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Niemalsland

Titel: Niemalsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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Kleidung schien Richard mit Pelz gesäumt zu sein – mit orange und weißem und schwarzem Pelz, einer Art Katzenfell. Er war groß, doch er ging gebückt, die Hände vor der Brust.
    »Was? Was ist los? Was soll das?« fragte er Richards Führer. »Wen bringst du uns da, Iliaster? Sprich-sprich-sprich. «
    »Er kommt von der Oberseite«, sagte sein Führer. (Iliaster? dachte Richard.) »Hat nach Lady Door gefragt. Und nach dem Wandermarkt. Hab’ ihn lieber zu Ihnen gebracht, Lord Rattensprecher. Dachte mir, Sie wüßten bestimmt, was mit ihm zu tun ist.«
    Jetzt waren sie von über einem Dutzend pelzgesäumter Menschen umringt. Frauen und Männern, und sogar ein paar Kindern. Sie huschten in abgehackten Bewegungen umher: Augenblicke der Unbeweglichkeit wechselten sich mit abruptem Vorpreschen ab.
    Lord Rattensprecher griff in seine pelzgesäumten Lumpen und zog einen gefährlich aussehenden, etwa zwanzig Zentimeter langen Glassplitter hervor. Ein um die untere Hälfte gewickeltes schlecht gegerbtes Fell bildete einen improvisierten Griff.
    Das Licht der Flammen glitzerte in der gläsernen Klinge.
    Lord Rattensprecher setzte Richard die Scherbenklinge an die Kehle.
    »Oh ja. Ja-ja-ja«, fiepte er keckernd. »Ich weiß genau, was mit ihm zu tun ist.«

Kapitel Vier
     
    Mr. Croup und Mr. Vandemar hatten sich im Keller eines im viktorianischen Stil erbauten Krankenhauses häuslich eingerichtet, das vor zehn Jahren im Zuge gesundheitspolitischer Sparmaßnahmen geschlossen worden war.
    Von der Erschließungsgesellschaft, die damals kundgetan hatte, sie wolle das Krankenhaus zu einem einzigartigen Luxus-Apartmentblock umbauen, hatte man, kaum daß das Krankenhaus geschlossen worden war, nichts mehr gehört, und nun stand es da, Jahr für Jahr, grau und leer und unerwünscht, die Fenster vernagelt, die Türen mit Vorhängeschlössern gesichert.
    Das Dach war verrottet, und Regen tropfte in das Innere der leeren Räume und Flure und verbreitete Feuchtigkeit und Verfall im Gebäude.
    In der Mitte des Krankenhauses befand sich ein Schacht, der ein graues und unfreundliches Licht hereinließ.
    Die Kellerwelt unter den leeren Krankenstationen bestand aus über hundert winzigen Räumen, einige leer, andere mit zurückgelassenem Krankenhausbedarf darin. In einem Raum befand sich ein massiger metallener Heizkessel, im nächsten verstopfte Toiletten und Duschen ohne Wasser. Ein Großteil des Kellerfußbodens war von einer dünnen Schicht öligen Regenwassers überzogen, das die Dunkelheit und den Verfall an die gammelige Decke reflektierte.
    Wenn man die Krankenhaustreppe hinunterging, so weit man konnte, durch die verlassenen Duschräume, entlang den Personaltoiletten, vorbei an dem Raum voller Glassplitter, in dem die Decke völlig eingestürzt war und der daher direkt in das darübergelegene Treppenhaus überging, kam man zu einer kleinen Eisentreppe. Und wenn man die hinabstieg, die matschige Stelle am Fuß der Treppe durchquerte und sich durch eine halbverfaulte Holztür zwängte, befand man sich im Unterkeller, einem riesigen Raum, in dem sich der liegengelassene und vergessene Krankenhausmüll von hundertzwanzig Jahren angesammelt hatte; und eben hier waren Mr. Croup und Mr. Vandemar derzeit zu Hause.
    Die Wände waren feucht, und von der Decke tropfte Wasser. Seltsame Gegenstände schimmelten in den Ecken vor sich hin: Einige davon waren einmal lebendig gewesen.
    Mr. Croup und Mr. Vandemar waren gerade dabei, die Zeit totzuschlagen.
    Mr. Vandemar hatte irgendwo einen Tausendfüßler gefunden – eine orangerote Kreatur, fast zwanzig Zentimeter lang, mit gefährlichen Giftzähnen an beiden Enden –, ließ ihn nun über seine Hände laufen und beobachtete ihn dabei, wie er sich zwischen seinen Fingern wand, in einem Ärmel verschwand und eine Minute später aus dem anderen wieder auftauchte. Mr. Croup spielte mit Rasierklingen. Er hatte in einer Ecke eine ganze Schachtel fünfzig Jahre alter, in Pergamentpapier eingewickelter Rasierklingen gefunden und überlegte nun, was man damit anfangen könnte.
    »Wenn ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten dürfte, Mister Vandemar«, sagte er schließlich. »Sperren Sie Ihre Äuglein auf.«
    Mr. Vandemar nahm den Kopf des Tausendfüßlers behutsam zwischen seinen riesigen Daumen und seinen monströsen Zeigefinger, so daß er nicht mehr zappeln konnte, und schaute zu Mr. Croup hinüber.
    Mr. Croup legte seine linke Hand mit gespreizten Fingern an die Wand. In die Rechte nahm er fünf

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