Niedersachsen Mafia
die Wahlwiederholung seines schnurlosen Telefons.
»Das wirft kein gutes Licht auf diesen Laden«, merkte Putensenf im
Vorbeigehen an, »wenn Sie die Nummer Ihres Anwalts schon fest eingespeichert
haben.«
Mit den Beamten wollte Battaligia nicht reden. Das traf auch auf Massimo
Trapattoni zu, der zudem die Zähne krampfhaft zusammenbiss als äußeres Zeichen
dafür, dass er sich weigerte, eine DNA -Probe
abzugeben.
Sie wurden durch den Einsatzführer der Schutzpolizei unterbrochen.
»Alle Mädchen, die hier beschäftigt werden, sind Illegale. Keine
konnte ordnungsgemäße Papiere vorzeigen. Wir haben bei der Durchsuchung der
persönlichen Sachen bei einem Mädchen einen ukrainischen Pass gefunden. Die
anderen können wir nicht zuordnen. Und Auskünfte geben sie keine.«
Frauke zeigte auf Battaligia und Trapattoni. »Die nehmen wir mit«,
wies sie an.
»Wieso das?«, ereiferte sich der Geschäftsführer. »Ich muss mich
hier um das Geschäft kümmern.«
»Heute wird kein Kunde mehr kommen«, entgegnete Frauke. »Und an
Ihrer Stelle wäre ich mir auch nicht sicher, ob das Geschäft in der nächsten
Zeit gut laufen wird. Das, was Sie hier betrieben haben, spricht sich schnell
herum. In so etwas möchte kein Freier verwickelt werden.«
»Das wird Sie teuer zu stehen kommen«, schimpfte Battaligia.
»Sie auch«, erwiderte Frauke. »Igor Stupinowitsch wird es nicht
gefallen, was Sie mit seinem Club angestellt haben. Prostitution,
Menschenhandel, Drogenhandel, Umschlagplatz für gefälschte Medikamente.«
»Verstoß gegen die Sozialversicherungspflicht und vielleicht auch
Steuerhinterziehung«, gab Putensenf seinen ungebetenen Kommentar ab. »Und das wird in Deutschland besonders hart verfolgt.«
»Sie können überlegen, was schwerer wiegt: das Strafmaß, das Ihnen
die deutsche Justiz aufbürden wird, oder die Rache Stupinowitschs, der mit
Sicherheit Sie für dieses Desaster verantwortlich machen wird.«
Battaligia war blass geworden.
»Das ist alles Humbug, was Sie erzählen«, sagte er mit schwacher
Stimme und probierte erneut, den Anwalt zu erreichen.
Frauke ließ die beiden Männer abführen.
»Fuck you«, rief ihr
Trapattoni zu, als ihn zwei stämmige Polizisten an den Oberarmen packten und
hinauszerrten.
Frauke machte einen Rundgang durch alle Räume, sah den Beamten bei
der Durchsuchung zu und erfuhr, dass man bisher nichts weiter habe finden
können. Lediglich eine Heckler & Koch P 9 S
sowie etwa dreißig Patronen 9 mm
Parabellum.
»Wo haben Sie die Waffe gefunden?«, fragte sie einen Uniformierten.
»Im Büro. Sie lag im Schreibtisch.«
»Haben Sie Hinweise auf ein Gewehr finden können?« Frauke dachte an
die Mordwaffe, mit der Friedrich Rabenstein erschossen worden war.
Der Beamte schüttelte den Kopf.
Ein anderer Polizist begleitete einen mit Handfesseln
ruhiggestellten Schwarzafrikaner durch den Raum.
»Den haben wir in einer Abstellkammer gefunden«, erklärte der
Beamte. »Der war für den Abwasch und die Küche zuständig.« Der Beamte
schüttelte sich dabei. »Ein einziges Dreckloch. Und er hier«, dabei zeigte er
auf den Dunkelhäutigen, »hat da auch noch gewohnt.«
Nachdem alle Personalien aufgenommen, die beschlagnahmten Drogen und
Medikamentenfälschungen sichergestellt und die Mädchen abgeführt worden waren,
blieb einzig die barbusige Frau hinterm Tresen übrig. Sie hatte ihre Blöße
inzwischen mit einer halbdurchsichtigen Bluse verdeckt, ohne die üppigen Launen
der Natur mit einem Büstenhalter zu bändigen. Frauke konnte sich nicht
vorstellen, dass Männer an so etwas Gefallen finden würden.
Unwillkürlich schweiften ihre Gedanken kurz zu Georg ab. Sie hatte
bei ihm noch nie bemerkt, dass er sie gemustert hatte, ihre frauliche Figur mit
den Augen gescannt und seinen Blick auf den weiblichen Attributen hat verweilen
lassen. Warum interessierte sich Georg für sie, wenn nicht in ihrer Eigenschaft
als Frau? Bei aller Geheimniskrämerei musste ihm klar sein, dass sie doch
hinter seine Identität kommen würde.
Frauke nickte der Bardame zu.
»Wir werden uns jetzt zurückziehen. Ich gebe das«, sie ließ ihren
Blick durch das Lokal schweifen, »Etablissement wieder frei. Uns soll niemand
vorwerfen, wir würden den Geschäftsbetrieb stören.«
»Pöh«, war der einzige Kommentar der Blonden, die sich in einen
Whiskybecher zwei Fingerbreit eingeschenkt hatte und die goldene Flüssigkeit
mit einem Schluck in sich hineinlaufen ließ.
ZEHN
Putensenf sah übermüdet aus. Ihm
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