Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nie wieder Ferienhaus

Titel: Nie wieder Ferienhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stelter
Vom Netzwerk:
Mädchen stiefelte aus der Damentoilette, es stand noch fast im Türrahmen, als es, so laut es nur konnte, durch den Gastraum rief: »Papa!«
    Plötzlich wurde es still, so als wollten jetzt alle anwesenden siebzehn Großfamilien zunächst einmal wissen, was denn die Kleine von ihrem Papa wollte.
    »Papa! Hör doch mal!« Es wurde noch stiller. »Papa, ich hab ganz doll Durchfall!«
    Die Pfannkuchen waren ein Wahnsinn. Die Kinder hatten einen mit Puderzucker und Grote Verrassing , ich hatte Nummer 277 von über 400. Er war belegt mit Speck, Paprika, Porree und Käse, und es gab ein Schälchen Kräuterbutter dazu. Es schmeckte sensationell, aber wenn ich ehrlich sein soll, bei der 277 war es ziemlich egal, wann man ihn aß: Die Waage zeigte am nächsten Morgen unweigerlich ein Pfund mehr.
    Aber erstens nahmen wir schließlich keine Waage mit in den Urlaub, und zweitens trank ich zum Ausgleich ein Mineralwasser, obwohl mich auf einem Werbeständer auf dem Tisch ein rotnasiger Mönch auffordernd anlächelte.
    Der Pannekoekenbakker hatte eine Stempelkarte. Wenn man zwanzig Pfannkuchen gegessen hatte, kriegte man ein Badetuch!
    Ich hatte den Eindruck, dass ich nur noch mit Mühe hinters Lenkrad passte, und ich musste mir eingestehen, dass wir auf das Pannekoekenbakker -Badetuch wohl würden verzichten müssen.
    Die Wolken hingen tief über De Grevelinge , als wir auf den Campingplatz zufuhren. Dort, wo der Betrieb sonst mit munterem Treiben nur unzulänglich zu beschreiben wäre, war es seltsam ruhig.
    Nicht einmal Norbert saß im Regen vor dem Vorzelt, um an seiner Impala zu werkeln. Vielleicht saß er ölverschmiert und von Ersatzteilen umringt im Vorzelt. Nein, das würde Josie nicht mitmachen.
    Ich stellte fest, dass kein Duft von Holzkohlegrills zu vernehmen war, und mir die Frage, was man mit dem Abend noch anfangen konnte.
    »Dir wachsen die Pilze aus dem Hintern! Du kannst bei diesem Wetter nichts, aber auch gar nichts mit dir anfangen.« Die Kinder waren im Bett, wir saßen im Vorzelt, der Regen sprühte und regnete auf die Zeltbahnen, und ihre Breitseite traf mich völlig unvorbereitet. »Willst du damit sagen, ich wäre ein Schönwettercamper? Kein Stück! Im Gegenteil, ich genieße es sogar, dass man mal was anderes machen kann! Wann kommt man sonst schon zum Lesen?«
    »Dann lies doch was!« – »Nöö!« – »Kannst du nicht einfach mal sagen: ›Dieses Wetter geht mir auf den Sack!‹?« – »Nein, denn es stimmt ja nicht!« – »Ich gehe jetzt ins Bett und les noch was!« – »Ich nicht!«
    Es gab Situationen, da versaubeutelte man sich die schönsten Gelegenheiten.
    Am nächsten Morgen war ich dran mit Brötchenholen. Warum schon wieder ich? Ich hatte mich freiwillig gemeldet. Es sprühte und regnete und sprühte und regnete. Als meine Gummistiefel aus dem Vorzelt traten, vernahm man ein kräftiges Zwuatsch! Zum Frühstück besuchte uns immer eine Entenfamilie, Daisy und Donald mitsamt Nachwuchs, einfach so, um mal zu sehen, ob nicht ein paar Brötchenkrumen abfallen könnten. Wenn das noch zwei Tage so weiterging mit dem Sprühen und Regnen, dann mussten die Enten nicht mehr zu unserem Vorzelt laufen, dann konnten sie schwimmen.
    Heute brauchten wir nur unsere Brötchen und die Zeitung. Heinrich stand in der Schlange direkt hinter mir. »Na, wie ist die Stimmung?« – »Na ja, was soll ich sagen, ich war heute eigentlich gar nicht dran mitBrötchenholen, ich bin freiwillig hier, das sagt ja wohl alles.«
    Ich könnte mir noch eine Zeitschrift mitnehmen. Den Focus oder den Spiegel oder … die Bellevue . Hunderte von Immobilien in Frankreich, Spanien, Italien, mit vielen hundert Bildern, auf jedem Bild war ein Haus, und auf jedem Bild schien die Sonne. Ich nahm die Bellevue mit, einfach nur, um mal etwas anderes zu lesen.
    Beim Frühstück erblickte ich durch das Fenster des Vorzelts die erste helle Stelle am Himmel, direkt zwischen den beiden großen Pappeln neben der Kantine, die helle Stelle wurde immer größer und blauer, und zack – lugte die Sonne durch die Wolken.
    Ich brachte den Müll in die Container. Eine nicht sezierte leere Packung Vla und ein paar andere Verpackungen in den gelben Sack, einige gebrauchte Kaffeefilter in die braune Tonne, und für den Papiermüll ein paar alte Zeitungen und eine nigelnagelneue Bellevue .

Manchmal ist der Urlaub kürzer, als man denkt
    Doch, das Wetter schien wieder besser zu werden, dafür gab es untrügliche Zeichen. Ralf wischte die Sättel der

Weitere Kostenlose Bücher