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Niederschlag - ein Wyatt-Roman

Niederschlag - ein Wyatt-Roman

Titel: Niederschlag - ein Wyatt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PULP MASTER Frank Nowatzki Verlag GbR
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hätte man nicht mit jedem Mäuschen abziehen können, aber er war davon überzeugt, dass Allie Roden nicht schreiend davonliefe.
    Sie tat es auch nicht.

    NEUNZEHN

    Am Achtzehnten gegen sechs Uhr standen die beiden Fluchtfahrzeuge an ihren Plätzen. Raymond, in Handschuhen und Sturmhaube, bewaffnet mit einer Automatik für sich und einer weiteren für Steer, fuhr mit einem gestohlenen Fairmont langsam in die Seitenstraße neben dem Untersuchungsgefängnis und wartete. Kurz nach sechs schob sich Steer mit den Füßen voran durch das Loch in der Mauer und sprang behände auf den Boden.
    Diese Teile des Fluchtplans verliefen reibungslos. Der erste unvorhergesehene Zwischenfall ereignete sich beim Hinausfahren aus der Seitenstraße. Raymond raste mit dem Fairmont die Straße entlang, ging etwas vom Gas, wollte um die Ecke, auf die Craigie Street fahren, als ein Taxi einbiegen wollte und Raymond seinetwegen zwar auf die Bremse trat, aber dem Taxi dennoch voll in die Seite fuhr.
    Â»Raus«, sagte Steer und gab Raymond ein Zeichen mit der Waffe.
    Â»Los!«
    Der Fairmont war nicht mehr fahrtüchtig, Stoßstange und Kotflügel blockierten den rechten Vorderreifen.
    Â»Zum Taxi!«, rief Steer.
    Der Fairmont hatte beide Türen der Beifahrerseite des Taxis eingedrückt, also hastete Steer zur Fahrerseite. Raymond passte seine Aktionen den Aktionen Steers an. Der riss die Fahrertür auf und zerrte den Fahrer heraus; Raymond riss die Hintertür auf und zerrte den Fahrgast heraus, der ihn wütend mit seiner Brieftasche attackierte.
    Â»Träum nicht!«, schrie Steer. »Steig um Gottes willen ein und drück auf die Tube!«
    Raymond stieg nach Steer ins Taxi und setzte sich hinter das Steuer. Er war wie im Rausch, glaubte, alle Hindernisse mit einem Handstreich aus dem Weg räumen zu können. Diese Empfindungen hatte er auch, wenn er mit einer Schrotflinte eine Bank betrat. Er riss den Hebel in Fahrstellung und zog davon.
    Raymond war jetzt in seinem Element. Er lenkte das Taxi schnell durch den trägen Sonntagsverkehr und auf eine breite, kaum befahrene Allee. Hier brach sich seine Hochstimmung endgültig Bahn. »Ha!«, rief er und schlug auf das Lenkrad. »Ja!«
    Steers große Hand schien sich plötzlich selbstständig zu machen, trieb nach oben und schwang sich wie eine Axt gegen Raymonds Oberlippe. Sein Kopf sauste nach hinten. Der Schmerz war heftig und aus dem Mund schoss Blut.
    Â»Es gibt da einen bestimmten Knochen in der Nase. Trifft man den auf eine bestimmte Weise, rammt er sich direkt ins Hirn. Keine schöne Art zu sterben. Also mach so einen Scheiß nie wieder. Noch einmal so eine Kacke, dann war’s das mit dir.«
    Raymond fühlte sich zutiefst brüskiert und maß Steer mit wütendem Blick. Der Typ war wie Wyatt, nicht mehr der Jüngste, aber kalt entschlossen und effizient in allem, was er tat, dazu ausgestattet mit der Kraft einer Sprungfeder. »Woher sollte ich denn wissen — «
    Â»Du hast nicht aufgepasst«, sagte Steer, »bist einfach durchgeprescht.« Raymond kramte ein Taschentuch hervor und spuckte hinein. Draußen glitten die Straßenlampen vorbei und er fragte sich, was er hier verloren habe mit diesem Psychopathen. Mit seiner heftigen, vorwurfsvollen Art nahm Steer förmlich den gesamtem Innenraum in Beschlag, so dass Raymond sich nicht anders zu helfen wusste, als klein beizugeben. »So weit alles in Ordnung?«
    Â»Fahr einfach.«
    In Thomastown stiegen sie um in den Range Rover. Raymond fühlte sich wie durch den Wind. An der Einfahrt zum Hume Freeway beschleunigte er, überholte einen LKW und setzte sich direkt vor ihn. Er glaubte zu fühlen, wie der Fahrer heftig auf die Bremse trat, dann wurde der Range Rover in Scheinwerferlicht getaucht und eine jammernde Hupe ertönte.
    Â»Sachte, Kumpel«, sagte Steer. »Nutzt nichts, wenn du uns beide umbringst.«
    Raymond entspannte sich. Der Mistkerl schien jetzt etwas nachsichtiger mit ihm zu sein. Sie fuhren schweigend durch die Nacht. »Wie ich gehört habe, bist du Wyatts Neffe«, murmelte Steer nach einer Weile.
    Â»Er weiß nichts von dem hier«, erwiderte Raymond hastig.
    Â»Gut«, sagte Steer. »Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß. Du wirst ein paar Tage mit uns verbringen, stimmt’s?«
    Â»Ja.«
    Steer schien jetzt lockerer, streckte die Beine aus und lehnte seine Schulter

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