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Niederschlag - ein Wyatt-Roman

Niederschlag - ein Wyatt-Roman

Titel: Niederschlag - ein Wyatt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PULP MASTER Frank Nowatzki Verlag GbR
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rasiert, doch die meisten hatten Seife benutzt statt Shampoo und ihre Haut war gerötet von stumpfen Elektrorasierern, und so machten alle einen ungewaschenen, ungekämmten Eindruck. Das hier war kein Ort für ein Rendezvous mit der Süßen.
    Steer schüttelte seine Traurigkeit ab. Energie und Scharfsinn übernahmen wieder das Ruder. »Schön, dich zu sehen, Schatz.«
    Â»Ich bin auch froh, dich zu sehen.«
    Â»Chaffey soll dafür sorgen, dass ich ins Untersuchungsgefängnis überführt werde.«
    Denise berührte seinen Handrücken. »Ich habe heute Morgen mit ihm gesprochen. Er arbeitet dran.«
    Steer warf ihr einen Blick zu, der Bände sprach. »Sonst noch Neuigkeiten?«
    Â»Er hat angerufen, bevor ich losgegangen bin. Er ist zuversichtlich.«
    Â»Zuversichtlich?«, stieß Steer hervor. »Was glaubt er wohl, wofür ich ihn bezahle? Ich will Ergebnisse.«

    ACHT

    Das Hotel Windsor, hatten Vallance und Allie gesagt und gefragt, ob er sie dort abholen und nach Hause, nach Westernport, bringen könne. Vielleicht besaßen sie keinen Wagen, vielleicht fuhren sie nicht Auto — egal, nachdem Raymond sich von Chaffey verabschiedet hatte, ging er in sein Apartment, um sich umzuziehen und die Schlüssel seines XJ6 zu holen. Er fuhr zum Windsor, stellte den Wagen draußen ab und rief über das Haustelefon in ihrem Zimmer an.
    Â»Sind schon auf dem Weg«, sagte Vallance.
    Raymond ging zurück und wartete im Wagen. Sicher war sicher, hier mitten im Zentrum konzentrierten sich die Aktivitäten der Cops. Das Windsor. Knapp bei Kasse schienen Vallance und Allie nicht zu sein — es sei denn, alles war nur Staffage.
    Während er wartete, kreisten seine Gedanken um Chaffeys Vorschlag. Hundert Riesen für den Diebstahl einer Gemäldesammlung hieß: Hier sprang mehr heraus, noch dazu mit geringerem Risiko als bei einem Bankraub, es lohnte sich also, die Sache in Betracht zu ziehen — vorausgesetzt, er fände einen Partner, der fit war.
    Schenkte man Chaffey Glauben, war Kunstdiebstahl nach Drogenhandel das lukrativste Verbrechen weltweit. Gestohlene Gemälde landeten in Privatsammlungen, wurden im Handel mit Waffen und Drogen eingesetzt, für ein Drittel ihres Marktwertes an zwielichtige Galeristen und Kunsthändler verhökert oder gegen Zahlung eines Geldbetrages an die Versicherungen oder Eigentümer zurückgegeben. Die australische Polizei hatte eine Aufklärungsrate von nur zwanzig Prozent. Sie waren gezwungen, sich durch Computerdateien zu arbeiten, die gestohlene Kettensägen und Laptops neben Picassos und Renoirs auflisteten. Sicherheitsvorkehrungen waren den meisten Galeristen zu kostspielig und der Großteil der Privatsammler führte nur unvollständige Bestandslisten.
    Laut Chaffey gab es nur in einem Zeitraum von achtundvierzig Stunden die Gelegenheit, die Gemälde zu stehlen. Das Gebäude, in dem sie sich befanden, wurde gerade renoviert und für achtundvierzig Stunden — einen Samstag und einen Sonntag lang — sollte der Strom abgestellt und die Gemälde in einem Lagerraum weggeschlossen werden. Keine Kameras, keine Alarmanlage, achtundvierzig Stunden lang. Lediglich ein paar verschlossene Türen und ab und an ein Nachtwächter auf seiner Runde.
    Zwanzig Minuten später erschienen Allie und Vallance mitsamt ihren Koffern. Sie trugen Jeans und Polohemden, edles Zeug. Raymond wurde nicht schlau aus ihnen. Die Jeans saßen recht locker an Vallance’ knochigen Hüften und er wirkte nicht authentisch, irgendwie zu alt für das Bild, das er der Öffentlichkeit präsentierte. Ganz anders hingegen Allie. Was hatte sie nur mit ihm zu schaffen? Raymond wollte sie knacken wie eine Nuss.
    Vallance setzte sich auf den Rücksitz. Allie glitt auf den Beifahrersitz und ihre langen Schenkel beschäftigten augenblicklich Raymonds Phantasie. Vallance beugte sich nach vorn, in die Lücke zwischen den Sitzen. »Nun, diese Reise verpflichtet zu nichts, okay? Sie müssen sich nicht festlegen. Übernachten Sie erst mal in unserem Sommerdomizil. Morgen früh stechen wir in See, schauen uns das Wrack an und dann denken Sie darüber nach. Aber ich möchte Sie bitten, es für sich zu behalten. Ich glaube, Sie verstehen schon.«
    Â»Kein Thema«, erwiderte Raymond.
    Er startete den Jaguar und fädelte sich ein in den Verkehr. Weder Allie noch Vallance verloren ein Wort

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