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Niemalsland

Titel: Niemalsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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geträumt, Richard«, sagte der Marquis. »Wollen Sie ihm wirklich begegnen?«
    Richard dachte nicht sehr lange darüber nach, dann legte er den Bronzespeer auf die Oberfläche des Morasts, steckte die Fackel in den Schlamm, so daß sie aufrecht stehenblieb und die Oberfläche des Sumpfes in ein zuckendes bernsteinfarbenes Licht tauchte, und er kniete sich in den Dreck und suchte nach der Statue.
    In der Hoffnung, nicht auf irgendwelche toten Gesichter oder Gliedmaßen zu stoßen, fuhr er mit den Händen über die Oberfläche des Morasts.
    »Es ist hoffnungslos. Er kann sonstwo sein.«
    »Suchen Sie weiter«, sagte der Marquis.
    »Ich sehe ihn!« rief Richard.
    Er kämpfte sich durch den Schlamm darauf zu. Das kleine glasige Ungeheuer lag in einer Pfütze dunklen Wassers. Vielleicht hatte Richard den Schlamm aufgewühlt, als er sich näherte; für wahrscheinlicher hielt er es jedoch, daß es die pure Bosheit der Natur war. Wie auch immer, er war nur wenige Meter von der kleinen Statue entfernt, als der Morast ein Geräusch machte, das sich anhörte wie ein gigantisches Magengrummeln, und eine große Gasblase aufstieg und giftig und obszön neben dem Talisman zerplatzte, der unter der Wasseroberfläche verschwand.
    Richard erreichte die Stelle, wo der Talisman gelegen hatte, stieß seine Arme tief in den Schlamm und suchte danach. Es hatte keinen Zweck. Er war fort.
    »Was machen wir nun?« fragte Richard.
    Der Marquis seufzte. »Kommen Sie wieder her, und dann denken wir uns etwas aus.«
    Leise sagte Richard: »Zu spät.«
    Es kam auf sie zu, sehr langsam, sehr schwerfällig. Das war Richards erster Gedanke. Und dann sah er, welch eine Strecke es zurücklegte, und ihm wurde klar, wie falsch er damit gelegen hatte, es für langsam zu halten. Zehn Meter von ihnen entfernt verlangsamte das Ungeheuer seinen Schritt und verharrte. Seine Flanken dampften. Es brüllte, triumphierend und angriffslustig.
    Seine Seiten und sein Rücken waren mit zerbrochenen Speeren, gesplitterten Schwertern und verrosteten Messern gespickt.
    Das gelbe Licht der Fackel glitzerte in seinen roten Augen, auf seinen Hauern und seinen Hörnern.
    Es senkte den massigen Kopf. Eine Art Eber? dachte Richard und stellte dann fest, daß das Unsinn war: So riesig war kein Eber. Es hatte die Größe eines Stiers, eines Elefanten, eines Traums. Es starrte sie an, und es hielt hundert Jahre lang inne, die in einem Dutzend Herzschlägen vorbei waren.
    Hunter kniete sich hin und hob den Speer aus dem Sumpf. Und mit einer Stimme, in der nichts als reine Freude war, sagte sie: »Ja! Endlich!«
    Sie hatte sie alle vergessen; Richard im Schlamm und den Marquis und seine dumme Armbrust und die ganze Welt. Sie war glücklich und hingerissen, endlich war sie am rechten Ort, in der Welt, für die sie lebte. Ihre Welt enthielt zwei Dinge: Hunter und das Ungeheuer.
    Auch das Ungeheuer wußte das. Sie waren das perfekte Paar, Jäger und Gejagter. Und wer wer war und was was, würde nur die Zeit enthüllen; die Zeit und der Tanz.
    Das Ungeheuer griff an.
    Hunter wartete, bis sie den Speichel aus seinem Maul tropfen sah, und als es über ihr war, stach sie mit dem Speer zu; doch während sie spürte, wie der Speer eindrang, wußte sie, daß sie den Bruchteil einer Sekunde zu lange gewartet hatte, und der Speer fiel ihr aus den gefühllosen Händen, und ein Hauer, schärfer als die schärfste Rasierklinge, durchbohrte ihre Seite.
    Und als sie unter dem Ungeheuer zusammenbrach, spürte sie, wie seine Hufe ihren Arm und ihre Hüfte und ihre Rippen zermalmten. Und dann war es fort, verschwunden in der Dunkelheit, und der Tanz war vorbei.
    Mr. Croup war erleichterter, das Labyrinth hinter sich zu haben, als er zugeben wollte. Doch er und Mr. Vandemar waren heil und ganz hindurchgekommen, und ihre Beute ebenfalls.
    Vor ihnen befand sich eine Felswand, eine in die Felswand eingelassene Eichentür und ein in die Tür eingelassener ovaler Spiegel.
    Mr. Croup berührte den Spiegel mit seiner schmutzigen Hand.
    Die Oberfläche des Spiegels beschlug, als er sie berührte. Der Engel Islington schaute zu ihnen heraus.
    Mr. Croup räusperte sich. »Guten Morgen, Sir. Wir sind’s, und wir haben die junge Lady, die zu holen Sie uns beauftragt hatten.«
    »Und der Schlüssel?« Die sanfte Stimme des Engels schien von überallher zu kommen.
    »Hängt an ihrem schwanengleichen Hals«, sagte Mr. Croup zufrieden.
    »Tretet ein«, sagte der Engel.
    Dann ging die Tür auf, und sie traten

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