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Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil

Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil

Titel: Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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wie draußen auf dem Lande. Aber in der
     Stadt antwortete ihnen niemand. Es war nicht zu erwarten, daß die Leute in der Stadt auf der Straße stehenbleiben und den
     wilden Gänsen etwas zurufen sollten.
    Weiter ging die Reise am Ufer des Wetternsees, und nach Verlauf einiger Zeit kamen die Gänse nach dem Krankenheim Sanna. Einige
     von den Kranken waren auf die Veranda hinausgegangen, um die Frühlingsluft zu genießen und hörten von hier aus das Schnattern
     der Gänse. »Wo reist ihr hin? Wo reist ihr hin?« fragte einer von ihnen mit so schwacher Stimme, daß es kaum zu hören war.
     »Nach dem Lande, wo es weder Kummer noch Krankheit gibt,« antwortete der Junge. »Wir wollen mit!« sagte der Kranke. – »Nicht
     dies Jahr!« antwortete der Junge. »Nicht dies Jahr!«
    Als sie noch eine Strecke geflogen waren, kamen sie nach Husquarna. Das lag in einem Tal. Rings umher standen Berge, steil
     und schön geformt. Ein Bach kam von den Höhen in langen, schmalen Wasserfällen herabgestürzt. Große Werkstätten und Fabriken
     lagen unter den Bergwänden; der Talboden war übersät mit Arbeiterwohnungen, umgeben von kleinen Gärten, und mitten im Tal
     lag die Schule. Gerade als die Gänse geflogen kamen, ertönte eine Glocke, und eine Menge Kinder kamen in einer langen Reihe
     herausmarschiert. Es waren so viele, daß sie den ganzen Schulhof füllten.»Wo reist ihr hin? Wo reist ihr hin?« riefen die Kinder, als sie die wilden Gänse hörten. – »Dahin, wo es weder Bücher noch
     Schulaufgaben gibt!« antwortete der Junge. – »Nehmt uns mit!« riefen die Kinder. »Nehmt uns mit!« – »Dies Jahr nicht, aber
     übers Jahr,« rief der Junge. »Dies Jahr nicht, aber übers Jahr!«

XVIII. Der große Vogelsee
Die Stockente Jarro.
    An dem östlichen Ufer des Wetternsees liegt Omberg, östlich von Omberg liegt Daysmosen, östlich von Daysmosen liegt der See
     Tåkern. Rings um den Tåkern breitet sich die große, flache, ostgotländische Ebene aus.
    Der Tåkernsee ist ein ziemlich großes Gewässer, und in alten Zeiten soll er noch größer gewesen sein. Aber dann fanden die
     Menschen, daß er einen zu großen Teil der fruchtbaren Ebene einnahm, und sie versuchten, das Wasser abzuleiten, um auf dem
     Boden des Sees säen und ernten zu können. Es gelang ihnen jedoch nicht, den ganzen See trocken zu legen, was wohl die Absicht
     gewesen war; er bedeckt noch immer eine ganze Menge Land. Aber nach dem Trockenlegen ist der See so seicht geworden, daß er
     fast nirgends mehr als anderthalb Ellen tief ist. Die Ufer sind zu tiefliegenden und sumpfigen Wiesen geworden, und überall
     draußen im See ragen kleine Schlamminseln aus dem Wasser auf.
    Nun gibt es Pflanzen, die es lieben, mit den Füßen im Wasser zu stehen, wenn sie nur den Leib und den Kopf oben in der Luft
     haben können, nämlich die Binsen. Die können keinen besseren Fleck zum Wachsen finden als die langen, flachen Ufer des Tåkernsees
     und die kleinen Schlamminseln. Sie gedeihen dort so gut, daß sie mehr als Manneshöhe erreichen, und sie stehen so dicht, daß
     es fast unmöglich ist, ein Boot da hindurchzustängeln. Sie bilden eine breite, grüne Umfriedigung rings um den See, so daß
     er nur an einzelnen Stellen zugänglich ist, dort, wo die Menschen das Röhricht abgeschlagen haben.
    Schließen aber die Binsen die Menschen aus, so gewähren sie dafür einer Menge anderer Wesen Unterkunft und Schutz. Da drinnen
     zwischen den Binsen gibt es unzählige kleine Teiche und Kanäle mit stillstehendem, grünem Wasser, wo Entengrün und andere
     Pflanzen in Hülle und Fülle wachsen, und wo Mückenlarven, Kaulquappen und Fischbrut in zahllosen Mengen ausgebrütet wird.
     Und an den Ufern dieser kleinen Teiche und Kanäle gibt es Massen von guten Schlupfwinkeln, wo die Seevögel ihre Eier legen
     und ihre Jungen großziehen, ohne von Feinden oder von Nahrungssorgen gestört zu werden.
    In dem Röhricht am Tåkernsee wohnen auch eine Menge Vögel, und Jahr für Jahr kommen mehr hinzu, je bekannter es wird, was
     für ein herrlicher Aufenthaltsort es ist. Die ersten, die sich dort ansiedelten, waren die Stockenten, und die wohnen dort
     noch zu Tausenden. Ihnen gehört jedoch nicht mehr der ganzeSee, sie haben sich gezwungen gesehen, den Platz mit Schwänen, Haubentauchern, Bläßhühnern, Lummen, Löffelenten und einer
     Menge anderer Vögel zu teilen.
    Der Tåkernsee ist sicher der größte und beste Vogelsee im ganzen Lande, und die Vögel können

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