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Niedertracht. Alpenkrimi

Niedertracht. Alpenkrimi

Titel: Niedertracht. Alpenkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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bin also hingegangen zum Bürgermeister –«
    »Sag bloß, du hast – dein Grundstück? –«
    »Zahlen tun sie gut für meine saure Wiesen.«
    »Ich bin enttäuscht von dir, Schratzenstaller! Ich bin bitter enttäuscht! Der Musterschüler Bakunins verkauft seine Seele an die Behörden!«
    Die Maschine setzte sanft auf. Schratzenstaller gluckste in sich hinein.
    »Jetzt hab ich dich aber drangekriegt! War ein Spaß! Dass du so leicht hinters Licht zu führen bist, Österreicher! Der Bürgermeister hat sich mit keinem Araber getroffen. Der Bürgermeister hat eine Rede eingeübt. Zum vierzigsten Geburtstag seiner Frau.«
    »Hab eh nur so getan, als ob ich drauf reingefallen wär«, knurrte Swoboda und trug einige böse Worte in die Mannschaftsaufstellung von England ein.

    Als der Kommissar aufstand und nach draußen ging, um einer erneuten Strophe des Jennerwein-Liedes zu entkommen, hielt ihn ein kleingewachsener, drahtiger Mann am Arm fest. Jennerwein kannte den Griff, er hatte ihn schon einmal gespürt. Trotz all der entspannten Bierseligkeit und Hmpf-tata-Bratwurstigkeit schaltete er sicherheitshalber auf Verteidigungsbereitschaft. Er lockerte sich erst, als er die Stimme hörte.
    »’n Abend, Kommissar.«
    »Oh – ich habe Sie gar nicht erkannt, so ganz ohne geschwärztes Gesicht.«
    Wie viele harte Krieger (Alexander der Große, Blücher, Napoleon) hatte Hauptmann Stecher weiche und träumerische Züge. Statt einer Antwort schlug er sich mit der Innenseite der geballten Faust an die Stirn und spreizte den kleinen Finger dabei ab. Jennerwein verbeugte sich leicht.
    »Ich habe noch gar keine Gelegenheit gehabt, mich zu bedanken, Hauptmann.«
    »Keine Ursache, Kommissar. Bin froh, dass ich helfen konnte.«
    »Wieso hat Ihr Hubschrauber eigentlich ein Fangnetz?«
    »Damit picken wir zum Beispiel Attentäter aus einer Menge heraus, evakuieren Menschen aus brennenden Straßenzügen, holen Kinder von der Schule ab, lauter Sachen eben, bei denen man keine Luft-Boden-Raketen brauchen kann.«
    Maria tauchte mit einem riesigen Berg Zuckerwatte auf.
    »Darf ich vorstellen«, sagte Jennerwein galant. »Polizeipsychologin Dr.Maria Schmalfuß – Hauptmann Stecher.«
    Stecher machte eine hölzerne Verbeugung. Maria deutete über den Rummelplatz hinweg.
    »Wie wärs, schießt mir einer der Herren ein Herz?«
    Stecher nickte. Der Kommissar prüfte, ob der rechte Zeigefinger schon beweglich genug war, dann nickte er ebenfalls. Es gab Lebkuchenherzen in verschiedenen Größen zu gewinnen, viele trugen die Spritzgußaufschriften
Gsund samma!
und
A Herzerl fürs Herzerl
. Maria deutete auf das größte Herzelherz. Beide Männer behaupteten später, absichtlich danebengeschossen zu haben, um den anderen nicht bloßzustellen.

    »Wenn Sie fünf Bälle nehmen statt drei«, sagte die Frau in der Wurfbude daneben, »dann ist es billiger.«
    »Jetzt fängt die auch noch an«, sagte Toni Harrigl verzweifelt. »Service-Terror, wohin man schaut. Nirgends ist man sicher vor diesen Sonderangeboten!«
    Toni Harrigl hatte keine Lust mehr, sich drinnen im Zelt sehen zu lassen. Überall wurde er verspottet und verlacht. Robespierre war wenigstens geköpft worden, über ihn hingegen ergoss sich die Häme kübelweise, und das wahrscheinlich die nächsten Wochen. Die Frau Gemüsehändlerin Altmüller hingegen, die sich dort drüben an einer Bude gebrannte Mandeln kaufte, die stand im Mittelpunkt!
    »Und wie ist es so im Café Loisach?«, fragte die Budenbesitzerin. »Gibts einen g’scheiten Kaffee?«
    »So lange war ich auch wieder nicht drin«, entgegnete die Gemüsehändlerin.
    Opfer müsste man sein, dachte Toni Harrigl und warf die verbilligten Wurfbälle unkonzentriert auf die Dosen. Er traf natürlich nicht.
    »Eines frage ich mich allerdings immer noch«, sagte die Gemüsehändlerin zur Mandeltandlerin. »Wie kann so viel Falschgeld in meine Kasse kommen! Und nur falsche Fünfziger! Da müsste ja jeder meiner Kunden mit einem falschen Fünfziger gezahlt haben!«

    »Was ich Sie schon immer fragen wollte, Hölleisen«, sagte Nicole Schwattke, die im Bierzelt neben dem Polizeiobermeister saß. »Können Sie eigentlich jodeln?«
    »Ich konnte sogar einmal richtig gut jodeln«, erwiderte Hölleisen stolz. »Ich komme aus einer hochmusikalischen Polizistenfamilie. Mein Vater, der Gendarm Hölleisen, der bald seinen Neunzigsten feiert, der konnte allerdings noch besser jodeln. Schon als kleiner Bub war er der Jodelkönig vom Loisachtal. Er

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