Niederschlag - ein Wyatt-Roman
Ich, Allie, Sie und drei andere. Jeder ein Sechstel.«
»Das meine ich nicht. Ich meine, welche Art Expedition wollen wir auf die Beine stellen?«
Er bemerkte, dass Allie sich bewegte. Sie blickte ihn an und ihre Knie zeigten jetzt in seine Richtung. Raymond hatte darüber in einem Buch zum Thema Körpersprache gelesen. Schlugen Frauen die Beine übereinander oder wandten sie ihr Gesicht ab, signalisierten sie unbewusst, dass sie nicht mit einem vögeln wollten. Allie signalisierte das nicht. Sie signalisierte, dass sie ihn wollte, eindeutig. Raymond hörte kaum hin, als Vallance weitersprach.
»Wir brauchen ein Schiff, auf dem wir einige Tage komfortabel leben können. Eins mit einer Winsch, einem groÃzügigen Deck und Laderaum. Wir werden verschiedene Arten von Metalldetektoren benötigen, ein Sonar, eine Unterwasservideokamera, einen Tauchschlitten, vielleicht sogar einen Tauch-Scooter.«
Für Raymond waren das nur Worte. Er war mehr an der Geheimniskrämerei interessiert. »Ich habe den Eindruck, Sie wollen vermeiden, dass andere von der Unternehmung erfahren. Wie gedenken Sie, alles zu arrangieren und ein paar Tage mit der Suche auf See zu verbringen, ohne dass jemand Wind davon bekommt?«
»Sie haben Recht«, erwiderte Vallance ruhig. »Warum die Neugier anderer wecken? Ich beabsichtige, in einem Hafen ein adäquates Schiff zu mieten und die Gerätschaften in diversen anderen Häfen in Victoria und Tasmanien zu kaufen.«
»Brauchen wir all diese Geräte?«
»Die Münze, die Sie da haben, gehört zu einer kleineren Anzahl Münzen, die ich bei einem schnellen Tauchgang entdeckt habe. Der Rest ist von den Fluten begraben. Es bedarf einiger Anstrengung, das zu bergen. SchlieÃlich liegt alles einhundertundsiebzig Jahre zurück.«
»Ich habe mal ein bisschen Sporttauchen gemacht, mehr nicht«, sagte Raymond.
»Das reicht für den Tauchgang morgen. Da geht es nur ums Erkunden. Ich garantiere Ihnen, Sie werden nicht enttäuscht sein. Wenn die Phase der Bergung anläuft, übernehme ich das Tauchen. Ich habe hinlänglich Erfahrung.«
»Wie lange wird es dauern?«
»Die Bergung selbst?«
Raymond nickte.
»Mehrere Tage, vielleicht ein paar Wochen. Zuerst müssen wir das Wrack lokalisieren â «
»Ich dachte, das hätten Sie bereits.«
»Was ich gefunden habe, waren einzelne Münzen, die freigeschwemmt wurden. Das Wrack selbst, in dem sich der Schatz befindet, könnte im Laufe der Zeit ein ganzes Stück weiter getrieben sein. Vielleicht ist es sogar auseinandergebrochen und die Einzelteile liegen in einem Umkreis von mehreren hundert Metern verstreut. Also ermitteln wir zuerst die Position des Wracks, erstellen dann eine Karte der Umgebung, beginnen mit der Bergung und tragen alle Funde auf der Karte ein. Das gibt uns einen besseren Ãberblick über die Verteilung der Fundstücke.«
Inzwischen waren sie von der Autobahn abgebogen und fuhren die Dandenong-Hastings Road südwärts, vorbei an überschwemmten Ackerland. Raymond sah auf seine Armbanduhr. Es war fast schon Mittag und Zeit für den Lunch.
»Wann fahren wir raus?«
»Ganz früh am Morgen«, sagte Allie.
Raymond vernahm ihr Gurren dicht an seinem Ohr, als sie auf ihrem Sitz nach einer bequemeren Sitzposition suchte. Er mochte ihre Stimme. »Also bleibe ich über Nacht in Ihrem Sommerdomizil.«
»Möge es auch noch so bescheiden sein«, meinte Vallance.
»Haben Sie ein eigenes Boot?«
»Einer unserer Freunde hat einen Bootsverleih. Er wird uns am Morgen rausfahren«, sagte Allie.
»Der gute alte Quincy«, sagte Vallance.
»Der gute alte Quincy«, stimmte Allie zu.
Raymond runzelte die Stirn. »Wie viele Leute sind an der Sache beteiligt?«
Allies kühle Finger berührten sein Handgelenk. »Das ist schon in Ordnung. Quincy gehört nicht dazu. Bisher haben wir drei von vier Investoren.«
Raymond bekam den Mund nicht mehr zu. »Bereits drei von vieren! Tatsächlich? Wer sind sie?«
Vallance gab sich mit einem Male reichlich bedeckt. »Sie verstehen sicherlich, dass sie im Hintergrund bleiben wollen. Es handelt sich ausschlieÃlich um Geschäftsleute. Sie haben ihre fünfzigtausend bezahlt.«
»Was, wenn ich nein sage?«
»Das nähme ich Ihnen nicht übel. Wir würden uns dann an einen unserer anderen Interessenten wenden. Es
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