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Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil

Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil

Titel: Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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Gefangenschaft zurücklassen wollte? Setz' dich jetzt auf meinen Rücken, dann
     will ich dich zu deinen Reisegefährten zurückbringen.«
    »Nein, das ist unmöglich,« sagte der Junge. »Ich habe mein Wort gegeben, daß ich hier bleiben wolle, bis man mich freigibt,«
    »Was für Dummheiten sind das?« entgegnete Gorgo. »Erst hat man dich gegen deinen Willen hierhergebracht, und dann hat man
     dich gezwungen, hier zu bleiben! Du kannst doch begreifen, daß man so ein Versprechen nicht zu halten braucht!« – »Das muß
     ich aber doch tun,«sagte der Junge. »Hab' Dank, daß du es so gut mit nur meinst, aber helfen kannst du mir nicht.«
    »Kann ich dir nicht helfen?« erwiderte Gorgo. »Das will ich dir bald beweisen.« Und im selben Augenblick packte er Niels Holgersen
     mit seinen großen Fängen, schwang sich mit ihm zu den Wolken empor und verschwand in nördlicher Richtung.

XXXVIII. Über Gästrikland dahin
Der kostbare Gürtel.
    Mittwoch, 15. Juli.
    Ohne Aufenthalt flog der Adler nordwärts, bis er ein gutes Stück über Stockholm hinausgekommen war. Dort ließ er sich auf
     einen Hügel hinab und lockerte den Griff, mit dem er den Jungen hielt.
    Aber kaum fühlte sich dieser frei, als, er so schnell er nur konnte, nach der Stadt zurücklief.
    Da machte der Adler einen langen Sprung, holte Niels ein und legte seine Klaue auf ihn. »Ist es deine Absicht, wieder in dein
     Gefängnis zurückzukehren?« fragte er. – »Was geht das dich an? Ich kann doch Wohl gehen, wohin ich will, ohne dich um Erlaubnis
     zu fragen,« sagte der Junge und versuchte zu entschlüpfen. Da packte ihn der Adler fest und sicher mit seinen starken Fängen,
     hob die Flügel und flog wieder nordwärts.
    Nun flog der Adler mit dem Jungen über ganz Uppland hin und machte nicht eher halt, als bis er an einengroßen Wasserfall bei Älvkarleby kam. Er ließ sich auf einem Stein nieder, der gerade unter dem brausenden Wasserfall lag,
     und ließ dann seinen Gefangenen wieder los.
    Niels erkannte sogleich, daß es ganz unmöglich war, dem Adler hier zu entkommen. Von oben her kam die weiße Schaumwand auf
     sie herabgestürzt, und rings um sie brauste der Elf. Er war sehr erbost, daß er auf diese Weise gezwungen wurde, wortbrüchig
     zu werden. Er wandte dem Adler den Rücken zu und wollte kein Wort mit ihm reden.
    Aber jetzt, wo der Adler den Jungen an eine Stelle niedergesetzt hatte, wo er ihm nicht entweichen konnte, erzählte er ihm,
     daß er von Akka von Kebbnekajse aufgezogen worden sei, daß aber jetzt Feindschaft zwischen ihm und seiner Pflegemutter herrsche.
     »Und nun verstehst du Wohl, Däumling, weshalb ich dich zu den Wildgänsen zurückbringen will,« sagte er schließlich. »Ich habe
     sagen hören, du stündest in hoher Gunst bei Akka, und nun wollte ich dich bitten, den Frieden zwischen uns beiden zu vermitteln.«
    Sobald der Junge begriff, daß ihn der Adler nicht nur aus Eigensinn fortgetragen hatte, wurde er wieder freundlich gegen ihn.
     »Ich würde dir gern in dieser Angelegenheit helfen,« sagte er, »aber ich bin ja durch mein Versprechen gebunden.« Und nun
     erzählte er seinerseits dem Adler, wie er in die Gefangenschaft geraten war, und daß Klement Larsfon Skansen verlassen hatte,
     ohne ihm seine Freiheit zu schenken.
    Aber der Adler wollte seine Pläne nicht aufgeben.»Hör' einmal, was ich dir sagen werde, Däumling!« begann er. »Meine Flügel können dich tragen, wohin du willst, und meine
     Augen können erspähen, was du auch suchst. Erzähle mir, wie der Mann aussah, der dir das Versprechen abgenommen hat, und ich
     will ihn aufsuchen und dich zu ihm bringen! Dann ist es deine Sache, daß du ihn dazu bringst, dich freizugeben!«
    Niels Holgersen fand, daß dieser Vorschlag gut war. »Man kann merken, daß du in Akka einen guten Vogel als Pflegemutter gehabt
     hast, Gorgo,« sagte er. Dann beschrieb er Klement Larsson ganz genau und fügte hinzu, er habe auf Skansen gehört, der kleine
     Spielmann sei aus Hälsingeland.
    »Gut, dann suchen wir ganz Hälsingeland ab von Lingbo bis zum Mellansee, vom Storberg bis Hornsland,« sagte der Adler. »Morgen,
     noch bevor es Abend ist, sollst du mit dem Mann reden.« – »Jetzt versprichst du gewiß mehr, als du halten kannst,« meinte
     der Junge. »Ich wäre ein schlechter Adler, wenn ich das nicht vermöchte,« entgegnete Gorgo.
    Als Gorgo und Däumling von Älvkarleby aufbrachen, waren sie gute Freunde, und Niels setzte sich nun zum Reiten auf dem

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