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Niemalsland

Titel: Niemalsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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Brie-und-Fenchel-Sandwich und einem Glas frischgepreßtem Orangensaft hinter ihr her.
    Jessica war zutiefst verwirrt. Sie hatte Richard bemerkt, und da sie ihn gesehen hatte, hatte sie auch Door bemerkt. Irgend etwas an den beiden kam ihr bekannt vor: Es war, als kitzele sie etwas im Hinterkopf, das sie beim besten Willen nicht einzuordnen vermochte, was ausgesprochen irritierend war.
    Sie mußte an etwas denken, das ihre Mutter ihr einmal erzählt hatte: Diese hatte einmal eine Frau getroffen, die sie schon ihr ganzes Leben lang kannte – sie war mit ihr zur Schule gegangen, mit ihr im Gemeinderat gewesen, hatte mit ihr zusammen die Tombola beim Dorffest geleitet – , und bei einer Party hatte Jessicas Mutter plötzlich festgestellt, daß sie den Namen dieser Frau gar nicht kannte, obgleich sie wußte, daß sie mit einem Mann aus dem Verlagswesen namens Eric verheiratet war und einen Golden Retriever namens Major hatte.
    Darüber hatte sich Jessicas Mutter ziemlich geärgert.
    Es trieb Jessica zur Verzweiflung.
    »Wer sind diese Leute?« fragte sie Clarence.
    »Die? Also, er ist der neue Chefredakteur der Vogue, und sie ist die Kunstkorrespondentin der New York Times. Die dazwischen ist, glaube ich, Emma Freud …«
    »Nein, nicht die«, sagte Jessica. »Die. Da.«
    Clarence sah auf die Stelle, auf die sie zeigte. Hm? Ach. Die. Er begriff nicht, wieso er sie nicht schon früher gesehen hatte. Das Alter, dachte er. Er wurde demnächst dreiundzwanzig. »Journalisten?« sagte er nicht sonderlich überzeugt. »Möchtegern-Trendnasen. Grunge-Chic? Du liebe Güte! Ich weiß, daß ich The Face eingeladen habe …«
    »Den kenn’ ich«, sagte Jessica entnervt. Dann rief Mr. Stocktons Chauffeur von Holborn aus an, um zu sagen, daß er fast am British Museum sei, und Richard entglitt ihr, wie flüssiges Quecksilber einem durch die Finger tropft.
    »Was gefunden?« fragte Richard.
    Door schüttelte den Kopf und schluckte einen Mundvoll hastig gekautes Hühnerbein hinunter. »Das ist, als wollte man am Trafalgar Square eine ganz bestimmte Taube finden«, sagte sie. »Der Angelus ist so einzigartig, daß man ihn spüren kann. Auf dem Blatt stand, wenn ich davorstünde, würde ich ihn erkennen.«
    Sie schlenderte davon, vorbei an einem Industrieboß, dem Stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der Opposition und dem Bestbezahlten Callgirl des englischen Südens.
    Richard wandte sich ab und stand plötzlich Auge in Auge mit Jessica. Sie trug ihr Haar hochgesteckt, und die kastanienroten Korkenzieherlocken bildeten den perfekten Rahmen für ihr Gesicht. Sie war sehr schön. Sie lächelte ihn an. Das Lächeln war schuld.
    »Hallo, Jessica«, sagte er. »Wie geht’s dir?«
    »Hallo. Sie werden es nicht glauben«, sagte sie, »aber mein Assistent hat versäumt zu notieren, von welcher Zeitung Sie sind, Mister äh.«
    »Zeitung?« fragte Richard.
    »Habe ich Zeitung gesagt?« entgegnete Jessica mit einem klingelnden, liebenswerten und selbstironischen Lachen. »Magazin … Fernsehsender. Sie sind doch aus der Medienbranche?«
    »Du siehst sehr gut aus, Jessica«, erklärte Richard.
    »Sie sind im Vorteil – ich weiß leider Ihren Namen nicht«, sagte sie schalkhaft.
    »Du bist Jessica Bartram. Du bist Marketing-Chefin bei Stocktons. Du bist sechsundzwanzig. Dein Geburtstag ist der dreiundzwanzigste April, und in Augenblicken höchster Leidenschaft neigst du dazu, ›I’m a Believer‹ von den Monkees zu summen …«
    Jetzt lächelte Jessica nicht mehr.
    »Soll das ein Witz sein?« fragte sie kalt.
    »Ach ja, und wir waren die letzten achtzehn Monate verlobt«, sagte Richard.
    Jessica lächelte nervös. Vielleicht war es wirklich ein Witz: einer jener Witze, die offenbar jeder verstand, nur sie nicht. »Ich denke doch, ich würde es wissen, wenn ich achtzehn Monate lang mit jemandem verlobt gewesen wäre, Mister ähm«, sagte Jessica.
    »Mayhew«, sagte Richard zuvorkommend. »Richard Mayhew. Du hast mit mir Schluß gemacht, und jetzt gibt es mich nicht mehr.«
    Jessica winkte ostentativ niemand Speziellem ganz am anderen Ende des Raumes zu. »Komme schon!« rief sie verzweifelt, und sie begann zurückzuweichen.
    »I’m a believer«, sang Richard vergnügt, »I couldn’t leave her if I tried …«
    Jessica schnappte sich ein Glas Champagner von einem Tablett, das gerade vorbeigetragen wurde, und leerte es in einem Zug. Am anderen Ende des Raumes bemerkte sie Mr. Stocktons Chauffeur, und wo Mr. Stocktons Chauffeur war …
    Sie

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