Nie wieder Ferienhaus
nachts wanderte.
Also, Suchtrupp schied aus, Pferde hatten wir eh nicht, aber ein Generverken , das wäre vielleicht genau das Richtige, zunächst einmal!
Fünf nach zwölf brachen wir dann doch auf, wir schwärmten aus – mit Taschenlampen bewaffnet –, wir zogen in alle Richtungen davon, und es dauerte nicht lange, bis wir Detlef fanden. Detlef, die dreiundzwanzig Kinder und den Platzwart.
Der war nicht wenig empört, dass auf seinem Platz die schlafenden Camper gestört wurden – durch einen erwachsenen Mann, der wie ein Gespenst heulend mit über zwanzig Kindern über den Platz streifte. Und wir sollten jetzt unsere Grillparty auch mal langsam einstellen.
Weg war er! Anne versuchte, die Kinder ins Bett zu bringen! Jutta versuchte, die Kinder ins Bett zu bringen, Hilde versuchte, die Kinder ins Bett zu bringen – mit mäßigem Erfolg! Sie hatten es nicht leicht, der Grusel hatte sich noch nicht völlig verflüchtigt!
Detlef kriegte sich nicht mehr ein vor Lachen. Dass dreiundzwanzig Kinder mitten in der Nacht über den Platz tigerten und dass gerade er, der einzige vernünftige zugelassene Erziehungsberechtigte, sich den Anschiss einhandelte, das fand er nun völlig witzig, und das war nun wirklich noch ein Geneverken wert!
Es war ein wunderbarer Abend, der nur unwesentlich dadurch getrübt wurde, dass Edda unbedingt bei uns schlafen wollte. Aber das war halt notwendig, denn genau auf diesem Campingplatz gab es ein In-die-Gracht-Schmeißer-Gespenst, das die Kinder, die nachts auf dem Campingplatz unterwegs waren, einfach in die Gracht schmiss.
Ich lag im Bett, Edda kuschelte sich in meinen Arm, sie hatte sich jetzt beruhigt und war eingeschlafen, zwischen Anne und mir. Ich ließ den Tag noch mal Revue passieren, die unterschiedlich hohen Tische, die Grill-Armada, das Zaziki, das zum Abbruch jeglichen sozialen Kontaktes führte. Edda kuschelte sich in meinen Arm.
Anne küsste mich auf die Stirn, in den Arm nehmen konnte ich sie nicht, sonst hätte ich Edda geweckt. Von weitem hörte ich Detlef immer noch lachen, ich dachte an das In-die-Gracht-Schmeißer-Gespenst und an unsere Tandem-Achse. Ich konnte mich eines Gedankens nicht erwehren: »Wenn der morgen früh immer noch lacht, dann hau ich ihm eins aufs Maul!«
Schlechtes Wetter, schlechte Stimmung
Der nächste Morgen kam meinem Sonnenbrand entgegen. »Bewölkt« wäre der falsche Ausdruck. Es war so ein holländischer Sprühregen. Holländischen Sprühregen kann man sich leicht vorstellen:
Wenn man beim Grillen von einem leichten Schauer überrascht wird, nimmt man ja gern den Sonnenschirm und grillt darunter weiter. Allerdings ist so ein Sonnenschirm natürlich nicht wasserdicht, sonst hieße so ein Sonnenschirm ja wahrscheinlich auch Regenschirm. Das Wasser sprüht also durch die Poren des Textils. Das ist das Gefühl, jetzt müssen Sie sich das Sprühen nur noch stärker vorstellen. Ungefähr so, als würden Sie den Sonnenschirm wegnehmen.
Das Schöne an der Nordsee ist, dass es oft einen Schauer gibt, aber dann sieht man auch wieder die hellen Stellen am Himmel, und zack – lugt die Sonne wieder durch.
So ist das an der Nordsee, das ist eine ungeschriebene Regel, nur an jenem Tag wollte sich das Wetter einfach nicht an die ungeschriebenen Regeln halten. Es sprühte und regnete und sprühte und regnete.
Natürlich hatte dieser Nachrichtensprecher im Radio, den ich immer wieder versuchte zu verstehen, so etwas Ähnliches angekündigt. Ich hatte durchaus mitgekriegt, dass er uns ein Tief annoncierte, daswohl von Island aus Wolken und Regen bringen würde, aber nach seiner letzten Vorhersage dieser Art hatte ich mir das prognostizierte Sturmtief als komplette Hautpartien von den Schultern pellen können! Warum sollte das dieses Mal anders sein!
Ich war dran mit Brötchenholen. Der Einkaufszettel war umfangreich. Margarine, Leberwurst, Milch, fünf normale Brötchen, drei weiche Brötchen, Schokostreusel und Vla.
Vla ist ein flüssiger Pudding. Es gibt ihn in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen. Ich würde eher sagen, die Geschmacksrichtungen schmecken alle ziemlich gleich, aber es gibt ihn in verschiedenen Farben. Anne würde mir diese Herabsetzung einer ihrer Lieblingsspeisen sicher nicht durchgehen lassen. Am schönsten ist der Vla in Vanille-Schokolade. Da sind tatsächlich beide Sorten drin, ohne sich zu vermischen.
Ich habe mal als jugendlicher Forscher eine Zahnpastatube seziert, um hinter das Geheimnis mit den grünen Streifen zu
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