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Niederschlag - ein Wyatt-Roman

Niederschlag - ein Wyatt-Roman

Titel: Niederschlag - ein Wyatt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PULP MASTER Frank Nowatzki Verlag GbR
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und selbstsicher — von Fusionen, unverhofften Gewinnen, Übernahmen, einstweiligen Verfügungen, Gerichtsverfahren, vom Kampf gegen Gewerkschaften —, aber das war alles nur heiße Luft. Manchmal war Raymond versucht, nur so aus Spaß seine abgesägte Schrotflinte zu ziehen, für das Vergnügen, Gier und Selbstzufriedenheit aus ihren Gesichtern zu tilgen, Gefängnis zu riskieren.
    Doch nicht alle waren so. Raymond spielte an einem Roulettetisch der hohen Einsätze in der äußersten linken Ecke eines der oberen Salons. Sicherlich, es war ein Tisch, der den ganz normalen Spieler anzog, gelegentlich zog er aber auch den abgeklärten asiatischen Spieler an, der mit undurchdringlicher Miene ein Vermögen gewann oder verlor, ohne das Bedürfnis zu verspüren, es der ganzen Welt mitzuteilen, oder den Profi aus Europa oder den Staaten und manchmal den Geschäftsmann mittleren Alters, der auf seine Gesundheit achtete und kein Aufhebens davon machte, wie bedeutend er war.
    Besagter Roulettetisch brachte Raymond Glück. Oder zumindest wusste er, dass es Unglück brachte, wechselte er zu einem der anderen Tische. Im Schnitt lag er vorn — ein Gewinn von zwölf Riesen in einer Nacht, ein Verlust von acht oder neun in einer anderen. Vor einer Woche hatte er fünfundzwanzig gewonnen. Zwei Nächte später hatte er dreißig verloren. Natürlich bedeutete dies, dass er ein ganz nettes Leben führte, aber viel Bares hatte er nicht in der Tasche. Heute Nacht lag er hinten, ein Großteil des Geldes aus dem Banküberfall war bereits draufgegangen.
    Ein relativer Begriff, verlieren. Raymond hatte nie das Gefühl, in Rückstand zu geraten, nicht, solange er da draußen einfach einen weiteren Job durchziehen konnte, um seine Reserven aufzustocken. Von den Vorzügen ganz zu schweigen: Frauen und ihre lasziven Blicke, Bekanntschaften wie die mit Chaffey, den er beim Seven Eleven kennengelernt hatte, und das berauschende Land der Illusionen aus Smokings, knisternder weißer Baumwolle, schulterfreien Kleidern und mittendrin, im gedämpften künstlichen Tageslicht sein schmales Gesicht und die sensitiven Hände.
    Eine Anzahl von Stammgästen spielte an diesem Tisch. Andere sahen lieber zu. Man kannte sich vom Sehen, aber in den letzten Wochen fand sich Raymond mehr und mehr in der Gesellschaft eines Mannes namens Brian Vallance und dessen Freundin, Allie Roden, wieder.
    Er beobachtete sie jetzt, während er seine Jetons stapelte. Vallance, der beweglich und zupackend wirkte, hatte eine olivfarbene Haut, ein festes Kinn mit einem kurz geschnittenen grauen Bart und besaß das gesunde Aussehen eines Mannes, der sich viel an der frischen Luft bewegte. Aber Raymond war sich nicht sicher, ob er Vallance mochte. Knapp unterhalb der Oberfläche lauerte ein mürrisches Wesen, der Mund hatte einen vulgären Zug und in seiner Körpersprache gab sich Vallance zugeknöpft. Der Mann war um die fünfzig und das hieß, er war etwa fünfundzwanzig Jahre älter als seine Freundin.
    Sie war eine Augenweide. Allie Roden und ihr volles kastanienbraunes Haar, das ihr fein geschnittenes Gesicht wie Flammen umspielte. In ihren grünen Augen lag eine Art sich langsam verzehrendes Feuer, sie hatte weiße Haut, eine wunderbare Figur und die Angewohnheit, den Kopf in den Nacken zu werfen und laut aufzulachen. Wenn sie das tat, hätte Raymond ihr am liebsten in den Hals gebissen.
    Sie kam um den Tisch herum, während der Croupier sich auf die nächste Drehung der Roulettescheibe vorbereitete. Raymond fühlte ihre Hand, die kurz sein Handgelenk berührte, nahm Allies Duft wahr — einen Hauch einfacher Seife und Körperpuder —, während ihre Lippen sein Ohr streiften. »Lust auf einen Drink, wenn Sie hier fertig sind?«, murmelte sie.
    Raymond wandte den Blick nicht von den Händen des Croupiers, nickte lediglich und spürte, wie Allie zurücktrat und ihre Finger sanft über seine Schulter fuhren. Als er wieder hinsah, stand sie hinter Vallance. Beide blickten ihn eindringlich an und Vallance ließ ein Grinsen aufblitzen.
    Raymond spielte weiter, verlor, gewann, schob Jetons über den Tisch, zog Jetons zu sich heran. Dann gewann er fünf Riesen mit einem Spiel, für ihn das Signal, aufzuhören und mit Vallance und seiner Freundin einen Drink zu nehmen. Er hob eine Augenbraue, neigte den Kopf zur Seite und verließ den

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