Niedersachsen Mafia
eine Frau
versuchten, sich über diesen Weg davonzustehlen. Im fahlen Licht der
Straßenbeleuchtung glaubte Frauke Massimo Trapattoni zu erkennen, während die
leicht bekleidete Frau ihr unbekannt war. Der Widerstand, den der Türsteher entgegenbringen
wollte, währte nur kurz. Mit wenigen Handgriffen hatten die Beamten ihn
überwältigt und ihm Einmalfesseln angelegt.
Die beiden Uniformierten wollten gerade wieder ihr Klopfkonzert
aufnehmen, als sich die Tür öffnete und eine kleine, gedrungene Gestalt
erschien, beschwichtigend und erschrocken zugleich die Hände in Schulterhöhe
hielt und mit unverkennbar italienischem Akzent sagte: »He, he, he. Was soll
das?«
»Wir sind vom Wasserbauamt und wollen hier einen Sumpf
trockenlegen«, meldete sich Putensenf aus dem Hintergrund, während Frauke ein
rosafarbenes Dokument schwenkte.
»Dies ist ein Durchsuchungsbeschluss«, sagte sie und hielt dem Mann
das Papier vor die Nase, das Kriminaloberrat Ehlers noch am Nachmittag besorgt
hatte.
»Aber warum? Das geht doch nicht …« Die Geste, mit der er die
vorwärtsdrängenden Beamten aufhalten wollte, war mehr symbolisch zu verstehen.
»Wer sind Sie überhaupt?«, fragte Frauke.
»Der Geschäftsführer.« Er fuhr sich mit der gespreizten Hand durch
das lichte Haupthaar und schüttelte ungläubig den Kopf.
»Danielo Battaligia«, stellte Frauke fest. »Wo ist Trapattoni?«
»Der ist … Verdammt. Ich weiß es nicht. Eigentlich … Er hätte die
Tür bewachen sollen, der Hund«, stammelte der Mann. Entweder wusste er nicht,
dass sein Türsteher versucht hatte, durch den Nebenausgang zu entweichen, oder
er war ein hervorragender Schauspieler.
»Wir können das Verfahren abkürzen. Wo ist das Viagra?«
Battaligia stellte sich dumm. Zunächst tat er, als kenne er das
Präparat gar nicht, dann versuchte er, sich mit Verständigungsproblemen
herauszureden, bis der erste Beamte mit einem Stapel gefälschter
Arzneimittelpackungen auftauchte.
»Das war easy«, sagte er. »Wir haben es unverdeckt unter dem
Bartresen gefunden.«
Battaligia sah Frauke verstört an. »Das ist vielleicht ein Fehler«,
räumte er ein. »Aber manche Kunden verlangen danach. Das ist Service. Wir
verdienen nichts daran.«
»Fehler?«, fauchte ihn Frauke an. »Sie haben keine Hemmungen,
Menschen in den Tod zu schicken. Wissen Sie, dass Leute an diesen nachgemachten
Arzneien gestorben sind?«
»Die sind doch echt, nicht falsch«, behauptete Battaligia.
Frauke sah dem Mann an, dass er log. Er konnte nicht einmal
erklären, woher er die Medikamente bezog.
»Das ist eine wahre Fundgrube«, meldete sich ein zweiter Beamter bei
Frauke und hielt ihr kleine Tütchen mit einem weißen Pulver hin. Der Polizist
strahlte über das ganze Gesicht. »Das macht richtig Spaß. Ich habe schon lange
niemanden mehr gesehen, der so blöd wie die hier war. Die haben alles auf dem
Präsentierteller liegen.«
Frauke verstand es auch nicht. Für so dumm hätte sie die
Organisation nicht gehalten. »Kümmern Sie sich um den hier«, sagte sie zu einem
Beamten und zeigte auf Battaligia. »Den nehmen wir mit ins LKA .«
Während der Geschäftsführer des Etablissements laut protestierte,
zog ihn ein Polizist am Ärmel vor die Tür.
Frauke hörte aus dem Inneren lautstarkes Schimpfen und Fluchen.
Bisher hatte sie vom Eingangsbereich aus den Einsatz geleitet. Jetzt folgte sie
den Beamten in das Innere. Der kurze Flur war dunkel. Von der Wand blätterte
die Farbe ab. Es roch muffig. Den Zugang zur Bar versperrte ein halbrunder
schwerer Vorhang. Nur widerwillig schob sie ihn zur Seite. Zu gern hätte sie
sich nach der Berührung mit dem schmutzigen Stoff die Finger gewaschen.
Sie fand sich in einem nur spärlich beleuchteten Raum wieder, dessen
Stirnseite eine Bar einnahm. Drei Nischen und eine Handvoll Barhocker
komplettierten die Einrichtung. Mattes rotes Licht sollte eine intime
Atmosphäre vorspiegeln. Frauke erschien alles nur schmutzig und
heruntergekommen.
Aus dem Hintergrund tauchte Putensenf auf. Der Kriminalhauptmeister
sah Fraukes skeptischen Blick.
»Der hat doch glatt gelogen, wer eine solch düstere Spelunke
›Freudenhaus‹ nennt. Da kommt wirklich kein Vergnügen auf.«
»Was ist dahinten?«, fragte Frauke und zeigte auf den rückwärtigen
Durchgang.
»Die Toiletten. Dagegen sind nicht gereinigte Bahnhofstoiletten ein
Hort der Sauberkeit. Es gibt einen Poolraum. Ich möchte wetten, wer in das
Becken taucht, hat morgen Syphilis. Eine schmuddelige
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