Niedersachsen Mafia
gegenüber einem Reporter der
Landeszeitung aus Lüneburg gesagt, dass in diesem Bordell offenbar extrem
scharfe Miezen tätig wären. Innerhalb kurzer Zeit war es das zweite Mal, dass
dort jemand mit Herz-Kreislauf-Beschwerden Hilfe benötigte.«
Frauke ließ sich die Adresse geben, bedankte sich bei Heidenreich
und suchte Madsacks Büro auf.
»Können Sie über die Staatsanwaltschaft erwirken, dass wir Einsicht
in die Telefonate bekommen, die Günter Blechschmidt aus Salzhausen geführt und
empfangen hat? Und dann würde ich gern eine Hausdurchsuchung in einem Bordell
auf dem Lande durchführen.«
»Wer ist das? Und wonach suchen wir?«
»Dem gehört die Telefonnummer, bei der der Portier aus Bad Bevensen
anruft, wenn er Nachschub an Potenzmitteln benötigt. Außerdem suchen wir nach
Viagra. Ich vermute, dass man den Kunden des Bordells als besonderen Service
die kleinen blauen Muntermacher verabreicht, allerdings die gefälschten.«
Der Hauptkommissar versprach es. Anschließend begab Frauke sich in
die neue Wohnung in der Lister Meile, um vom Vermieter die Schlüssel zu
übernehmen.
»Moin«, grüßte sie in die Runde, als sie den Besprechungsraum
betrat.
»Guten Morgen«, erwiderte Madsack freundlich und wickelte ein
Vitaminbonbon aus.
Thomas Schwarczer, der einen Stuhl zwischen sich und Putensenf frei
gelassen hatte, nickte ihr zu, während sich Putensenf zu Madsack wandte.
»Kennst du das von Konzerten, Nathan? Da verschwindet der Dirigent
auch immer zwischendurch, wenn die Leute klatschen. Nun frage ich mich, will er
damit den Beifall anstacheln? Oder liegt es daran, dass die Dirigenten oft
ältere Männer sind, die eine schwache Blase haben und zwischendurch auf den
Topf müssen? Gilt das auch für Frauen? Ich meine, weil die uns warten lassen.«
»Wir sollten die Zeit nutzen, Putensenf, um über wichtige Dinge zu
sprechen. Ihre Inkontinenz interessiert hier niemanden, selbst dann nicht, wenn
Sie darüber in verklausulierter Form sprechen.«
»Warum müssen Frauen ohne Mann immer so bissig sein?«, fragte
Putensenf in die Runde. »Ist der Name Dobermann falsch? Sollte man vielleicht
von Doberfrau sprechen?«
Frauke hatte Platz genommen. »Das ist ein alter Hut, der von den
Jahren her zu Ihnen passen könnte. Auf die Idee, mich so zu nennen, ist ein
Kollege aus Husum schon früher gekommen. Und der Mann heißt nicht nur Große
Jäger, er ist auch einer im Unterschied zu Ihnen. Wären wir bei der
Indianerpolizei, würden Sie sicher den Namen ›Großes Maul‹ tragen.«
»Siehst du, Nathan«, lästerte Putensenf und grinste dabei. »Die hat
Haare auf den Zähnen. Ob die dafür eine Perücke trägt?«
»Sollten wir uns nicht dem Fall zuwenden?«, versuchte Madsack zu
schlichten und begann zu berichten, als Frauke ihm zunickte. »Uns liegt das
Laborergebnis vor. Die Blutanalyse des Toten aus Bad Bevensen.«
»Der Rentner im Hotel«, schob Frauke ein.
»Genau. Es handelt sich eindeutig um eine Fälschung, die vermutlich
in einem sogenannten schmutzigen Labor hergestellt wurde. Die Wirkstoffe sind
kopiert, aber in verantwortungsloser Weise zusammengemischt. Da hat jemand sehr
ungenau gearbeitet.«
»Wir haben vom Hotel und auch über Dritte von den Bordellbesuchern
gehört, dass sich manche Kunden sehr lobend über das Präparat ausgelassen
haben. Das verwundert mich nicht, wenn dort eine Überdosierung des Wirkstoffs
hineingemixt wurde«, unterbrach ihn Frauke.
Madsack war über die Störung nicht erfreut, verkniff sich aber jede
Regung, die darauf verwiesen hätte. »Viagra ist ein sogenannter PDE - 5 -Hemmer«, fuhr der Hauptkommissar fort. »Ich will
hier nicht zu wissenschaftlich werden, aber durch den Abbau von Botenstoffen
wird Stickstoffmonoxid aktiviert. Dadurch wird die Relaxation von Blutgefäßen
gefördert. Darunter versteht man, dass die Muskeln erschlaffen, die das Blut
zurückhalten. Das führt zur gefäßerweiternden Wirkung. Na ja, so ungefähr. Ich
bin kein Arzt, darum spare ich mir das ganze Latein und auch die Formel, die das
Labor hier aufgeführt hat.« Madsack wedelte dabei mit einem Blatt Papier.
»Jedenfalls ist das Imitat unsauber. Die Formel stimmt nicht. So kommt es zu
lebensgefährlichen Komplikationen bei der Anwendung, insbesondere wenn der
Nutzer andere Medikamente nimmt, die sich auf die Blutgefäße auswirken.«
»Wie zum Beispiel Kurt Buggenthin, der viel Kaffee getrunken hatte,
in Anbetracht der Gesamtsituation aufgeregt war und dann auch noch
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