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Niedersachsen Mafia

Niedersachsen Mafia

Titel: Niedersachsen Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Vorstellung,
mit welchem Batzen Geld Özden durchgebrannt ist?«
    »Dann sollten Sie schnell zur Polizei gehen und Strafanzeige
erstatten, damit wir Ihnen bei der Suche nach Ihrer prall gefüllten Kasse
behilflich sein können.«
    Rossi jammerte und fluchte auf Italienisch, bis Frauke schließlich
auflegte. Wenn der Mann wüsste, dachte sie, dass er der Polizei mit seiner
Überreaktion erneut ein kleines Puzzlesteinchen geliefert hatte, würde er
vermutlich ganz anders klagen. Die Behauptung, der Markt in Stöcken sei ein erträgliches
Geschäft, stand in direktem Widerspruch zu Madsacks Beobachtungen. Für Frauke
war es ein weiterer Beweis dafür, dass in diesem Unternehmen Geld gewaschen
wurde.
    Sie hätte weiter an ihren Akten arbeiten, Protokolle wälzen,
Aussagen prüfen, nach Unstimmigkeiten suchen können. Stattdessen schweiften
ihre Gedanken erneut zu dem Motorrad ab. Frauke suchte Bilder von den
verdächtigen Personen zusammen, ebenso vom Motorrad. Sie stopfte alles zusammen
in ihre Handtasche, kontrollierte noch einmal ihre Dienstpistole und machte
sich auf den Weg ins Zentrum. Sie folgte der Welfenstraße bis zur Celler
Straße, an deren Ecke eine moderne Tankstelle residierte, und wählte den Weg
durch die ruhige Steintorfeldstraße. Wie üblich musste sie warten, bis die
Fußgängerampel an der lebhaften Hamburger Allee Grün zeigte. Sie passierte den
Fuß des Fernmeldeturms mit der weithin sichtbaren Autoreklame an der Spitze,
warf einen kurzen Blick auf das große Motorradfachgeschäft auf der
gegenüberliegenden Straßenseite, ging quer über den ZOB und tauchte durch den Eingang am Raschplatz in das
Gewühl des Hauptbahnhofs ein.
    Geschäftig bewegten sich die Passanten und Reisenden in der
Bahnhofshalle. Sie hasteten durch den Gang, voller Ungeduld stießen sie mit
anderen zusammen, die einem anderen Ziel nachjagten, hielten plötzlich rat- und
orientierungslos inne, wechselten die Richtung und eilten samt Gepäck einem
anderen Punkt entgegen.
    Frauke ließ sich Zeit. Sie schwamm im Strom der Menschen mit,
beobachtete die Leute und fand sogar Muße, über eine aufgeregt gestikulierende
Gruppe japanischer Reisender zu lächeln, die gleich einer Karikatur fast alle
einen Fotoapparat um den Hals trugen und lautstark in ihrer für europäische
Ohren gewöhnungsbedürftigen Sprache diskutierten. Offenbar suchten sie ihr
Ziel. Dabei zeigte jeder aus der Gruppe in eine andere Himmelsrichtung.
    Während sie noch versonnen den Japanern nachsah, entdeckte sie
vis-à-vis zwischen dem Papierwarenladen mit dem einer weltweiten
Frikadellenbraterei ähnlich klingenden Namen und dem Bodyshop den braun
gebrannten Mann mit dem dunklen Teint, der ihr schon einmal im Hauptbahnhof
zugelächelt und sie anschließend bis zum Straßencafé am Kröpcke verfolgt hatte.
Er trug einen roten Lederblouson und eine sehr körperbetonte Hose, die Frauke
unwillkürlich an italienische Eleganz erinnerte.
    Warum denke ich in letzter Zeit immer an Italien?, fragte sie sich
selbst. Als wenn die Welt nur noch aus Europas Stiefel bestehen würde. Der Mann
hielt ein Handy ans Ohr gepresst. Lässig schob er seine in die Haare gesteckte
Sonnenbrille hin und her – eine überflüssige Geste. Als er merkte, dass Frauke
ihn entdeckt hatte, und sich ihre Blicke kreuzten, wandte er sich abrupt ab und
drehte ihr den Rücken zu.
    Frauke hatte Zweifel, dass diese neuerliche Begegnung Zufall war.
Entschlossen machte sie auf dem Absatz kehrt und wollte ihn zur Rede stellen.
In diesem Moment schien die Gruppe der Asiaten sich auf eine gemeinsame
Richtung geeinigt zu haben, ergriff das umfangreiche Gepäck und setzte sich in
Bewegung. Es waren nur Sekunden, die Frauke benötigte, um die Japaner zu
umrunden. Dieser Augenblick hatte gereicht, dass sie den Mann aus den Augen
verlor. Sie sah sich um. Der Unbekannte war wie von der Bildfläche
verschwunden. Sie spähte in die nahe liegenden Geschäfte, eilte die nächste
Treppe zum Bahnsteig 7 und 8 empor, konnte aber keine Spur entdecken.
Es war ihr rätselhaft, wo der Mann so schnell abgeblieben war.
    Bei der nächsten abwärtsführenden Treppe ging sie ins Untergeschoss.
    Hier unten herrschte ein buntes Treiben zwischen den zahlreichen
Geschäften, Imbissbuden und Boutiquen. Frauke sah sich nach allen Seiten um,
konnte aber weder einen Verfolger noch den Unbekannten entdecken.
    Am Ende der Niki-de-Saint-Phalle-Promenade nahm sie die Treppe und
fand sich am Kröpcke wieder.
    Frauke hielt an einem

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