Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Niemand hört dich schreien (German Edition)

Niemand hört dich schreien (German Edition)

Titel: Niemand hört dich schreien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
Vom Netzwerk:
über den Parkplatz fuhr. »Was ist dir denn über die Leber gelaufen? Es ist eine Story, Kendall. Genau wie alle anderen Storys, die wir schon hatten.«
    »Sie war ein Mensch«, erwiderte sie entrüstet.
    Er bog auf die Hauptstraße ein. »Was ist an diesem Mädel so besonders?«
    Kendall presste die Lippen zusammen. Sie hatte keine Antwort parat. »Ich weiß nicht.«
    »Na, dann finde es raus. Das Letzte, was ich jetzt brauchen kann, ist, dass du rührselig wirst.«
    Er hatte ihr den Fehdehandschuh hingeworfen, wohl wissend, dass nichts sie konzentrierter werden ließ als eine direkte Herausforderung. »Ich bin nicht rührselig. Niemals.«
    »Ach ja?«
    Innerlich wappnete sie sich. »Du wirst schon sehen.«
    Jacob parkte den Wagen vor Phil Whites Reihenhaus. Die Luft hatte sich erwärmt, und für heute waren Temperaturen bis über fünf Grad angesagt. Das Eis, das der Sturm mit sich gebracht hatte, war geschmolzen, und vom Schnee am Wochenende war fast nichts mehr zu sehen. Gut. Ein weiterer Schritt in Richtung Frühling.
    Jacob steckte den Schlüsselbund in die Tasche. Er musterte das Haus und versuchte, jedes Detail in sich aufzunehmen. Gepflegt. Ordentlich. Es sah ziemlich normal aus.
    Aber seine eigene Mutter hatte Jacob frühzeitig gelehrt, dass sich hinter den Mauern jedes Hauses ein Sündenpfuhl verbergen konnte.
    »Willst du das Gespräch führen?«, fragte Zack.
    »Ja.« Es war ihm nicht gelungen, das Opfer aus dem Kopf zu bekommen. Sie hatte ein mustergültiges Leben geführt. Keine Drogen. Harte Arbeit. Keinerlei außergewöhnliche Risiken. Und doch hatte jemand sie umgebracht. Alles deutete auf eine Beziehungstat hin.
    Jacob und Zack näherten sich der Haustür. Jacob klopfte.
    Als kein Laut zu ihnen nach draußen drang, hämmerte Jacob gegen die Tür. Diesmal ertönte ein brummiges »Moment«.
    »Wir stören seinen Schönheitsschlaf«, meinte Zack.
    Jacob bewegte die rechte Hand. »Das ist erst der Anfang.«
    Schritte waren zu hören, dann ging die Tür auf.
    Auf der Schwelle stand ein Mann mittlerer Größe mit Dreitagebart, der ein graues College-T-Shirt und eine Jogginghose trug. Sein dichtes, dunkles Haar war zurückgekämmt, wodurch sein volles Gesicht und die buschigen Brauen über den dunklen Augen betont wurden.
    Der Mann zog die Nase hoch. »Was wollen Sie?«
    Jacob zückte seine Polizeimarke. »Wir suchen Phil White.«
    »Das bin ich.« White runzelte die Stirn. »Was wollen Sie?«
    »Können wir reinkommen?«, fragte Jacob.
    White schüttelte den Kopf. »Wenn Sie etwas zu sagen haben, können Sie es auch hier draußen sagen.«
    Jacob wollte das hier nicht an der Haustür erledigen. »Können wir nicht reinkommen?«, fragte er wieder.
    »Nein.«
    Nun denn. Jacob senkte die Stimme. »Am Sonntag ist Jackie White tot aufgefunden worden.«
    Whites Kiefer klappte herunter. »Was? Jackie White? Meine Frau ist tot?«
    Jacob nickte. »Ja.«
    Aus dem Gesicht des Mannes wich alle Farbe, und er trat zur Seite. »Kommen Sie rein.«
    Die Wohnung wirkte karg und sehr junggesellenhaft. Ein Fernsehsessel, ein Breitbildfernseher, Pizzaschachteln auf der Arbeitsplatte in der Küche. Jacob hätte wetten mögen, dass im Tiefkühlschrank nur Fertiggerichte waren und im Kühlschrank nur Bier und Essensreste. Es gab einen Kamin, aber er sah aus, als wäre er noch nie benutzt worden.
    White sah Jacob an. In seinen Augen glänzten Tränen. »Sind Sie sicher?«
    Jacob nickte. »Ja.«
    White fuhr sich mit zitternder Hand durchs Haar. »Wie?«
    Jacob ignorierte die Frage. »Sie beide lebten getrennt?«
    »Ja.«
    »Seit wann?«
    »Seit achtzehn Monaten.«
    »Sie haben sich Weihnachten gestritten?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    White schluckte. »Das ist persönlich.«
    »Wir müssen es wissen.«
    »Sie wollte nicht in die Scheidung einwilligen.«
    Weder Jacob noch Zack sagten etwas.
    White brach das Schweigen. »Ich habe versucht, es mit ihr hinzubekommen. Ich habe es wirklich versucht. Aber sie hasste Sex. Sie weigerte sich, mich anzufassen. Hätte ich denn für den Rest meines Lebens wie ein Mönch leben sollen?« Er legte den Kopf in den Nacken, um die Tränen zurückzuhalten. »Warum stellen Sie diese Fragen? Wie ist sie gestorben?«, fragte er. »War es ein Unfall?«
    »Nein, es war kein Unfall.« Jacob räusperte sich und sagte in bewusst sanftem Ton: »Fällt Ihnen irgendjemand ein, der Jackie hätte umbringen wollen?«
    White schüttelte den Kopf. »Sie war eine Heilige. Sie hat in ihrer Freizeit alle möglichen

Weitere Kostenlose Bücher