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Niemand hört dich schreien (German Edition)

Niemand hört dich schreien (German Edition)

Titel: Niemand hört dich schreien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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goldene Halskette mit einem Anhänger um den Hals. Auf ihrer Haut fühlte sich das Metall kalt an.
    »Gefällt sie dir?«
    Unverhoffte Erleichterung überkam sie. Sie hatte versucht, ihn zu provozieren, doch jetzt war sie dankbar, dass er ihr nicht wehgetan hatte. Trotzdem brachte sie es nicht über sich, freundlich zu ihm zu sein. »Nein.«
    Er beugte sich vor, bis seine Lippen ganz nah an ihrem Ohr waren. Sein heißer Atem strich über ihre Haut und jagte Panik durch ihren Körper. »Du hast sie nicht einmal angeschaut, Rachel.«
    »Ich heiße Amanda.«
    »Du heißt Rachel.«
    Sie hielt den Blick nach vorn gerichtet und drängte die Furcht zurück, die ihre Haut zusammenzog und ihr Herz rasen ließ. Jahrelang hatte sie sich gewünscht, sie könnte zu dem Leben zurückkehren, das sie als Rachel gekannt hatte. Jetzt hasste sie schon den Klang des Namens. »Arschloch.«
    Lange Finger legten sich um ihren Hals und drückten zu. »Du solltest nicht so mit mir sprechen.«
    Rasch fiel ihr das Atmen schwer. Sie wollte nicht sterben, doch sie wusste, dass sie dem Tod nicht mehr entrinnen konnte. In gewisser Weise hatte sie gewusst, dass dieser Tag kommen würde. Sie war immer überzeugt gewesen, dass sie jung sterben würde.
    Er drückte fester zu.
    Das Blut pochte in ihren Schläfen, und ihr Körper schrie nach Sauerstoff. Sie hustete und würgte und merkte, wie eine Uhr tickte. Wie das Leben aus ihrem Körper wich. Die Einzelheiten des Zimmers verschwammen zu einer rosafarbenen Flamme und dann zu nichts mehr.
    »Es tut mir leid«, flüsterte er.
    Dann küsste er sie auf die Wange und begann zu weinen.

17
    Sonntag, 20. Januar, 9:15 Uhr
    »Warwick.« Jacob bellte seinen Namen ins Handy. Er war gerade erst vom Laufen zurückgekehrt und sein Körper schweißnass.
    »Hier ist Vega. Wir haben ein weiteres Opfer. Eine Frau, erwürgt.«
    »Mist.« Jacob ließ die Stirn in eine Hand sinken und lehnte sich an die Arbeitsplatte in seiner Küche. »Wo?«
    Vega gab ihm die Adresse durch. Es war ein Büropark kurz vor der Grenze zu Goochland County. »Und sie trägt ein Amulett. Auf dem hier steht Rachel.«
    »Rachel. Wieder ein biblischer Name. »
    »Die Mutter von Josef. Du weißt schon, der mit dem bunten Rock.«
    »Ich verlasse mich auf dich, was das angeht.« Jacob zog die Brauen zusammen. »Ich bin in dreißig Minuten da.«
    Er wählte Zacks Nummer. Lindsay nahm beim fünften Läuten ab. »Hallo?«
    »Lindsay. Ist Zack da?«
    »Hey, Jacob. Er ist unter der Dusche.«
    »Hol ihn.« Seine Stimme verriet ihr, dass dies kein Freundschaftsanruf war.
    »Moment.«
    Fast eine Minute später hörte er: »Was gibt’s?«
    »Wieder eine Leiche.« Jacob gab die Fakten durch, und sie vereinbarten, dass er Zack in zwanzig Minuten abholen würde.
    Jacob duschte schnell, zog sich an und lief durchs Treppenhaus hinunter ins Erdgeschoss. Er parkte rückwärts aus, fädelte sich in den Verkehr der sonntäglichen Kirchgänger ein und fuhr in Richtung Westen. Eine halbe Stunde später trafen er und Zack am Tatort ein.
    Ein halbes Dutzend Streifenwagen und der weiße Transporter der Spurensicherung parkten vor dem niedrigen Bürogebäude. Die meisten Gebäude in diesem begrünten Gewerbepark bestanden aus Backstein und Glas. Jacob stellte den Wagen ab, und die beiden Detectives hängten sich ihre Marken an einem Band um den Hals. Die Beamten nickten ihnen zu, als sie unter dem gelben Absperrband hindurchtauchten und um das Gebäude herum zu dessen Rückseite gingen.
    Bitterkalte Luft schlug ihnen entgegen und trug den ekelerregenden Geruch des Todes heran. Tess stand innerhalb einer Abtrennung aus rotem Plastikband, mit dem sie den Tatort abgegrenzt hatte. Das rote Band war ihr Zeichen, damit niemand außer der Spurensicherung das Gelände betrat. Immer wieder leuchtete der Blitz ihrer Kamera auf. »Knips dich durch den Tatort«, pflegte sie zu sagen.
    Jacob blieb in angemessener Entfernung stehen. Sie musste ihre Arbeit machen, und wenn er Glück hatte, konnten sie so tun, als wäre der Freitagabend nie passiert, und ihre bisherige Freundschaft weiterführen.
    Die drängendste Frage war für ihn im Moment: Wie sah das Opfer aus? Tess verdeckte den Blick auf das Gesicht der Toten. Seine Rückenmuskeln verspannten sich. Er wollte nicht, dass die tote Frau so aussah wie die zwei anderen. Er wollte nicht, dass sie wie Kendall aussah.
    Zack schob die Hände in die Taschen. »Wenn das rauskommt, ist die Kacke am Dampfen.«
    »Ich weiß.« Jacob riss sich

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