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Niederschlag - ein Wyatt-Roman

Niederschlag - ein Wyatt-Roman

Titel: Niederschlag - ein Wyatt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PULP MASTER Frank Nowatzki Verlag GbR
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nächsten Stunden nicht vermisst würde.
    Er machte sich auf den Weg. Unweit der Anlegestelle lag eine Gegend bescheidener Seitenstraßen, wo die Häuser dicht an dicht standen und die Familienkutschen in den Einfahrten parkten oder auf der Straße, sei es am Bordstein oder auf dem Grünstreifen. Doch als ein Hund bellte, trat Wyatt den Rückzug an.
    Weit und breit keine Autowerkstätten. Er erinnerte sich, dass die meisten außerhalb von Hastings lagen. Man sah oft abgestellte Autos vor Autowerkstätten, die dazugehörigen Schlüssel hingen irgendwo drinnen an einem Brett.
    Er ging zurück zum Landesteg. Vorhin hatte Wyatt den bunten Haufen aus Kombis und kleineren LKWs dort schlichtweg ignoriert — Fahrzeuge von Fischern, allesamt Rostlauben mit zusammengewürfelten Karosserieteilen und einem halben Dutzend Kfz-Aufklebern auf den Windschutzscheiben. Er stellte sich die Innenräume vor, die ausgeleierten Federungen, überquellende Aschenbecher, umherrollende Getränkedosen und die unzuverlässige Elektrik. Die Polizei von Hastings mochte ein Auge zudrücken und einem Fischer erlauben, ausschließlich zwischen seinem Wohnort und dem Landesteg zu pendeln, aber Wyatt bezweifelte, dass abgefahrene Reifen, Rost und gesplitterte Windschutzscheiben in Melbourne durchgehen würden.
    Aber hatte er eine Wahl?
    Allerdings konnte er das Risiko niedrig halten, wenn er zum Beispiel Springvale ansteuerte, war zwar auch ziemlich nah der Innenstadt, aber ein Ort, wo er nicht auffiele. Und dann von dort ein Taxi nehmen.
    Vielleicht drei oder vier Taxifahrten — mal nach Norden, mal nach Süden, während er sich allmählich der City näherte, so dass jeder, der sich mit seiner Route beschäftigte, keinen Sinn darin sehen könnte — und dann mit der Straßenbahn zu einem großen Verkehrsknotenpunkt wie Kew Junction.
    Wyatt sah auf seine Armbanduhr. 4 Uhr 35. Er hoffte, dass es für das erste einlaufende Fischerboot noch zu früh war. Er hoffte, die Mannschaft hätte beim Anlegen alle Hände voll zu tun, damit zusätzlich Zeit verginge, bis es einem von ihnen auffiel, dass seine alte Karre auf dem Parkplatz fehlte.
    Wyatt ging die Reihe der Fahrzeuge entlang, probierte Fahrertüren, sah nach Zündschlüsseln. Die meisten Autos waren unverschlossen — schließlich gab es nichts, was sich zu stehlen lohnte —, aber Fehlanzeige bei den Zündschlüsseln.
    Dann suchte er hinter Stoßstangen, zwischen Felgen und fand jede Menge Rost, jede Menge Schmutz. Er fand auch einen kleinen Metallbehälter von der Größe einer Streichholzschachtel, der von einem Magneten in der Felge eines Valiant-Kombi gehalten wurde.
    Der Motor machte keine Schwierigkeiten. Er brummte los, und als er endlich ansprang, konnte Wyatt den Kolben schwingen, die Stößel rasseln hören und den Geruch des öligen Abgases einer schlechten Verbrennung riechen. Der Sitz sackte durch, Rückenschmerzen, ein steifer Nacken und steife Schultern schienen programmiert. Wyatt hielt sich fit, aber er war in den Vierzigern und achtete auf bestimmte Dinge wie Größe und Form von Autositzen, in die er sich setzte, oder Betten, in die er sich legte.
    Aber die Scheinwerfer funktionierten, der linke war zwar höher eingestellt als der rechte, dafür aber fand Wyatt in den Rückwärtsgang, ohne ein Zahnrad im Getriebe zu lädieren. Die Tankuhr stand fast bei null. Entweder ist der Tank leer oder die Anzeige defekt, dachte er. Er konnte es sich nicht erlauben, irgendwo hier zu tanken. Zuerst musste er eine gewisse Distanz zwischen sich und diesem Ort herstellen.
    Wyatt fuhr über Land nach Frankston. Im kalten Licht der Dämmerung wurde der Nebel sichtbar, hing in den Senken neben der Straße, über Bächen und Hügeln, schwebte als zarter Schleier über der Straße und zwang Wyatt zu blinzeln, als habe sich ein Film über seine Augen gelegt, den er entfernen musste. Er erinnerte sich an die Nebel seinerzeit auf der Mornington Peninsula. Es hatte Tage gegeben, da war er auf dem Rückweg von einem Überfall auf eine Bank oder einen Geldtransporter in diesen Nebel geraten. Das war die Zeit, bevor er die Flucht hatte antreten müssen. Und sie lag weit zurück.
    Der Motor spuckte, bockte, spuckte wieder. Wenigstens funktionierte jetzt die Tankuhr. So holperte Wyatt durch die verwirrende Straßenführung Somervilles und auf die

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