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Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil

Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil

Titel: Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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wußte, wie es zugegangen war.
    Karr und Graufell begaben sich nun in den Wald. Es war eine herrliche, mondhelle Nacht zu Ende des Sommers, aber unter den
     Bäumen war es dunkel, und der Elch bewegte sich mit großer Vorsicht vorwärts. »Es ist vielleicht am besten, wenn wir umkehren,«
     sagte Karr. »Du bist ja noch nie draußen in dem großen Wald gewesen, und du könntest dir leicht die Beine brechen.« Da entschloß
     sich Graufell, schneller und kühner vorzugehen.
    Karr führte den Elch in einen Teil des Waldes, wo mächtige Tannen wuchsen, die so dicht standen, daß kein Windhauch zwischen
     sie hineindringen konnte, »Hier pflegen deine Stammesgenossen Schutz gegen Sturm und Kälte zu suchen,« sagte Karr. »Hier stehen
     sie den ganzen Winter unter offenem Himmel. Aber du kriegst es viel besser da, wo du hinkommst. Du bekommst ein Dach über
     dem Kopf und wirst in einem Stall stehen wie eine Kuh.« Graufell erwiderte nichts; er stand noch da und sog den starken Tannenduft
     ein. »Hast du mir noch mehr zu zeigen, oder habe ich jetzt den ganzen Wald gesehen?« fragte er. – »Nein, noch nicht,« sagte
     Karr.
    Dann ging Karr mit ihm an ein großes Moor und ließ ihn über Grasbüschel und Bebeland hinaussehen.»Auf dies Moor pflegen die Elche hinauszufliehen, wenn sie in Gefahr sind,« sagte Karr. »Ich weiß nicht, wie sie es machen,
     aber so groß und schwer sie sind, können sie hier gehen, ohne einzusinken. Du könntest dich wohl nicht auf einem so schwankenden
     Grund bewegen; aber das hast du ja auch nicht nötig, denn du wirst ja nie von Jägern verfolgt werden.« Graufell erwiderte
     nichts, war aber mit einem langen Sprung draußen auf dem Moor. Es war ihm eine Wonne, die Grasbüschel unter sich schaukeln
     zu fühlen, und er sauste über das Moor dahin und kehrte zu Karr zurück, ohne auch nur ein einziges Mal eingesunken zu sein.
     »Haben wir nun den ganzen Wald gesehen?« fragte er. »Nein, noch nicht,« sagte Karr.
    Er ging nun mit dem Elch an den Saum des Waldes, wo große Laubbäume wuchsen: Eiche und Espe und Linde. »Hier pflegen deine
     Stammesgenossen Laub und Baumrinde zu fressen,« sagte Karr. »Das betrachten sie als die beste Nahrung, aber im Auslande bekommst
     du gewiß bessere Nahrung.« Graufell sah mit Staunen die prachtvollen Laubbäume an, die ihre grünen Kuppeln über ihm wölbten.
     Er kostete Eichenlaub und Espenrinde. »Dies schmeckt herbe und gut,« sagte er. »Es ist besser als Klee.« – »Dann ist es ja
     gut, daß du es doch einmal geschmeckt hast,« sagte der Hund.
    Darauf nahm er den Elch mit an einen kleinen Waldsee. Der See lag ganz blank und still da, und die Ufer spiegelten sich darin,
     in dünne, leichte Nebel gehüllt. Als Graufell den See sah, blieb er unbeweglich stehen. »Was ist das, Karr?« fragte er. Es
     war das erstemal, daß er einen See sah. – »Das ist ein großes Wasser, ein See,sagte Karr. »Deine Sippe pflegt darüber hin zu schwimmen, von einem Ufer zum anderen. Aber man kann ja nicht verlangen, daß
     du es auch kannst; du solltest aber auf alle Fälle hinabgehen und ein Bad nehmen.« Karr selbst ging ins Wasser und schwamm
     hinaus. Graufell blieb ziemlich lange am Ufer stehen. Schließlich ging auch er in den See. Ihm ging fast der Atem aus vor
     Wohlbehagen, als das Wasser seinen Leib sanft und kühlend umschloß. Sobald sie wieder am Ufer angelangt waren, fragte der
     Hund, ob sie nun nicht nach Hause gehen wollten. »Es ist noch lange bis zum Morgen,« antwortete Graufell. »Laß uns noch eine
     Weile im Walde umhergehen.«
    Sie gingen wieder in den Nadelwald hinauf. Bald erreichten sie einen kleinen offenen Fleck, der ganz hell im Mondschein dalag,
     mit Gras und Blumen, die von Tau glitzerten. Mitten auf der Waldebene gingen einige große Tiere und grasten. Da waren ein
     Elchhirsch, einige Elchkühe und mehrere Färsen und Kälber. Als Graufell sie erblickte, blieb er mit einem Ruck stehen. Er
     sah die Kühe und das Jungvieh kaum an, er starrte nur zu dem alten Elchstier hinüber, der ein breites Schaufelgeweih mit vielen
     Spitzen, einen mächtigen Buckel auf dem Rist und einen langhaarigen Felllappen hatte, der ihm vom Halse herabhing. »Was für
     einer ist denn das?« fragte Graufell, und seine Stimme zitterte vor Erregung. – »Er heißt Hornkrone,« sagte Karr, »und ist
     dein Verwandter, Du kriegst auch noch einmal so breite Schaufeln und ebensolche Mähne, und wenn du im Walde bliebest, wohl
     auch eine Herde, deren

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