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Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil

Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil

Titel: Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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können doch keine Bauern wohnen,« sagte er zu sich selbst, »denn von Bauerhäusern sehe ich
     ja nichts.«
    Da riefen die wilden Gänse: »Hier wohnen die Bauern wie Edelleute. Hier wohnen die Bauern wie Edelleute!«
    Auf der Ebene waren Schnee und Eis verschwunden, und die Frühjahrsarbeit war im vollen Gange. »Was für lange Krebse sind denn
     das, die da über die Äcker hinkriechen?« fragte der Junge nach einer Weile. »Ochsen und Pflüge, Ochsen und Pflüge!« antworteten
     alle wilden Gänse.
    Die Ochsen bewegten sich ganz langsam über die Äcker hin, man konnte nicht sehen, daß sie sich bewegten, und die Gänse riefen
     ihnen zu: »Ihr kommt nicht vorm nächsten Jahr vorwärts. Ihr kommt nicht vorm nächsten Jahr vorwärts!« Aber die Ochsen bliebenihnen die Antwort nicht schuldig. Sie steckten die Mäuler in die Luft und brüllten: »Wir schaffen mehr Nutzen in einer Stunde
     als solch Gesindel wie ihr in eurem ganzen Leben.«
    An einigen Stellen wurden die Pflüge von Pferden gezogen. Die liefen viel eifriger und schneller als die Ochsen, aber die
     Gänse konnten es nicht lassen, auch sie zu foppen: »Schämt ihr euch nicht, Ochsenarbeit zu tun?« riefen sie den Pferden zu.
     »Schämt ihr euch nicht, Ochsenarbeit zu tun?« – »Schämt ihr selber euch nicht, Tagediebarbeit zu tun?« wieherten die Pferde
     zurück.
    Während die Pferde und Ochsen auf Arbeit waren, ging der Stallwidder daheim im Hofe umher. Er war frischgeschoren und leichtfüßig,
     warf die kleinen Jungen um, jagte den Kettenhund in seine Hütte hinein und stolzierte dann umher, als sei er Alleinherrscher
     auf dem Hofe. »Widder, Widder, was hast du mit deiner Wolle gemacht?« fragten die wilden Gänse, die oben in der Luft vorüberflogen.
     – »Die hab' ich nach der Fabrik in Norköping geschickt,« antwortete der Widder mit einem langgezogenen Blöken. – »Widder,
     Widder, was hast du mit deinen Hörnern gemacht?« fragten die Gänse. Hörner hatte nun der Widder zu seinem großen Kummer niemals
     gehabt, und man konnte ihm keinen ärgeren Tort antun, als ihn danach fragen. Er lief lange umher und stieß in die Luft hinauf,
     so böse war er.
    Auf der Landstraße kam ein Mann gegangen, der eine Schar schonenscher Ferkel vor sich hertrieb, dieerst einige Wochen alt waren und weiter hinauf im Lande verkauft werden sollten. Die trotteten tapfer vorwärts, so klein
     sie waren, und hielten sich dicht zusammen, wie um Schutz zu suchen. »Nuff, nuff, nuff, wir sind zu früh von Vater und Mutter
     weggekommen. Wie soll es uns armen Kindern ergehen?« sagten die kleinen Ferkel. Nicht einmal die wilden Gänse konnten es übers
     Herz bringen, Kurzweil mit solchen armen Kleinen zu treiben. »Ihr kriegt es besser, als ihr's euch träumen laßt,« riefen sie,
     indem sie an ihnen vorüberflogen.
    Die wilden Gänse waren nie besserer Laune, als wenn sie über eine Ebene hinflogen. Da beeilten sie sich nicht, sondern flogen
     von einem Gehöft zum andern und trieben Scherz mit den zahmen Tieren.
    Während der Junge über die Ebene hinritt, mußte er an eine Geschichte denken, die er einmal vor langer Zeit gehört hatte.
     Ganz genau konnte er sich ihrer nicht entsinnen, aber es war etwas von einem Kleid, das halb aus goldgewirktem Brokat, und
     halb aus grauem Fries gemacht war. Aber diejenige, der das Kleid gehörte, bestickte die Friesbahn mit so vielen Perlen und
     edlen Steinen, daß sie schöner und köstlicher schimmerte als der Goldbrokat.
    An dies mit der Bahn aus Fries mußte er denken, als er auf Ostgotland hinabsah, denn das bestand aus einer großen Ebene, die
     zwischen zwei bergigen Waldwiesen eingeklemmt lag, eine nach Norden und eine nach Süden. Die beiden bewaldeten Abhänge lagen
     blau und schön da und schimmerten in der Morgensonne,als seien sie in Goldschleier eingehüllt, und die Ebene, die nur einen winterkahlen Acker nach dem andern ausbreitete, war
     an und für sich nicht schöner zu sehen als grauer Fries.
    Aber die Menschen gediehen anscheinend vortrefflich auf der Ebene, weil sie gut und mildtätig war, und sie hatten sich bemüht,
     sie aufs beste zu schmücken. Wie der Knabe dort hoch oben flog, sah es ihm so aus, als seien Dörfer und Gehöfte, Kirchen und
     Fabriken, Schlösser und Eisenbahnstationen gleich kleinen und großen Kleinodien über die Ebene ausgestreut. Es glitzerte auf
     den Ziegeldächern, und die Fensterscheiben schimmerten wie Juwelen. Gelbe Landstraßen, blanke Eisenbahnschienen und

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