Niedersachsen Mafia
das
Überraschungsmoment.
»Woher wissen Sie das?«, fragte Madsack erstaunt.
»Bauchgefühl«, antwortete Frauke lapidar.
»Wenn Frauen von ihrem Bauchgefühl sprechen, heißt das meistens,
dass sie schwanger sind«, knurrte Putensenf.
»Und wenn Sie von Ihrem Bauchgefühl reden, gärt wahrscheinlich das
Bier, das Sie zu viel getrunken haben.« Dann drehte sie sich ostentativ zu
Madsack um. »Wir können nachweisen, dass Trapattoni das Motorrad zumindest
berührt hat.«
»Das ist als Beweis aber sehr dürftig«, warf Putensenf ein. Frauke
überraschte die ruhige, sachliche Tonlage des Kriminalhauptmeisters.
»Mir ist noch etwas aufgefallen«, meldete sich Schwarczer zu Wort
und fuhr fort, als Frauke ihm zunickte. »Als wir Trapattoni im Sexclub besucht
haben, hat er ein Kaugummi ausgespuckt. Ein weiteres Mal bin ich ihm begegnet,
als ich ihn hier im LKA verhört
habe. Auch dabei hat er unablässig Kaugummi gekaut.«
Madsacks Augen leuchteten auf. Bevor Frauke ihren Gedanken
aussprechen konnte, der auch Schwarczer gekommen war, erklärte der
Hauptkommissar: »Wenn jemand ständig Kaugummi bearbeitet, wird er es auch
benutzt haben, als er in der Lister Meile auf dem Motorrad saß und darauf
gewartet hat, dass ihm der Unbekannte grünes Licht für das Attentat auf Sie
gab.«
»Nicht auf mich, sondern auf Friedrich Rabenstein. Man hatte nicht
vor, mich zu exekutieren, sondern wollte ein Zeichen setzen.« In der
Zwischenzeit war man aber zu anderen Erkenntnissen gekommen, dachte Frauke für
sich, und hat es schon auf mein Leben abgesehen.
»Das Warten bedeutet auch für einen Profi eine gewaltige
Nervenanspannung«, setzte Madsack seinen Gedanken fort. »Da kann es durchaus
sein, dass er das mit Kaugummi überbrückt hat.«
»Das er direkt vor der Tat ausgespuckt hat«, ergänzte Schwarczer.
»Wir haben Zeugenaussagen, die uns ziemlich genau den Ort
beschrieben haben, an dem das Motorrad mit den beiden Männern gewartet hat«,
schloss Frauke die Überlegung und sah Putensenf an.
»Eine gewagte Theorie«, erwiderte der.
»Ich habe eine Führungsaufgabe für Sie, Putensenf. Organisieren Sie
ein paar Leute und suchen Sie den Ort ab. Sammeln Sie alles auf, was auch nur
entfernt wie ein Kaugummi aussieht.«
»Bin ich denn der Leo?«, empörte sich Putensenf. »Ist das jetzt die
Rache der Frau ?«
»Nein, Leo«, sagte Frauke und lächelte süffisant. »Das ist eine
klare Anweisung Ihrer Teamleiterin. Leiter in «, überbetonte sie die
die letzten beiden Buchstaben.
»Ich habe in der Zwischenzeit den Bericht über den Tod von Kurt
Buggenthin sowie dem zweiten Opfer der gefälschten Medikamente in Bad Bevensen
erstellt und dabei auch die anderen Fälle erwähnt, in denen es Komplikationen
nach der Einnahme des Präparats gab«, mischte sich Madsack ein.
»Das ist ein guter Ansatz. Den müssten wir noch ergänzen um …«,
lobte Frauke, wurde aber von Madsack unterbrochen.
»Natürlich habe ich auch auf die Beziehung zum Verteiler Günter
Blechschmidt, das Attentat auf ihn, auf den Kurierfahrer und die Durchsuchung
des Umschlagplatzes in Göhrde verwiesen. Sie wissen – die abseits gelegene
Feldscheune. Auch Necmi Özden taucht auf.«
»Ist der inzwischen wieder aufgetaucht, nachdem er angeblich mit der
Tageseinnahme vom Wochenmarkt in Stöcken verschwunden ist?«
Betretenes Schweigen in der Runde sagte Frauke, dass zu diesem Punkt
keine aktuellen Informationen vorlagen.
»Wenn Sie einverstanden sind«, wandte sich Schwarczer an Frauke,
»würde ich das italienische Restaurant aufsuchen, in dem Sie Stupinowitsch,
Rossi, den Anwalt und den Unbekannten angetroffen haben.«
»Gut«, stimmte Frauke zu.
»Das könnte ich doch machen …«, warf Putensenf ein. »Und er«, dabei
zeigte er auf Schwarczer, »organisiert die Suche nach dem Kaugummi. Das war
schließlich auch seine Idee.«
»Putensenf! Sie fahren in die Lister Meile und sondieren das Areal.
Sie sind schließlich unser Experte für klebrige Sachen. Wie sagen die
Hannoveraner? Basta! Und Sie, Madsack, helfen mir bitte bei der Vorbereitung
unserer nächsten Aktion.«
»Darf man erfahren, um was es sich handelt?«, fragte Putensenf.
»Ja«, erwiderte Frauke. »Heute Abend. Pünktlich um zweiundzwanzig
Uhr. Hier auf dem Hof des LKA .«
»Überstunden?«
»Ja, Putensenf. Ihre Gattin hat mich angesprochen. So von Frau zu
Frau. Sie möchte endlich einmal einen ruhigen und schönen Abend verbringen.
Deshalb ziehe ich Sie aus dem häuslichen
Weitere Kostenlose Bücher