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Niemand hört dich schreien (German Edition)

Niemand hört dich schreien (German Edition)

Titel: Niemand hört dich schreien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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geschickt. Er hatte ihr geschrieben, wie gerne er sie sah. Sie hatte nicht zurückgeschrieben, aber er trug es ihr nicht wirklich nach.
    Als er ihr diesmal eine SMS geschickt hatte, hatte sie ihm sofort geantwortet. Wer sind Sie? Woher wissen Sie das ? Er hatte geglüht vor Zufriedenheit, als er auf die Worte starrte.
    Allen erwog, eine weitere SMS zu schicken, entschied aber, dass dies kein guter Zeitpunkt war. Im Moment war es besser, nicht aufzufallen.

6
    Freitag, 11. Januar, 8:12 Uhr
    Schweiß tropfte Kendall in die Augen, während sie auf dem Crosstrainer trainierte und gleichzeitig die Rückspultaste der Fernbedienung drückte. Die CD in dem an der Wand befestigten Fernseher sprang zurück an den Anfang. Der Crosstrainer stand in ihrem Keller. Der Raum war unfertig, aber ein paar Leuchtspots hatten die Düsternis gebannt und das kahle Zimmer einigermaßen akzeptabel gemacht. Es war nicht der optimale Raum zum Trainieren, aber er war praktisch und erfüllte seinen Zweck.
    Kendall war fast am Ende ihres einstündigen Workouts angelangt und verspürte ein gewisses Maß an Zufriedenheit, als ihr der Schweiß über das Gesicht rann. Das Ziehen in ihrer Schulter, das immer da zu sein schien, war ein bisschen schwächer geworden, und sie fühlte sich gut. Ihre Gedanken schweiften zu dem vor ihr liegenden Tag. Es war Samstag, trotzdem würde sie an der Jackie-White-Story arbeiten, bevor sie wegen ihrer Schulter zur Physiotherapie in die Klinik fuhr. Noch ein Monat, dann würde die Behandlung der Schussverletzung vom letzten Sommer abgeschlossen sein.
    Kendall rieb die Narbe an ihrer Schulter und spielte die Aufzeichnung der Nachrichten vom letzten Abend noch einmal ab. Sie sah sich selbst zu, wie sie Whites Nachbarn und Kollegen interviewte, und dachte, dass sie tatsächlich weicher war als im letzten Sommer, als sie an der »Hüter«-Geschichte gearbeitet hatte. Die frühere Kendall hätte es auf das Interview mit Phil White angelegt, mochte er noch so sehr trauern. Mike war in keiner Weise glücklich gewesen, als sie erklärt hatte, sie würden fürs Erste verschwinden. Aber sie war eisern geblieben.
    Sie trat ein wenig schneller.
    Paradoxerweise waren die Zuschauer von ihrem Beitrag begeistert gewesen. Es hatte unglaublich viele E-Mail-Reaktionen gegeben, allerdings nichts von ihrem Informanten. Mit einem Anflug von Unbehagen hatte sie ihm eine weitere SMS geschickt und ihn um ein Interview gebeten, bezweifelte aber, dass er antworten würde.
    Sie hatte noch vier Minuten bis zum Ende ihres Workouts, als es klingelte. »Mist.« Nicole war noch nicht zur Arbeit gegangen, und Kendall hoffte, sie würde die Tür öffnen. Ihre zwanghafte Ader brachte sie dazu, sich immer zu Höchstleistungen anzutreiben, bis sie genau sechzig Minuten geschafft hatte.
    In der Hoffnung, die Haustür gehen zu hören, horchte sie. Wieder klingelte es. »Ich wette, sie ist unter der Dusche.«
    Kendall begann, schneller zu treten, als könnte sie die Uhr dadurch dazu bringen, die sechzig Minuten vollzumachen. Sie wollte das Workout zu Ende bringen, bevor der Besucher wieder klingelte. Noch drei Minuten und zwölf Sekunden. Es klingelte erneut, jetzt zweimal.
    »Mist.« Sie drückte die Stopptaste und stieg vom Crosstrainer herunter. Sie schaltete den Fernseher aus, griff nach einem Handtuch, das daneben auf einem Tisch lag, und ging die Kellertreppe hoch.
    Wieder klingelte es.
    »Ich komme!« Kendall lief durch den Flur. Sie warf einen Blick durchs Seitenfenster und sah ein vertrautes Gesicht. Als sie die Tür öffnete, kühlte die Luft ihre überhitzte Haut ab. Sie fröstelte.
    »Ms Shaw?« Der Mann, der mit einem breiten Lächeln auf ihrer vorderen Veranda stand, war mittelgroß und etwa Ende dreißig, Anfang vierzig. Er trug eine Malerhose, ein weißes Sweatshirt und eine dicke Armeejacke. Dunkles, grau werdendes Haar umrahmte sein rundes, sympathisches Gesicht.
    »Todd Franklin!« Der Schreiner, auf den sie gewartet hatte.
    Er tippte sich an die Stirn. »Ja, Ma’am.«
    Sie klatschte in die Hände. »Gott sei Dank. Ich dachte schon, Sie würden gar nicht mehr kommen. Bitte treten Sie ein.«
    Todd streifte seine Schuhe an der Fußmatte ab und kam herein. »Tut mir leid, dass ich ein paar Tage zu spät bin. Mein Auftrag im Süden der Stadt hat länger gedauert, als ich erwartet hatte. Beim Renovieren stößt man auf alle möglichen Schwierigkeiten.«
    »Bitte sagen Sie so etwas nicht«, meinte sie. »Was die Renovierung angeht, erlauben wir

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