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Niedersachsen Mafia

Niedersachsen Mafia

Titel: Niedersachsen Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Beispiel den Portier des Hotels
in Bad Bevensen, das Bordell aus St. Dionys, in Lüneburg haben Sie die Ware
verteilt, im Wendland …«
    Blechschmidt sah von Putensenf zu Frauke und wieder zurück. Dann
seufzte er tief, bis er in sich zusammensackte.
    »Ich bin da in etwas hineingeraten, ohne überhaupt zu ahnen, was das
ist«, sagte er leise.
    »Sei sofort still, Günter«, mischte sich Frau Kohlschreiber ein, die
in den Raum getreten war. »Das kenn ich. Die sagen das nur so. Die könn’n dir
gar nix beweisen. Gar nix! Hörst du?«
    »Ach, Erika, hör doch auf. Du weißt doch selbst, wie das gelaufen
ist.« Er gab sich einen Ruck. »Nach dreißig Jahren Ehe ist meine Frau weg.«
    »Die Schlampe, die. Die ist an allem schuld«, meldete sich Frau
Kohlschreiber zu Wort.
    »Halt den Mund«, fuhr Blechschmidt sie an. »Also … Meine Frau ist
auf und davon. Hat ‘nen anderen kennengelernt und mich mit der ganzen Scheiße
alleingelassen. Dabei sollte das hier unser Traum im Alter sein.« Versonnen
strich Blechschmidt über die Sessellehne. »Was meinen Sie, was mich die
Scheidung gekostet hat? Ich musste ihren Anteil am Haus auslösen. Und von
meiner Rente hat sie auch ‘nen großen Batzen gekriegt. Soll ich Ihnen sagen,
was für mich übrig geblieben ist? Dann sind da noch die Halunken in Berlin.
Jedes Jahr schröpfen die uns Rentner mehr. Krankenversicherung – Steuern und
sonst was. Nee, da rackerst du dein Leben lang, und was bleibt übrig? Nix. Da
kommst du nicht mit hin.« Er holte tief Luft und fasste sich erneut ans Herz.
»Da hab ich mich nach einer kleinen Arbeit umgesehen. Aber hier – im Dorf –, da
gibt’s nichts. Ich bin dann über eine Kleinanzeige gestolpert. ›Bequemer
Nebenverdienst von zu Hause‹. Ich hab dahin geschrieben. Chiffre war das.
Irgendwann stand ein Mann vor der Tür und hat mich gefragt, ob ich für die
Medikamente verteilen würde. Ich hab zuerst gezögert. ›Alles ganz legal‹, hat
er gesagt. Man würde nur die Apotheker ärgern, die sich sonst dumm und dösig
verdienen. Und vielen Menschen helfen, die sonst keine Lebensfreude mehr
hätten. Na ja, hab ich mir gedacht. Warum nicht? Erst als ich die Pillen das erste
Mal in der Hand hielt, hab ich mitgekriegt, dass das Viagra ist. Da war das
schon zu spät. Abgesehen davon hab ich den kleinen Zuverdienst gebraucht. Ohne
den hätte ich schon lange …« Blechschmidt deutete die Geste des
Halsabschneidens an. Er seufzte tief. »Mann, wo bin ich da bloß reingeraten?«
    »Wer ist Ihr Kontaktmann?«, fragte Frauke.
    »Keine Ahnung. Der hat nie einen Namen genannt.«
    »Das kam Ihnen nicht merkwürdig vor?«
    »Schon«, gestand Blechschmidt. »Aber da lief es schon mit dem Geld.«
    »Wie viel springt denn dabei raus?«, fragte Putensenf.
    Der Mann druckste herum. Nachdem der Kriminalhauptmeister seine
Frage wiederholt hatte, gestand er: »’nen Fünfer pro Packung.«
    »Und was zahlt der Kunde dafür?«
    »Fünfundfünfzig.«
    »Das sind etwa fünf Euro weniger als der reguläre Preis«, überlegte
Frauke laut. Unausgesprochen ließ sie ihre Überlegung, dass fünfzig Euro für
ein Imitat ein stolzer Erlös waren. Und die waren netto. Nicht einmal die
Mehrwertsteuer ging davon ab. Da lohnte sich das illegale Geschäft.
    »Wie viele Packungen verkaufen Sie in der Woche?«
    »Unterschiedlich«, wand sich Blechschmidt.
    Frauke drängte ihn zur Wahrheit. »Wir erfahren es doch. Und jedes
Geständnis wird Ihnen positiv angerechnet. Es lohnt sich, mit der Polizei
zusammenzuarbeiten.«
    »Das ist trotzdem unterschiedlich. Mal sind es fünfzig, mal hundert
Packungen.«
    »Ein einträgliches Geschäft«, warf Putensenf ein, während Frauke
überschlug, dass für die Hintermänner jeden Monat ein fünfstelliger Betrag
übrig blieb. Und Günter Blechschmidt war sicher nur ein kleines Licht in der
Verteilerkette.
    »Wie nehmen Sie Kontakt mit Ihren Lieferanten auf? Haben Sie eine
Telefonnummer?«
    »Nein. Er ruft mich an. Einmal die Woche. Dann sagt er, wo wir uns
treffen. Ich bringe das Geld von der letzten Lieferung mit und erhalte die neue
Ware und die Adressen der Bestellungen.«
    Das war ein gut ausgedachtes System, überlegte Frauke. Das Risiko
lud man auf Leute wie Blechschmidt ab, die über unscheinbare Anzeigen geködert
wurden. Und flog ein Verteiler auf, ersetzte ihn der nächste. Sie fragte nach
der Anzeige, auf die der Mann hereingefallen war.
    »Die hab ich nicht mehr. Die war in der Landeszeitung unter der
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