Niedersachsen Mafia
sorgen.«
Madsack ließ ein Lachen hören. »Hier ist Wochenmarkt. Ich beobachte
den Stand unserer italienischen Freunde.«
»Floriert das Geschäft in dem Maße, wie man es uns weismachen
wollte?«
»Überhaupt nicht. Da steht ein einsamer Mann und langweilt sich.«
»Wie sieht der aus?«
Madsack ließ einen Zischlaut hören. »Wie sieht er aus?«, wiederholte
er. »Unbestimmtes Alter, schwarzer Schnauzbart. Das ist kein Deutscher.«
»Könnte es ein Türke sein?« Frauke erinnerte sich an die Aussage der
Kontoristin, dass Necmi Özden heute in Stöcken sei.
»Danach sieht es aus. Ich habe übrigens mit einigen anderen
Marktbeschickern gesprochen. Die wundern sich, wie die Italiener überleben
können. Am Ende des Marktes blieben häufig Berge von Ware übrig, die die Leute
einfach auf den Abfall werfen. Das hat sich natürlich bei den Kunden
herumgesprochen. Viele Leute warten jetzt auf den Feierabend und machen sich
über die Reste her. Das geht natürlich zulasten der Mitbewerber.«
»Gibt es eine Erklärung dafür?«
»Mir konnte keiner etwas Schlüssiges sagen. Hinter vorgehaltener
Hand wird von ›schlechter Ware‹ gemunkelt, unfreundliches Personal und
Desinteresse. Auf einem Wochenmarkt wollen auch der persönliche Kontakt und das
Gespräch gepflegt werden. Es mangelt offensichtlich an allem.«
»Das bestärkt uns in der Vermutung, dass das ganze Importgeschäft
nur der Geldwäsche dient. Ein Wochenmarktstand ist ideal. Niemand kann
kontrollieren, was zu welchen Preisen umgesetzt wird. Und über hohe Einkünfte
freut sich jedes Finanzamt. Perfekter geht die Geldwäsche nicht.« Frauke
forderte Madsack auf, noch bis zum Ende des Marktes zu bleiben und die
»Entsorgung« der unverkauften Ware zu dokumentieren.
»Ich habe schon eine Reihe von Fotos geschossen«, sagte der
Hauptkommissar und beendete das Gespräch.
Mittlerweile war Schwarczer zurückgekehrt und berichtete vom Verhör
Trapattonis. »Er behauptet, für Mittwoch ein Alibi zu haben. Wir haben es noch
nicht überprüft. Trapattoni gibt an, mit einer Frau in seiner Wohnung gewesen
zu sein. Angeblich handelt es sich um eine Kollegin aus dem Club. Den Alfa will
er an Rossi verliehen haben. In diesem Punkt ist er bei seiner Aussage von
gestern geblieben.«
»Das deckt sich mit dem, was Rossi uns heute Morgen erzählt hat«,
warf Frauke ein.
»Trapattoni hat seine Verspätung übrigens damit begründet, dass sein
Anwalt nicht eher konnte.«
»Anwalt?«, fragte Frauke. »Lassen Sie mich raten: Dottore Alberto
Carretta.«
Schwarczer nickte. »Genau der. Der Anwalt drohte zunächst mit einer
Strafanzeige wegen Körperverletzung gegen mich. Ich habe darauf verwiesen, dass
die Kamera Trapattonis wütenden Angriff auf uns aufgezeichnet hat, nachdem er
die Tür öffnete. Es war folglich nur eine Abwehrmaßnahme. Der Türsteher ist
daraufhin erregt dazwischengegangen und hat gemeint, die Kamera würde nichts
aufzeichnen. Ich habe ihm erklärt, dass dieses Argument noch mehr gegen ihn
spricht. An dieser Stelle hat sich Dottore Carretta eingeschaltet und seinem
Mandanten etwas auf Italienisch erklärt. Trapattoni hat genickt, und die Sache
war vom Tisch.«
»Der Anwalt ist ein kluger Mann. Ich verstehe immer noch nicht,
welchen Einfluss er hat. Nach außen wirkt es so, als würde er seine Klienten
mäßigen und dazu bringen, ihre Vergehen einzugestehen. Ich kann mich des
Eindrucks nicht erwehren, dass Carretta auch als verlängerter Arm und Bote der
Drahtzieher fungiert.«
Schwarczer ließ Fraukes Einwurf unkommentiert. »Ich habe im
Handelsregister und bei der Gewerbeaufsicht nachgeforscht. Igor Stupinowitsch
ist offiziell als Eigentümer eingetragen. Er hat auch einen Nebenwohnsitz in
Hannover, und zwar bewohnt er ein Apartment in der Scharnhorststraße im
Zooviertel. Hier.« Schwarczer legte Frauke einen Computerausdruck vor. Er
zeigte einen finster dreinblickenden Mann mit flacher Stirn und einem Bart, der
Frauke an Josef Stalin erinnerte. »Das ist er.«
»Das ist merkwürdig«, dachte Frauke laut nach. »Warum versteckt sich
Stupinowitsch nicht hinter Strohmännern? Es ist unüblich, dass sich die Bosse
so weit nach vorn wagen. Daraus könnte man natürlich schließen, dass wir bei
Stupinowitsch noch nicht am Ziel sind, dass der Russe nur die zweite
Führungsebene ist.«
Danach rief Frauke in Lüneburg an. Hauptkommissar Heidenreich war
nicht in seinem Büro, erklärte ihm die unfreundliche Mitarbeiterin. Sie
erreichte Heidenreich per
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