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Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil

Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil

Titel: Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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mit den Flügeln und hüpfte auf
     den Ästen der Bäume umher, um die Steifheit aus den Gliedern zu vertreiben.Eines Morgens in aller Frühe, gerade als das erste Morgenlicht am Himmel angezündet wurde, weckte Däumling den Adler. »Versuche
     jetzt einmal, Gorgo!« sagte er.
    Der Adler sah in die Höhe. Däumling hatte wirklich so viele Maschen durchgefeilt, daß ein großes Loch in dem Stahldrahtnetz
     entstanden war. Gorgo schlug mit den Flügeln und schwang sich empor. Ein paarmal mißlang der Versuch und er fiel in den Käsig
     zurück, schließlich aber gelangte er glücklich ins Freie.
    In stolzem Flug stieg er hoch über die Wolken empor. Der kleine Däumling saß da und sah ihm mit wehmütiger Miene nach und
     wünschte, daß jemand käme und ihm die Freiheit schenkte.
    Niels Holgersen war jetzt ganz heimisch auf Skansen. Er hatte Bekanntschaft mit allen Tieren gemacht, die da waren, und hatte
     viele Freunde unter ihnen. Und er mußte ja einräumen, daß hier viel zu sehen und zu lernen war, so daß es ihm nicht schwer
     wurde, sich die Zeit zu vertreiben. Trotzdem wanderten seine Gedanken jeden Tag voll Sehnsucht hinaus zu dem Gänserich Martin
     und den anderen Reisegefährten. »Wäre ich nur nicht durch mein Versprechen gebunden,« dachte er, »so würde ich schon einen
     Vogel finden, der mich zu den Wildgänsen trüge!«
    Es mag vielleicht wunderlich erscheinen, daß Klement Larsson dem Jungen seine Freiheit nicht wiedergegeben hatte, aber man
     muß bedenken, wie verwirrt der kleine Spielmann war, als er Skansen verließ. An dem Morgen, an dem er abreiste, hatte er allerdings
     daran gedacht, dem Jungen sein Essen in einem blauen Napf hinzustellen, unglücklicherweise konnte er aber keinen solchen finden.Dann kamen alle die Leute von Skansen, die Lappen, die Dalekarlier, die Zimmerleute und die Gärtner, um ihm Lebewohl zu sagen,
     und da hatte er keine Zeit mehr gehabt, einen blauen Napf zu beschaffen. Die Stunde zur Abreise kam heran und schließlich
     wußte er keinen anderen Ausweg, als einen der Lappen zu bitten, ihm behilflich zu sein. »Du mußt nämlich wissen,« sagte Klement,
     »hier auf Skanien wohnt eins von den ›Männlein‹, und dem pflege ich jeden Morgen Essen hinzustellen. Hier hast du ein paar
     Groschen; willst du mir den Gefallen tun, einen blauen Napf dafür zu kaufen und ihn morgen früh mit etwas Grütze und Milch
     unter die Treppe der Bollnäshütte stellen?« Der Lappe machte ein erstauntes Gesicht, aber Klement hatte keine Zeit, ihm die
     Sache näher zu erklären, denn er mußte nach dem Bahnhof.
    Der Lappe ging auch wirklich in die Stadt, um den Napf zu laufen, da er aber keinen blauen finden konnte, der ihm für den
     Zweck passend erschien, kaufte er einen weißen, und darin stellte er gewissenhaft jeden Morgen Milch und Grütze hin.
    So kam es denn, daß Niels Holgersen nicht von seinem Versprechen entbunden wurde. Er wußte, daß Klement fort war, aber er
     selbst durfte nicht weggehen.
    In dieser Nacht sehnte er sich noch mehr als sonst nach der Freiheit, und das kam daher, daß jetzt allen Ernstes Sommer geworden
     war. Auf der Reise hatte er oft sehr unter Sturm und Regen gelitten, und in der ersten Zeit auf Skansen hatte er oft gedacht,
     es sei am Ende gar nicht so übel, daß die Reise unterbrochen war, denn er würde gewiß erfroren sein, falls er im Mai mit nach
     Lapplandhinaufgekommen wäre. Jetzt aber war die Luft warm, die Erde war mit frischem Grün bedeckt, Birken und Pappeln trugen ein
     seidenweiches Blättergewand, die Kirschbäume, ja alle möglichen Obstbäume standen mit Blüten übersät da, die Stachelbeerbüsche
     hatten schon ganz kleine grüne Beeren, die Eichen wickelten mit großer Vorsicht ihre Blätter aus, Erbsen, Kohl und Bohnen
     wuchsen üppig auf den Gemüsebeeten. »Jetzt ist es gewiß auch da oben in Lappland gut und warm,« dachte der Junge. »In einer
     so schönen Morgenstunde wie heute möchte ich wohl auf Gänserich Martins Rücken sitzen. Es muß herrlich sein, jetzt in der
     warmen, stillen Luft umherzureiten und auf die Erde hinabzusehen, die nun mit grünem Gras und bunten Blumen geschmückt da
     liegt.«
    Er saß da und dachte an dies alles, als der Adler plötzlich aus der Luft herunterstieß und sich neben ihn ans das Dach des
     Käfigs niederließ. »Ich wollte nur meine Flügel einmal versuchen, umzusehen, ob sie auch noch taugten,« sagte Gorgo. »Du hast
     doch nicht geglaubt, daß ich dich hier in der

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