
Ralf war Weinkenner. Er kaufte seine Weine direkt in Frankreich beim Winzer, und er nahm immer ein paar Fläschchen mit in den Urlaub. Ulla eröffnete mir mit wichtigem Blick und mit dem Anflug eines schelmischen Grinsens: »Wir lagern unsere guten Tropfen im Weinkeller!«
Ich hatte schon allerhand gesehen: eine Waschmaschine im Vorzelt, einen elektrischen Rasenmäher, und auch Ullas Gasgrill hatte mich nicht unbeeindruckt gelassen. Aber ein Weinkeller?
Unter einem gut aufgebauten Wohnwagen gibt es PVC-Bahnen, die, in Keder eingeführt, den Wind daran hindern sollen, kalt ins Vorzelt zu ziehen. Diese Plastikfahnen heißen in Deutschland bestimmt nicht so, aber ich weiß halt nicht, wie die in Deutschland heißen. In Holland heißen sie Flappen .
Ulla hob eine Flappe an und zog unter dem Wohnwagen eine Flasche Volnay hervor, einen wirklich exorbitanten Burgunder. Ich konnte nicht umhin, mir einzugestehen, dass das wohl genau die Portion
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