Niemand hört dich schreien (German Edition)
wohltätigen Sachen gemacht. Alle mochten sie.«
»Hatte sie männliche Freunde?«, fragte Zack.
White stieß ein bellendes Lachen aus. »Nein.«
»Sind Sie sicher?«
»Ja. Das war eins der Dinge, wegen denen wir uns im Dezember gestritten haben. Ich habe ihr gesagt, sie braucht einen Mann. Aber sie meinte, sie braucht keinen Mann. Sie sei mit mir verheiratet.« Er barg das Gesicht in den Händen und begann zu weinen. »Gott, ich hätte sie nicht anschreien dürfen.«
Zack räusperte sich. »Gibt es jemanden, den wir anrufen können, damit er zu Ihnen kommt?«
»Nein.« White wischte sich die Tränen von den Wangen. »Nein. Es geht schon wieder.«
Jacob sah sich im Raum um und hielt Ausschau nach einem rosa Teppich. Nichts zu sehen. Andererseits, falls White sie getötet hatte, hatte er es aller Wahrscheinlichkeit nach nicht hier getan.
White wischte sich eine weitere Träne aus dem Gesicht. »Wie kommt es, dass in den Nachrichten nicht darüber berichtet wurde?«
»Sie sind vor dem Gesetz ihr Ehemann – ihr nächster Angehöriger. Wir sind verpflichtet, es Ihnen mitzuteilen, bevor wir Informationen an die Presse geben.«
White fing wieder an zu weinen. Es klingelte, und er ging steifbeinig zur Tür und öffnete sie.
Jacob schluckte einen Fluch hinunter, als er Kendall Shaw im Eingang stehen sah.
»Mr White, mein Name ist Kendall Shaw. Ich komme von Channel 10.«
Jacob ging zur Tür. Sein Blick ruhte auf Kendall, und für den Bruchteil einer Sekunde zog sich sein Inneres vor unstillbarer Begierde zusammen. »Es passt gerade schlecht, Ms Shaw.«
Kendalls Blick verriet ihm, dass sie ebenso überrascht war, ihn zu sehen, wie er sie. Sie fasste sich schnell wieder. »Mr White, mein herzliches Beileid wegen Ihrer Frau.«
White funkelte Jacob an. »Ich dachte, die Presse weiß von nichts.«
Jacob hatte Mühe, an sich zu halten. Wie zum Teufel hatte sie es herausbekommen? »So sollte es sein.«
»Ich habe es gerade erst erfahren«, sagte Kendall. »Ich würde gern mit Ihnen über Ihre Frau sprechen.«
Doch bevor White antworten konnte, griff Jacob nach der Tür und machte sie zu.
Eine Dreiviertelstunde später ließen Jacob und Zack Phil White mit blutunterlaufenen, tränengefüllten Augen zurück. Sie hatten in Erfahrung gebracht, dass er während der letzten paar Tage mit Freunden auf der Jagd gewesen war.
Kendall wartete vor dem Haus. In der Kälte hatten sich ihre Wangen leicht gerötet. Sie näherte sich ihnen mit forschen Schritten. »Ich würde gern mit Ihnen über diesen Fall sprechen. Haben Sie vielleicht eine Minute Zeit?«
Jacob durchbohrte sie mit seinem Blick. »Von wem haben Sie den Namen des Opfers?«
Sie zuckte die Achseln. »Von einer Quelle.«
»Von wem?«
»Das sage ich nicht.«
Jacob murmelte einen Fluch, und die beiden Detectives setzten sich in Bewegung.
Das Geräusch klappernder Absätze verriet ihnen, dass sie sich beeilen musste, um mit ihnen Schritt zu halten. »Ich habe eine Stunde lang mit Freunden und Nachbarn der Toten telefoniert. Alle sagen, dass sie ein wunderbarer Mensch war. Gibt es schon Anhaltspunkte, warum sie dann ein solches Ende genommen hat?«
Jacob warf ihr einen genervten Blick zu. »Lassen Sie Mr White in Ruhe, Ms Shaw. Die Sache hat ihn sehr mitgenommen.« Es ging ihm weniger um White, als vielmehr darum, dass Kendall ihm in seine Ermittlungen hineinpfuschte. White spielte zwar den trauernden Ehemann, aber Jacob hatte vor langer Zeit gelernt, sich nicht vom äußeren Schein trügen zu lassen.
»Sie können mich nicht davon abhalten, mit ihm zu reden«, gab Kendall zurück.
»Nein, das kann ich nicht. Aber der Mann ist fix und fertig. Zeigen Sie ein bisschen Menschlichkeit.« Jacob und Zack stiegen in den Wagen, und Jacob ließ den Motor an.
Als er hochschaute, sah er, wie Kendall den Parkplatz überquerte und zum Sendewagen ging. Sie begann, auf den Kameramann einzureden, dem gar nicht zu gefallen schien, was er hörte. Die beiden stiegen ein.
Sie legte es heute also nicht auf das Interview an? Das war eine Überraschung. Punkt für sie. Aber er kannte sie gut genug, um zu wissen, sie würde wiederkommen.
»Miststück.«
Zack zuckte die Achseln. »Sie kann einem ziemlich auf die Nerven gehen, aber du musst zugeben, dass sie gut ist in ihrem Job.«
»Einen Dreck gebe ich zu.«
Zack sah Jacob forschend an. »Es sieht dir gar nicht ähnlich, so wütend auf Reporter zu sein. Die müssen ihre Arbeit machen, genau wie wir.«
Jacob umfasste das
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