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Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil

Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil

Titel: Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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Führer du würdest.« – »Wennder da mein Verwandter ist, so will ich näher herangehen und ihn mir ansehen,« sagte Graufell. »Nie hätte ich gedacht, daß
     ein Elchstier so gewaltig sein kann.«
    Graufell ging zu den Elchen, kam aber gleich wieder zu Karr zurück, der am Waldessaum stehen geblieben war. »Dich haben sie
     wohl nicht gut aufgenommen?« fragte Karr. – »Ich erzählte ihm, es sei das erstemal, daß ich Verwandten begegnete, und ich
     bat, ob ich nicht bei ihnen auf der Wiese werden dürfe, aber er wies mich ab und drohte mir mit dem Geweih.« – »Es war gut,
     daß du ihm wichest,« sagte Karr. »Ein junger Stier, der noch kein Schaufelgeweih hat, muß sich in achtnehmen, mit den alten
     Elchen zu kämpfen. Wäre es ein anderer gewesen, der ohne Widerstand gewichen wäre, so hätte er im ganzen Walde einen schlechten
     Namen gehabt, aber du, der du ins Ausland reisen sollst, brauchst dich ja nicht an dergleichen zu kehren.«
    Karr hatte kaum ausgeredet; als Graufell kehrt machte und auf die Wiese hinausging. Der alte Elch kam ihm entgegen und sie
     gerieten sogleich in Kampf. Sie setzten die Geweihe gegeneinander und stießen zu, und es endete damit, daß Graufell über die
     ganze Wiese zurückgetrieben wurde. Er verstand offenbar nicht, seine Kräfte zu gebrauchen. Als er aber an den Waldessaum kam,
     setzte er seine Schalen fester in den Erdboden, brach gewaltsam mit dem Geweih drauf los und trieb Hornkrone ein wenig zurück.
     Graufell kämpfte lautlos, während Hornkrone schnob und fauchte. Jetzt war die Reihe an dem alten Elch, über die Wiese zurückgetrieben
     zu werden. Plötzlich hörte man ein starkes Krachen. Von dem Geweih desalten Elchs war eine Spitze abgebrochen. Er riß sich mit Gewalt von Graufell los und lief in den Wald.
    Karr stand noch am Waldessaum, als Graufell zu ihm zurückkehrte. »Jetzt hast du gesehen, was da im Walde ist,« sagte Karr.
     »Willst du nun mit nach Hause gehen?« – »Ja, es wird wohl Zeit,« antwortete der Elch.
    Auf dem Heimwege sprach keiner von beiden. Karr seufzte mehrmals, als sei er über irgend etwas enttäuscht, aber Graufell schritt
     mit hocherhobenem Kopf dahin und schien froh über sein Abenteuer zu sein. Er legte den ganzen Weg ohne das geringste Zögern
     zurück, bis er an die Hecke kam; da aber blieb er stehen. Er warf einen Blick auf die kleine Bucht, in der er bisher gelebt
     hatte, sah den zerstampften Boden, das welke Futter, den kleinen Trog, aus dem er Wasser getrunken und den dunklen Schuppen,
     in dem er geschlafen hatte. »Die Elche sind eins mit dem Walde!« rief er, warf den Kopf zurück, so daß sein Nacken den Rücken
     berührte und stürmte in wildester Flucht in den Wald hinein.
Hilflos.
    In einem Tannendickicht tief drinnen in dem großen Hegewald zeigten sich jedes Jahr im August einige grauweiße Nachtfalter
     von der Art, die Nonnen heißen. Sie waren klein und nicht zahlreich, und fast niemand beachtete sie. Wenn sie ein paar Nächte
     tief drinnen im Walde umhergeflogen waren, legten sie einige Tausend Eier auf die Baumstämme, und bald darauf sanken sie leblos
     zu Boden.
    Wenn es Frühling wurde, kamen einige kleine, punktierte Larven aus den Eiern und machten sich daran, Tannennadeln zu fressen.
     Sie hatten einen guten Appetit, aber sie kamen nie dazu, den Bäumen sonderlich zu schaden, denn sie waren sehr gesucht von
     den Vögeln. Selten entgingen den Verfolgern mehr als einige hundert Larven.
    Die wenigen Larven, denen es vergönnt war, auszuwachsen, krochen auf die Zweige hinaus, spannen sich in weiße Fäden und saßen
     einige Wochen als unbewegliche Puppen da. Im Laufe dieser Zeit wurde in der Regel über die Hälfte von ihnen weggeschnappt.
     Wenn im August hundert beschwingte und voll ausgewachsene Nonnen aus den Puppen herauskrochen, mußte man es ein gutes Jahr
     für sie nennen.
    So ein unsicheres und unbeachtetes Dasein führten die Nonnen viele Jahre lang in der Tannenschonung. Kein Insektenvolk in
     der ganzen Gegend war so gering an Zahl. Und sie würden auch ferner ebenso machtlos und unschädlich geblieben sein, wenn sie
     nicht unerwartet einen Helfer bekommen hätten.
    Daß aber die Nonnen einen Helfer bekamen, hing damit zusammen, daß der Elch das Holzwärterhäuschen verlassen hatte. Graufell
     war nämlich den ganzen Tag nach seiner Flucht im Walde umhergegangen, um sich mit ihm vertraut zu machen. Gegen Nachmittag
     brach er sich einen Weg durch ein Dickicht, und auf der anderen

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