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Nie wieder Ferienhaus

Titel: Nie wieder Ferienhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stelter
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kommen. Dieses Geheimnis hat seitdem für mich an Faszination verloren. Ich hätte wohl auch gerne mal einen Vla Vanille-Schokolade seziert, aber die Sauerei im Vorzelt schien mir doch übertrieben, zumal Tristan und Edda sicher nicht Ruhe gegeben hätten, bevor sie mit einem Vla Erdbeer-Vanille das Gleiche vollzogen hätten.
    Der Vla und die Schokostreusel resultierten aus einem Hollandurlaub, den Anne mit ihren Eltern vor gut zwanzig Jahren mal gemacht hat. Damals gab es Schokostreusel-Brötchen zum Frühstück und Vla zu jeder Tages- und Nachtzeit.
    Als ich aus dem Vorzelt trat, ohne Schirm, sondern mit Regenjacke (schließlich gibt es kein schlechtes Wetter, sondern nur falsche Kleidung!), verursachte mir der Sprühregen sogar ein gutes Gefühl. Es war nicht kalt, es war halt nur nass. Und es sprühte halt so schön, und ich dusche ja auch gerne.
    Das Angebot in Johnnys Supermarkt ließ mein inzwischen erfahrenes Camperherz wieder einmal höher schlagen. Denn es gab sie tatsächlich, diese besondere Korrelation zwischen Johnnys Warensortiment und dem Camperleben.
    Direkt am Eingang erwarteten mich wie immer die gekühlten Getränke für den Sofortverzehr, die nicht gekühlten Getränke für den Abend erfreuten mein Auge im Mittelgang. Zunächst führte mich der Weg vorbei an den Keksen und der Kaffee- und Kakao-Abteilung, hin zu den beiden Kühlregalen mit den Milchprodukten und dem Aufschnitt.
    Bis dahin und auch durch den Mittelgang, der neben den ungekühlten Getränken Chips und Salzstangen bevorratete, verhielt mein Pulsschlag sich noch relativ normal, aber der dritte Gang, der zu den Kassen führte, der hatte es wirklich in sich. Dort, zwischen Brötchen und Kasse, da fand der Camper alles, was an kurzfristigem dringendem Bedarf auftauchen konnte. Kurzfristiger dringender Bedarf, das waren die Dinge, die man ganz plötzlich einfach brauchte und niemand hatte vor der Urlaubsfahrt damit rechnen können. Der dritte Gang, das hieß: Heringe, Sturmleinen, Kniffelblöcke, Tischtennisschläger, Dreifachsteckdosen, Verlängerungskabel, Wasserspritzpistolen,Schwimmtiere, Raumlufterfrischer, Vaseline, Lampenöl, Kondome, Hammer, Zange, Plastiksoldaten, Barbiepuppenkleider, Spülbürsten, Kaffeetassen, WAZ , Express und Bildzeitung . Oder, wie man auf einem Campingplatz sagt: das Paradies!
    Ein Frühstück im Vorzelt war auch nicht schlechter als ein Frühstück draußen. Gut, die Brötchen schmeckten ein bisschen feuchter als sonst. Hätte ich eine normale Plastiktüte mitgenommen statt der Jutetasche, wäre es vielleicht gar nicht so aufgefallen. Aber bei den Frühstücksgewohnheiten, die sich meine drei in diesem Hollandurlaub angewöhnt hatten, fiel ein feuchtes Brötchen nun wirklich nicht mehr ins Gewicht.
    Man konnte kein Milchbrötchen essen mit jungem Gouda und Marmelade obendrauf, das konnte man nicht – man nicht, aber Edda schon. Und über Schokostreusel lasse ich grundsätzlich mit mir diskutieren. Wenn man Nutella auf Brötchen schmierte, warum dann nicht das gleiche Geschmackserlebnis in Form von fünf Millimeter langen Suppennudeln. Aber Nutella blieb nun mal einfach so auf dem Brötchen kleben, während sich Schokostreusel in sämtliche Ritzen des Klapptisches klemmten, und zwar so hartnäckig, dass man sie nur mühsam mit dem Fingernagel wieder herausbekam. Und wenn schon Schokostreusel, warum musste es die dann in Vollmilch, Zartbitter und in der rosaroten Variante Frucht geben? Letztere gehörte wohl eher in die Kategorie Marmelade, wobei die Marmelade einfach auf dem Brötchen kleben blieb, während sich Fruchtstreusel in sämtliche Ritzen …
    Anne kam auf die völlig abwegige Idee, dass mich solche Gedanken bei Sonnenschein gar nicht quälen würden – völliger Blödsinn!
    Schließlich bot ein Regentag ja auch Möglichkeiten für einen Familienurlaub. Man konnte Mensch-ärgere-Dich-nicht spielen, man konnte etwas lesen. Auch ein Strandspaziergang kam durchaus infrage, das war halt im Regen mal was ganz anderes.
    Als wir gefrühstückt und Mensch-ärgere-Dich-nicht gespielt hatten, nach dreißig Seiten Donna Leon und nach dem Strandspaziergang war es halb drei nachmittags. Es sprühte und regnete, es sprühte und regnete. Die Fahrräder standen traurig vor dem Vorzelt, ab und zu huschte ein Mensch am Fenster vorbei, ein paar Minuten später huschte er wieder zurück.
    Michel und Jonas wollten draußen spielen. Warum nicht, wir haben Edda und Tristan in Gummistiefel, Regenhose und Regenjacke

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