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Niemalsland

Titel: Niemalsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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weil sie eine Luftveränderung brauchten. Langsam schritten sie den Rand des Mittelhofes ab, Glassplitter unter ihren Füßen zermalmend. In ihren verschlissenen schwarzen Anzügen sahen sie aus wie Schatten.
    Mr. Croup war von kaltem Zorn gepackt. Er ging doppelt so schnell wie Mr. Vandemar, umkreiste ihn fast tänzelnd vor Zorn. Von Zeit zu Zeit warf sich Mr. Croup in offenbar unbezähmbarer Wut gegen die Krankenhausmauer und bearbeitete sie mit Fäusten und Füßen, als wäre sie ein kümmerlicher Ersatz für einen echten Menschen.
    Mr. Vandemar hingegen ging einfach nur. Sein Schritt war zu unbeirrbar, zu gleichmäßig und zu unerbittlich, um ihn als Schlendern zu bezeichnen. Der Tod geht wie Mr. Vandemar. Mr. Vandemar beobachtete ungerührt, wie Mr. Croup gegen eine Glasscheibe trat, die an einer Wand lehnte. Sie zerbarst mit einem befriedigenden Klirren.
    »Ich, Mister Vandemar«, sagte Mr. Croup, während er den Trümmerhaufen begutachtete, »ich jedenfalls habe jetzt fast die Nase voll. Fast. Diese unentschlossene, vertrödelte, schlafmützige, zimperliche, käsegesichtige Kröte – am liebsten würde ich ihm die Augen aus den Höhlen drücken …«
    Mr. Vandemar schüttelte den Kopf. »Noch nicht«, sagte er. »Er ist unser Chef. Für diesen Auftrag. Wenn wir bezahlt worden sind, können wir uns vielleicht ein bißchen auf eigene Kosten amüsieren.«
    Mr. Croup spuckte auf den Boden. »Dieser nichtsnutzige Narr läßt sich auch alles gefallen … Wir sollten die Schlampe abschlachten. Auslöschen, liquidieren, unter die Erde bringen und abschreiben.«
    Ein Telefon begann laut zu klingeln. Mr. Croup und Mr. Vandemar schauten sich verwirrt um. Schließlich fand Mr. Vandemar das Telefon, halb unter einem Schotterhaufen oben auf einem Berg wasserfleckiger medizinischer Akten vergraben. Hinten ragten kaputte Drähte heraus. Er hob ab und reichte es Mr. Croup.
    »Für Sie«, sagte er.
    Mr. Vandemar mochte keine Telefone.
    »Mister Croup hier«, sagte Croup. Dann, unterwürfig: »Oh. Sie sind es, Sir …«
    Eine Pause.
    »Im Moment läuft sie, ganz wie Sie es wünschten, frei wie ein Schmetterling herum. Ich fürchte, Ihre Idee mit dem Leibwächter war ein Schlag ins Abwasser … Varney? Ja, er ist ziemlich tot.«
    Eine weitere Pause.
    »Sir, ich bekomme langsam gewisse konzeptionelle Probleme mit meiner Rolle und der meines Partners bei all diesem Humbug.«
    Es folgte eine dritte Pause, und Mr. Croup wurde bleicher als bleich.
    »Unprofessionell?« fragte er milde. »Wir?«
    Er ballte seine Hand zu einer Faust, die er ziemlich heftig in eine Backsteinmauer rammte. Seine Stimme war jedoch unverändert, als er sagte: »Sir. Darf ich Sie mit gebührendem Respekt daran erinnern, daß Mister Vandemar und meine Wenigkeit Troja niedergebrannt haben? Wir brachten die Schwarze Pest nach Flandern. Unser letzter Auftrag war es, ein ganzes Kloster in der Toskana des sechzehnten Jahrhunderts zu Tode zu foltern. Wir sind ausgesprochen professionell.«
    Mr. Vandemar, der sich die ganze Zeit damit unterhalten hatte, kleine Frösche zu fangen und auszuprobieren, wie viele davon er sich gleichzeitig in den Mund stopfen konnte, bevor er gezwungen war, zu kauen, sagte mit vollem Mund: »Das hat Spaß gemacht …«
    »Was ich damit sagen will?« fragte Mr. Croup, und er schnippte ein imaginäres Stäubchen von seinem abgetragenen schwarzen Anzug, den echten Staub geflissentlich übersehend. »Ich will damit sagen, daß wir Mörder sind. Wir sind Schwerverbrecher. Wir bringen Leute um.«
    Er lauschte, dann: »Und was ist mit dem Oberweltler? Warum können wir den nicht töten?« Mr. Croup zuckte, und er spuckte noch einmal aus, und er trat gegen die Wand, während er mit dem rostfleckigen, ramponierten Telefon in der Hand dastand.
    »Ihr Angst einjagen? Wir sind Mörder, keine Vogelscheuchen. « Eine Pause. Er holte tief Luft. »Ja, ich verstehe, aber es gefällt mir gar nicht.« Doch die Person am anderen Ende der Leitung hatte eingehängt. Mr. Croup blickte auf das Telefon hinunter. Dann nahm er es in die Hand und schlug es systematisch so lange an die Wand, bis nur noch Plastik- und Metalltrümmer davon übrig waren.
    Mr. Vandemar ging zu ihm. Er hatte eine große schwarze Nacktschnecke mit leuchtend orangem Bauch gefunden, und er kaute darauf herum wie auf einer Lakritzzigarre. Die Schnecke, die nicht besonders schlau war, versuchte an Mr. Vandemars Kinn herunterzukriechen. »Wer war das?« fragte Mr. Vandemar. »Was zum Teufel

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