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Nie wieder Ferienhaus

Titel: Nie wieder Ferienhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stelter
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kann selbst Anne überraschen
    Die Sonne warf ihr warmes Licht über unser französisches Bett. Dieser schöne Morgen wollte überhaupt nicht zu dem Knacken passen, das ich in fast sämtlichen Gliedern spürte, nachdem ich ein Glucksen in der Ohrmuschel vernommen hatte: »Papa, bist du schon wach?« Meine Ohren gaben diesen Satz ungefähr zu der Zeit an das Gehirn weiter, als kleine Finger versuchten, mir die Augenlider anzulupfen.
    »Nein, ich schlafe tief und fest!« Es war sicher besser, diesen Tag sofort zu beginnen, als zu riskieren, dass mir auch die anderen Wimpern noch ausgerissen wurden. Umständlich wand ich mich aus dem Bett, ich nahm die Kaffeekanne aus der Maschine und wollte Wasser einlaufen lassen, doch aus dem Wasserhahn kam kein Wasser, sondern nur noch ein leichtes Röcheln. Tank leer.
    Das musste doch einfach ein fantastischer Tag werden, wenn er mit Wasserholen anfing. Ich entnahm den Kanister und wollte mich gerade auf den Weg zur Wasserette machen, als mich ein fröhliches »Guten Morgen!« seitlich streifte.
    Hilde lag auf einer Isomatte, und ich war mir sicher, ich hatte diese Übungen schon mal irgendwo gesehen. Richtig: Schwangerschaftsgymnastik. Es war zwar einige Jahre her, seitdem auch ich mich mitAnne in der Hechelgruppe auf Tristans Geburt vorbereitet hatte, aber an die Isomatte und an die Atemgeräusche, die einen unwillkürlich an einen brünftigen Seelöwen denken lassen, konnte ich mich noch gut erinnern.
    »Morgen, Hilde, schon so aktiv?« – »Ja, ich glänze zwar im Moment nicht gerade mit einer Bikinifigur, aber ich werde alles dafür tun, dass ich sie nach der Geburt schnell wieder habe. Und du? Wasser alle?« – »Ja, und wenn ich morgens keinen Kaffee kriege, fehlt mir eine notwendige Voraussetzung für das Gelingen des ganzen Tages!«
    »Dann setz dich doch! Ich bin mit meinen Übungen fertig, und der Kaffee ist gerade durchgelaufen.«
    Vielleicht war ich einfach nur vorschnell, oder die Alufelgen am Wohnwagen hatten mich geblendet. Vielleicht war Hilde einfach eine nette Person, die nur ein paar Probleme mit dem Campingurlaub hatte, und die hatte Anne schließlich auch! Ich bin schließlich nicht so ein simpler Charakter, der auf den ersten dummen Blick eine Antipathie wahrnimmt und dann einfach nicht bereit ist, seine Meinung zu ändern.
    Wir saßen an ihrem Tisch, die schöne Tischdecke hatte sie mit Beschwerern in der Form von kleinen Zitronen am Wegfliegen gehindert, die Cosmopolitan hatte die Schlagzeile »Sex im Urlaub, zehn Tipps, damit der Sommer richtig heiß wird!«, die neuen Gazelle-Fahrräder standen in einem glänzenden Het-Doemarkt- Fahrradständer, und ich musterte Hilde – hoffentlich – so, dass sie nicht auf unverhohlenes Interesse schließen würde.
    Sie war sicher eine gut aussehende Person, groß, braune, an diesem frühen Morgen schon perfekt geschminkte Augen und dunkle Haare, relativ kurz, geschnitten von einem Friseur, der seinen Job beherrschte. Ich glaube, sie ging mit ihrer Haut und ihren Haaren bei weitem disziplinierter um als Anne und ich zusammen. Hilde kochte einen guten Kaffee, für meinen Geschmack vielleicht ein bisschen zu stark, aber meiner ist auch betont schlapp, weil ich es an einem guten Vormittag locker auf zehn bis zwölf Tassen bringe.
    »Heinrich ist mit beiden Kindern zum Laufen an den Strand! Und jetzt genieße ich diese Stunde, die ich einfach nur für mich habe. Wenn Heinrich von der Arbeit kommt, drücke ich ihm auch als Erstes die Kinder in den Arm. Das ist die Papa-Stunde, wir wollten die Kinder schließlich beide!«
    Da konnte ich natürlich auch Erfahrungen beisteuern: »Ich finde ja den Campingurlaub auch deswegen so toll, weil die Kinder sich hier selbstständig machen, weil jeder so ein bisschen seinen eigenen Urlaub haben kann.«
    »Unsere beiden sind schon ziemlich selbstständig, im Robinson Club konnte man sie um neun Uhr im Kinderclub abgeben, und wenn wir sie abends abgeholt haben, dann waren alle beide richtig enttäuscht!«
    Anne kam ziemlich verschlafen aus dem Vorzelt und schloss ihre Lokomotief auf. Ich sah etwas in ihrem Blick. Das war selten, und das machte mir richtig Spaß. Sie war tatsächlich überrascht, als sie mich mitHilde beim Kaffee sitzen sah. Anne und überrascht, ein schönes Gefühl.
    »Ich hole Brötchen, kann ich dir was mitbringen, Hilde?« – »Ja, zwei Milchbrötchen, zwei Croissants und vier runde!« Und dann zu mir gewandt: »Jetzt habe ich schon den Kaffee gekocht, aber dass

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