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Niederschlag - ein Wyatt-Roman

Niederschlag - ein Wyatt-Roman

Titel: Niederschlag - ein Wyatt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PULP MASTER Frank Nowatzki Verlag GbR
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keine Kinderkleidung. Steer versetzte der Frau einen kräftigen Schlag gegen die Schläfe, der ihr das Bewusstsein raubte, versteckte den Kombi und fuhr mit dem Falcon-Pick-up davon. Gegen Mittag stahl er einen Holden und am Abend einen weiteren Falcon. Die ganze Zeit fuhr er nach Westen, Richtung South Australia. In Dimboola stahl er einen Mazda, stattete ihn mit Nummernschildern von einem Schrottplatz aus, machte kehrt und fuhr bei heftigem Regen die ganze Nacht durch, bis er wieder im Western District war und sich Geelong näherte.
    Auf die Straßensperre war er nicht gefasst. Er fuhr gerade über eine regenglatte Ebene, als er zwischen den tanzenden Scheibenwischern Bremslichter leuchten sah. Er ordnete sich am Ende einer Schlange von Wagen und Nutzfahrzeugen ein und glaubte, Straßenbauarbeiten seien der Grund für den Stau. Als aber ein verdreckter Pick-up aus der Reihe ausscherte, wendete, als noch dazu zwei Motorrad-Cops losschossen, um den Wagen aufzuhalten, wurde ihm klar, dass es sich um keine Baustelle handeln konnte. Er überlegte kurz, welchen Eindruck er und der Wagen machten. Die Pistole befand sich im Handschuhfach, in einer kleinen Werkzeugtasche.
    Er behielt den Seitenspiegel im Blick. Die Bullen hatten den Pick-up gestoppt. Die Fahrerin, eine ältere Frau in Overall und Gummistiefeln, kletterte heraus, hinter ihr drängelte sich ein Kelpie vorbei und sprang auf die Straße. Die Frau fing an zu zetern, einer der Cops lachte, der andere ging zur Ladefläche des Pick-ups und warf einen Blick unter die Abdeckplane. Offenbar wurde er nicht fündig, notierte sich aber das Kennzeichen, und kurz darauf bedeutete er der Frau mit einer Handbewegung, dass sie weiterfahren könne.
    Warum hier?, dachte Steer. Suchen die bereits den gesamten Staat nach mir ab? Der Lieferwagen vor ihm bewegte sich eine Wagenlänge weiter und hielt an. Steer bewegte sich mit ihm. Der Wagen hinter ihm setzte nach.
    Er sah auf seine Armbanduhr. 9 Uhr 20. Er hatte die Nachrichten um neun Uhr verpasst, jetzt musste er bis zehn Uhr auf die nächste Sendung warten.
    Fünf Minuten später kam er an der Straßensperre zum Halten: Drei Streifenwagen, in einer Weise abgestellt, dass eine Verfolgung geradewegs aufgenommen werden konnte. Ein halbes Dutzend Bullen. Zwei weitere Motorräder.
    Am Seitenfenster tauchte ein Gesicht auf; schiefergraue Augen musterten ihn. Durch Steer ging ein Ruck, doch die Miene des Polizisten veränderte sich nicht, nichts, was auf Erkennen hindeutete oder auf unmittelbar bevorstehende Handlungen. »Führerschein und Zulassung bitte, Sir.«
    Â»Was ist denn da los?«, fragte Steer, der wusste, dass jeder das fragen würde.
    Â»Bitte Ihre Papiere, Sir.«
    Steer fischte die Papiere, die Chaffey ihm gegeben hatte, aus dem Handschuhfach. Es juckte ihn, die Pistole zu ziehen.
    Der Bulle reichte ihm die falschen Papiere zurück. »Würden Sie bitte mal den Kofferraum aufmachen, Sir?«
    Steer beugte sich nach unten, um den Knopf für den Kofferraum zu betätigen. Es gab ein schwaches Klicken, als der Verschluss aufsprang. Steer drehte sich um, beobachtete den Cop, der an der einen Seite stand und mit den Fingerspitzen behutsam die Klappe hochhob. Eine Reisetasche mit unauffälliger Kleidung, das war alles.
    Der Cop schloss den Kofferraum und kam zurück.
    Â»Sind Sie auf Urlaub, Sir? Aus Neuseeland?«
    Â»Lausiges Wetter«, sagte Steer. »Wäre besser zu Hause geblieben.«
    Der Polizist trat vom Fenster zurück. »Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, an den Straßenrand zu fahren, Sir, dort hinüber, wo die anderen Fahrer geparkt haben.«
    Â»Weshalb?«
    Â»Reine Routine, Sir, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    Steer sah die zwei Wagen im Schlamm hinter den Streifenwagen. Er vermutete, dass er den beiden Fahrern äußerlich ähnelte. Er startete den Wagen, fuhr von der Straße und stellte den Motor ab. Der Regen kam jetzt eimerweise herunter. Es war ein scheußlicher, treibender Regen, der die ganze Welt auf die Größe einer Telefonzelle reduzierte. Hinter diesem wehenden Wasservorhang verschwammen alle Gestalten, also schraubte Steer die Glühbirne der Innenbeleuchtung heraus, packte seine Pistole ein, machte die Beifahrertür auf, stieg aus, ging hinein in den Regen und schlüpfte aus dem Netz der Polizei.

EINUNDZWANZIG

    Seine Reisetasche lag fertig gepackt auf dem Bett. Wyatt zog sich aus und

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