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Niederschlag - ein Wyatt-Roman

Niederschlag - ein Wyatt-Roman

Titel: Niederschlag - ein Wyatt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PULP MASTER Frank Nowatzki Verlag GbR
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Mondlicht grau und wenig einladend aussah. Steer hielt neben dem begrünten Seitenstreifen, schaltete den Motor ab und stieg aus.
    Auf der Matte vor der Hintertür lag ein Kelpie. Er fletschte die Zähne. Vielleicht wäre er auf Steer losgegangen, aber er schlug nicht an. Steer schoss ihm geradewegs in den Kopf.
    Im Haus ging ein Licht an. Dann erschien eine Silhouette hinter dem Türglas — Gent, der durch die Scheibe hinaus ins Dunkel spähte. Steer erschoss ihn durch das Glas.
    Steer blieb, wo er war, blinzelte, versuchte, sein Sehvermögen zurückzugewinnen. Schlagender Beweis, was man alles vergessen konnte: seine alte Faustregel — wenn du dich nicht selbst minutenlang blenden willst, dann schau niemals im Dunkeln in ein Mündungsfeuer.
    Um ihn herum blieb es ruhig. Als er wieder sehen konnte, ging er zu dem zerbrochenen Türglas und blickte hinein.
    Gent lag sterbend auf dem Rücken. Er wies die klassischen Symptome eines Bauchschusses auf — graue Färbung des Gesichts, glasige Augen, schweres Atmen und eine flehende Miene, die den baldigen Tod ankündigten. Gent begann heftig zu würgen, dunkles, schaumiges Blut quoll aus seinem Mund, seine Augen weiteten sich, die Zunge trat hervor. Steer wandte sich ab. Er kannte das Endstadium nur zu gut. Gent würde blaugrau anlaufen, in der Farbe des Todes.
    Steer erwog, die Leiche beiseitezuschaffen. Zuerst die Zähne ausschlagen, dann die Fingerspitzen verbrennen und die Leiche schließlich in eine Schlucht werfen. Nicht zu identifizierende Überreste, stünde später in den Zeitungen. Aber die Zeit, die Mühe, zuerst das Haus säubern, dann den Kelpie entsorgen — ach Scheiß drauf!
    Stattdessen ging Steer ins Haus, kehrte das Unterste zuoberst, um alles wie einen brutalen Einbruch aussehen zu lassen. Dabei fand er fünfhundert Dollar in einem Umschlag, mit Klebeband an der Unterseite einer Schublade befestigt, nicht schlecht, Herr Specht, und dann noch vier Riesen und einen Pass, beides im Schlafzimmer, in einem Hohlraum hinter einer Steckdosen-Attrappe in der Fußleiste. Der Pass nützte ihm nichts, denn Gent hatte die breite Physiognomie und die massiven Kiefer einer Bulldogge, zudem hatte Chaffey bereits für einen neuen Pass gesorgt, das Geld aber kam ihm gelegen.
    Schließlich versteckte Steer den Range Rover in einem Schuppen hinter dem Haus. Gent besaß einen Kombi, der unter einem Baum im Hof geparkt war. Er schluckte eine Menge Sprit und hatte nicht mehr viel im Tank.
    Steer dachte darüber nach.
    Etwas unterbrach seinen Gedankengang — eine Taschenlampe, ein Lichtfinger, der langsam über den flachen Boden hinter dem Haus wanderte, und die zitternde Stimme einer älteren Frau. »Mr. Gent? Alles in Ordnung?«
    Steer startete den Kombi und fuhr langsam vom Grundstück herunter. Er hatte kein anderes Haus in unmittelbarer Nähe gesehen, doch offensichtlich gab es eines. Vielleicht würde die alte Schachtel sich umdrehen und in dem Glauben nach Hause gehen, sie habe eine Fehlzündung gehört, aber verlassen konnte er sich darauf nicht. Er brauchte einen anderen Wagen und er musste eine andere Route fahren, eine längere, die tief in den Western District führte und dann nach Norden, in die Region der Goldfelder. Mehr als zwei Tage waren nicht drin, ansonsten käme er zu spät nach Lakes Entrance und verpasste den Frachter.
    Während er sich durch den Western District schlängelte, dachte er über Denise nach. Sie liebte ihn. Das war schön. In seinem Leben hatte es nicht viel Liebe gegeben. Was das Äußere betraf, riss Denise einen nicht unbedingt vom Hocker, immer schnell rot im Gesicht, leicht verschwitzt und irgendwie uneins mit der Welt, aber sie hatte Verstand. Tatsächlich kam er sich neben ihr merkwürdig unzulänglich vor. Er wollte, dass sie ihn bewunderte. Andernfalls wäre da immer dieser nagende Zweifel, ob sie auch nur eine von diesen Frauen sei, die scharf darauf waren, mit einem harten Typen zu vögeln.
    Und Steer dachte über Raymond Wyatt nach — ein Glück, das ihm unvermutet in den Schoß gefallen war.
    Am nächsten Morgen, bei Tagesanbruch, beobachtete er, wie ein Farmer vor einem Blockhaus Marke Fertigteilbau sich mit einem Winken von seiner Frau verabschiedete, in einen Pick-up stieg und wegfuhr. Auf dem Unterstellplatz am Haus stand ein zweiter Pick-up, ein Falcon, und an der Wäschespinne hing

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