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Niedersachsen Mafia

Niedersachsen Mafia

Titel: Niedersachsen Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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die dieses Phänomen kannte. Immerhin haben die Neubürger zum Wachstum auf
über dreitausend Einwohner beigetragen, setzte sie ihre Überlegungen fort. Die
Alteingesessenen mochten es den Hinzugezogenen verleiden, dass die Siedlungen
und Neubauten den ursprünglichen Charakter des Ortes vergessen ließen.
    Blechschmidt war einer der »Neuen«. Von außen wirkte das Haus wie
das Domizil eines Rentners, der sich hierher zurückgezogen hatte und seinen
Lebensabend genoss. Der Vorgarten war gepflegt. Er wirkte in seiner Akkuratesse
beinahe spießig. Sicher trug dazu auch das Ensemble von drei Gartenzwergen bei.
    Als die beiden Beamten ihr Fahrzeug verließen, wurden sie von einer
Frau, die mit einer Hacke im gegenüberliegenden Vorgarten dem Unkraut zu Leibe
rückte, argwöhnisch betrachtet. Die Nachbarin unternahm gar nicht erst den
Versuch, ihr Interesse zu verbergen.
    »Soll ich rübergehen und ihr sagen, dass wir von der Polizei sind
und ihr Gegenüber verdächtigen, illegal mit Potenzmitteln zu handeln?«, fragte
Putensenf spitz.
    Frauke ignorierte die Anmerkung und wartete geduldig, bis auf ihr
Läuten hin die Tür geöffnet wurde. Eine zur leichten Fülle neigende Frau mit
künstlich erblondetem Haar öffnete, musterte die Besucher und fragte: »Ja?«
    »Frau Blechschmidt?«
    »Kohlschreiber«, sagte sie knapp. »Was ist?«
    »Wir möchten gern mit Herrn Blechschmidt sprechen.«
    »Worum geht’s denn?«
    »Das würden wir ihm gern selbst sagen.«
    »Wenn Sie was verkaufen woll’n, dann könn’n Sie gleich wieder gehn.«
    Frauke wiederholte die Bitte. Daraufhin schloss die Frau die Tür und
ließ die Beamten warten. Sie mussten sich eine Weile gedulden, bis ein Mann mit
Glatze öffnete. Er hatte ein leicht aufgedunsenes Gesicht mit einer ungesunden
rötlichen Färbung, die sich auch über die Kopfhaut fortsetzte und in Kontrast
zu dem weißen Haarkranz stand, der die Glatze umrankte. Die dunkle Hornbrille
passte nicht zu ihm. Dafür schienen die dunkle Stoffhose, die von Hosenträgern
gehalten wurde, das gestreifte Hemd und die Strickjacke, die über dem
Wohlstandsbauch hing, davon zu zeugen, dass ein zufriedener Pensionär vor ihnen
stand.
    Auf Fraukes Nachfrage bestätigte er, Günter Blechschmidt zu sein.
    »Dobermann. Polizei Hannover. Das ist mein Kollege Putensenf«,
stellte Frauke die Beamten vor.
    Blechschmidt war deutlich das Erschrecken anzumerken.
    »Polizei?«, fragte er tonlos und starrte Frauke an. Seine Mundwinkel
zitterten, die Nasenflügel bebten. Der Mann war das personifizierte schlechte
Gewissen.
    Frauke fiel auf, dass Blechschmidt keine weiteren Fragen stellte,
nicht nach dem Grund, nicht danach, ob die Polizei sich womöglich in der
Adresse geirrt hatte.
    »Sie wissen, weshalb wir hier sind?«, fragte Frauke.
    Der Mann klapperte mit den Augenlidern. Wieder ließ er sich
unendlich viel Zeit, bis er sagte: »Nein.« Die Antwort kam so gedehnt über
seine Lippen, dass er selbst bemerkt haben musste, wie schlecht er gelogen
hatte.
    Frauke entschloss sich, die Situation zu nutzen. Sie warf einen
Blick über die Schulter auf die immer noch neugierig herüberstarrende
Nachbarin.
    »Möchten Sie, dass alle Nachbarn mitbekommen, dass Sie illegal
gefälschte Potenzmittel vertreiben?«
    Blechschmidt trat zur Seite. »Kommen Sie rein«, forderte er die
Beamten auf und führte sie in das Wohnzimmer.
    Frauke und Putensenf nahmen auf dem grünen Sofa Platz, nachdem sie
ein in der Mitte eingeschlagenes Kissen mit Jagdmotiven zur Seite gelegt
hatten.
    »Ich möchte nicht lange um den heißen Brei herumreden«, ging Frauke
in die Offensive. »Es gibt eine ganze Reihe von missbräuchlichen Nutzungen
gefälschter Arzneimittel. Genau genommen geht es um Viagra-Imitate. Daran sind
mehrere Menschen erkrankt, teilweise schwer. Damit nicht genug. Es hat auch
schon die ersten Todesfälle gegeben.«
    »Das ist nicht wahr«, stammelte Blechschmidt und fasste sich mit der
Hand ans Herz.
    Frauke nickte langsam. »Doch. Und Sie tragen die Verantwortung
dafür.«
    Der Mann schluckte heftig. »Ich meine … Damit habe ich nichts zu
tun. Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
    »Machen Sie es sich nicht unnötig schwer«, mischte sich Putensenf
ein. Er sprach in einer besänftigenden Tonlage, es klang fast väterlich. »Mit
Leugnen verschlimmert sich nur Ihre Situation. Das geht auf die Pumpe.« Dabei
tippte sich der Kriminalhauptmeister auch ans Herz. »Wir haben Beweise. Und
Zeugen. Um mit offenen Karten zu spielen: Zum

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