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Niederschlag - ein Wyatt-Roman

Niederschlag - ein Wyatt-Roman

Titel: Niederschlag - ein Wyatt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PULP MASTER Frank Nowatzki Verlag GbR
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mit einer langen Vorgeschichte, die keiner genauen Untersuchung standhalten würde, und so war er abermals auf der Flucht.
    Treffpunkt war ein Parkhaus an der Londsdale Street. Er ging hinein, begab sich in die dritte Ebene und streifte durchs Halbdunkel. Die Decke erschien ihm sehr niedrig, die Luft war verbraucht, abgasgeschwängert und voller schwer zu ortender Geräusche. Am deutlichsten hob sich ein gleichmäßiges, hohles Dröhnen ab.
    Er bezog Posten hinter einem Betonpfeiler. Heneker hatte sich als groß, tendenziell dünn, mit blauem Anzug und einer Ausgabe des TIME in der Hand beschrieben. Als der Mann von der Versicherung endlich auftauchte, beobachtete Wyatt ihn einige Minuten lang. Heneker empfand offenkundig Unbehagen, hielt das Magazin gegen seine Brust, als gelte es, Pfeile damit abzuwehren. Wyatt nahm an, dass er ähnlich empfände, steckte er in Henekers Haut, und trat in das schwache Licht. »Mr. Heneker.«
    Erleichtert drehte Heneker sich um. »Dachte schon, Sie kommen nicht mehr.« Er hustete. »Was haben Sie für mich?«
    Wortlos reichte Wyatt ihm das Collier. Heneker nahm es, fuhr sich mit dem Ärmel über das Gesicht und sagte: »Eine Fälschung.«
    Für eine Sekunde zögerte Wyatt. »Vielleicht sind die Lichtverhältnisse für Sie nicht ausreichend.«
    Heneker sah sich nervös um, dann sagte er leise und mit konspirativem Unterton: »Sie verstehen nicht. Es ist eine Imitation. Es sind alles Imitationen, sämtliche Stücke der Sammlung.«
    Wyatt sagte nichts. Er verlagerte sein Gewicht auf die Zehen, bereit, im Halbdunkel zu verschwinden.
    Â»Vorzügliche Imitationen, keine Frage«, sagte Heneker und schien sich wieder gefangen zu haben. »Man muss schon Experte sein, ich meine, die Fassungen sind echt, allein das Weißgold ist einiges wert, aber die Steine sind samt und sonders erstklassige Fälschungen.« Er zuckte die Achseln. »Das Asahi-Management bekam kalte Füße. Man wollte die Versicherungsprämie für die echten Steine nicht bezahlen, also haben wir einen speziellen Deal für gefälschte Ausstellungsstücke gemacht. Die Sammlung tourte durch Neuseeland und Australien, ohne dass jemand davon wusste.«
    Â»Und warum haben Sie mir nicht gleich am Telefon gesagt, dass ich mich verpissen soll?«
    Heneker schwenkte das Collier in der Luft. »Das sind keine billigen Kopien. Hat zwanzig Riesen gekostet, sie anzufertigen. Wir wollen sie wieder zurück.«
    Â»Wie viel?«
    Heneker dachte nach, das schaukelnde Collier am Zeigefinger. »Ich bin berechtigt, fünf anzubieten.«
    Wyatt lächelte ein Haifischlächeln, dann lachte er, ein hartes Bellen in vergifteten Luftschichten zwischen Betonboden und -decke. »Fünf? Heißt das hundert oder tausend?«
    Â»Tausend«, erwiderte Heneker und steckte das Collier ein.
    Â»Mein Gott!«
    Wyatt drehte sich um, bereit, ins Dunkel abzutauchen.
    Â»Sie kehren fünftausend Dollar einfach so den Rücken?«
    Keine Antwort. Wyatt ging weiter. Heneker sagte ein wenig verzagt und auf Zeit spielend: »Ich hab die fünf Riesen dabei, in meiner Tasche.«
    Wyatt blieb stehen, kam dann zurück und sagte völlig gelassen: »Folgender Deal: Sie geben mir die fünf Riesen und ich sage Ihnen, wo die restlichen Stücke sind.«
    Heneker schüttelte den Kopf. »Sie müssen ziemlich verzweifelt sein, mein Freund. Zuerst bringen Sie mir die gesamte Asahi-Sammlung, dann bekommen Sie die fünftausend.«
    Sie kamen, begleitet vom Geräusch quietschender Reifen auf der Rampe und von Ledersohlen auf Beton. Augenblicklich verlagerte Wyatt sein Gewicht, rammte Heneker ein Knie in den Unterleib und trat im nächsten Moment dem Mann gegen das Schienbein, der »Polizei! Auf den Boden! Polizei! Auf den Boden!« geschrien hatte.
    Beide Männer gingen zu Boden. Wyatt griff den nächsten Cop an. Er hörte einen Knochen knacken und einen langgezogenen Schrei. Und dann rannte er inmitten dieses Lärms und Durcheinanders davon.

    DREI

    Wenn diese Leute auch nur die leiseste Ahnung hätten, dass ich der Buschbandit bin, dachte Raymond, sie würden sich in die Hosen pinkeln, ihre Drinks verschütten, ihre Toupets verlieren und so stark zittern, dass ihre Türme aus Jetons umfielen. Diese Männer mit rosiger, weicher Haut, die Frauen wie wettergegerbt durch Solarien und Diäten, sie sprachen überzeugt

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