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Niemand hört dich schreien (German Edition)

Niemand hört dich schreien (German Edition)

Titel: Niemand hört dich schreien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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beruhigend ihre Hand. »Gibt es etwas über Ihre Mutter, woran Sie sich erinnern?«
    Kendall forschte in ihrem Gedächtnis nach Einzelheiten, die das Aussehen der Frau enthüllen würden. »Das Bild ist unscharf.« Sie konzentrierte sich stärker. »Dunkles Haar. Sie roch nach Äpfeln.«
    »Wissen Sie, warum sie geschrien hat?« Die Stimme der Ärztin war sanft und beruhigend.
    Kendall atmete stockend ein. »Ich glaube, jemand versuchte, sie umzubringen. Ich glaube, sie hat versucht, mich zu beschützen. Mich und … meine Schwester.«
    Amanda erwachte von dem scharfen Geruch nach Ammoniak. Sie warf den Kopf zurück, hustete und öffnete die Augen. Ihre Sicht war verschwommen, doch sie sah, dass direkt vor ihr auf einem Stuhl ein Mann saß. Sie waren einander so nahe, dass ihre Knie sich berührten.
    »Gut, du bist wach. Ich hatte schon angefangen, mir Sorgen zu machen.« Sein Lächeln war freundlich und einladend.
    »Wo bin ich?«
    »Weißt du es nicht?«
    Amanda tat der Kopf weh, und ihre Finger waren taub; die Angst schnürte ihr die Kehle zu. Ihre Sicht wurde klarer, und sie sah sich im Zimmer um. Rosa. Knalliges Rosa auf dem Bett, an den Wänden und Vorhängen. Es war eine schreckliche Farbe.
    Sie wandte den Blick wieder dem Gesicht des Mannes zu. Einen Augenblick lang starrte sie ihn an. Sie hatte ihn noch nie gesehen, und doch wusste sie, dass sie ihn kannte .
    Ihre Bluse war verrutscht und ihr BH geöffnet. Außerdem merkte sie, dass ihr Slip verschwunden und sie innerlich wund war. Ekel und Scham zogen ihr den Magen zusammen. »Was haben Sie mit mir gemacht?«
    Röte stieg ihm in die Wangen. »Es tut mir leid. Ich weiß, ich hätte dich nicht auf diese Art berühren sollen, aber ich wollte dich so sehr. Vergib mir.«
    Sie hatte nie geglaubt, so sehr hassen zu können. Was auch immer sich hier abspielte, es ging nicht nur um Vergewaltigung. Ihre Worte waren eisig. »Was wollen Sie?«
    Er begegnete ihrem Blick. »Du weißt, wer ich bin, nicht wahr?«
    Sie starrte in die Augen des Mannes. In einem grellen Blitz kam die Erinnerung zurück. Dies war der Mann, der sich in ihre Wohnung gedrängt hatte. Sie befeuchtete ihre trockenen Lippen und sah hinunter auf ihre Handgelenke. »Sie sind in meine Wohnung eingebrochen.«
    »Ja. Aber denk weiter zurück. Du kennst mich von früher.«
    Früher . Zuerst begriff sie nicht. Und dann, als hätte sich ein Vorhang gehoben, wusste sie, wer er war. »Allen«, sagte sie leise.
    Lächelnd nickte er. »Ja.«
    Erinnerungen, die sie lange Zeit tief in ihrem Inneren begraben hatte, bahnten sich einen Weg in ihr Bewusstsein. Er hatte sich verändert. Er war fülliger und kräftiger geworden. Hätte sie ihm nicht direkt in die Augen geblickt, sie hätte ihn niemals erkannt. »Du widerst mich an.«
    Er zuckte zusammen. »Verzeih mir.«
    »Nein.« Es war das Einzige, was er von ihr wollte, und das Letzte, was sie ihm gewähren würde. »Du hast mir so viel genommen.«
    Seine Augen füllten sich mit nie vergossenen Tränen. »Ich bin nicht gekommen, um dir noch mehr zu nehmen. Ich bin gekommen, um dich heimzubringen, Rachel.«
    »Rachel.« Sie hatte den Namen so lange nicht mehr gehört. »Nenn mich nicht so.«
    »Es ist dein Name.«
    »Es war mein Name. Du hast ihn mir gestohlen.« Jahre des Zorns stiegen in ihr auf. Sie hatte keine Lust, den Mann, den sie so sehr hasste, zu bitten oder anzuflehen. »Heim. Wie kannst du mich heimbringen, wo du doch mein Zuhause zerstört hast?« Sie verdrehte ihre gefesselten Handgelenke und sehnte sich danach, mit den Fäusten auf ihn einzuschlagen.
    Er legte ihr eine Hand aufs Knie. »Das ist meine Schuld, und es tut mir leid.«
    »Fass mich nicht an.« Ihr Herz war voller Bitterkeit. Vor langer Zeit hatte er ihr Leben in Stücke gerissen. »Ich hasse dich.«
    Allen zuckte zusammen, als hätte sie ihn geschlagen. »Das meinst du nicht wirklich. Wir sind eine Familie.«
    »Familie. Du kranker Mistkerl, du hast doch keine Ahnung, was Familie bedeutet.« Ihn zu provozieren, war gefährlich und töricht. Aber es schien sie nicht zu kümmern. Als hätten die Dämonen, die sie so lange verfolgt hatten, das Ruder übernommen.
    Allen erhob sich mit geballten Fäusten von seinem Stuhl. »Rachel, du begreifst es einfach nicht.«
    Sie reckte den Hals, als er um sie herum ging. Sie sah, wie er etwas aus der Tasche zog. Es funkelte im Licht. Er trat dicht hinter sie, und sie zuckte zusammen. Sie wappnete sich gegen einen Angriff. Stattdessen legte er ihr eine

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