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Niemand hört dich schreien (German Edition)

Niemand hört dich schreien (German Edition)

Titel: Niemand hört dich schreien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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Ayden in die Cary Street ab. »Ich habe sie nicht so angeschaut.«
    Caleb ließ seinen Gurt einrasten und lehnte sich selbstzufrieden in seinem Sitz zurück. »Oh doch, hast du.«
    Ayden warf seinem Sohn einen gutmütigen Blick zu. »Halt die Klappe.«
    Gleich darauf klingelte Aydens Handy. Er erkannte die Nummer auf dem Display. Zack Kier.
    Wenn der an seinem freien Tag anrief, verhieß das nichts Gutes.
    Kendall stand in Jeans, ausgeblichenem T-Shirt und mit Farbe bespritzten Turnschuhen in ihrem Gästezimmer, als das Handy in ihrer Hosentasche klingelte. Sie warf einen Blick auf den Eimer mit gelber Wandfarbe, den sie gerade hatte öffnen wollen, und klappte das Handy auf. »Kendall Shaw.«
    »Es hat noch einen Mord gegeben«, ratterte Brett los. »Wie schnell kannst du losfahren?«
    Kendalls Herz raste. »Gib mir fünfzehn Minuten.«
    »Gut.« Er nannte ihr die Adresse. »Ich schicke dir einen Kameramann hin.«
    Adrenalin durchflutete ihren Körper. »Ich bin in einer halben Stunde da.«
    Die Malerarbeiten waren vergessen. Rasch duschte Kendall, steckte ihr Haar zu einem französischen Knoten hoch und zog einen dunkelbraunen Kaschmirpullover, eine dunkle Wildlederhose und Stiefel an. Wie versprochen war sie nach fünfzehn Minuten abfahrbereit.
    Während der Fahrt zum Tatort ging sie im Geist die Fragen durch, die sie stellen wollte. Sie war stolz darauf, dass sie nicht nur bestmöglich aussah, sondern auch die besten Fragen in petto hatte.
    Eine Frau sollte nicht nur ein hübsches Gesicht haben. Das hatte Henry Shaw, ihr Vater, oft gesagt. Er hätte nie zugelassen, dass Kendall ihr Äußeres ausnutzte. Stattdessen hatte er von ihr erwartet, dass sie sich in der Schule anstrengte und bewies, dass sie trotz ihres Aussehens Erfolg hatte.
    Ihr Vater hatte seiner ehrgeizigen Frau Irene und seiner Tochter Sicherheit gegeben. Die Persönlichkeiten der beiden Frauen ähnelten sich sehr, und der Vater hatte oft gemeint, sie glichen sich wie ein Ei dem anderen. Kendall hatte das gern gehört, denn auf die Art fiel es ihr leichter, so zu tun, als hätte Irene sie geboren und als gäbe es nicht irgendwo eine Frau, die sie fortgegeben hatte.
    »Wie bin ich denn darauf gekommen?«, murmelte Kendall und bremste vor einer roten Ampel. Sie zwang sich, wieder an die Story und das Mordopfer zu denken. Minuten später bog sie rechts auf die Laburnum Avenue und sah schon bald das blinkende Blaulicht der Polizeiautos. Der Transporter von Channel 10 wartete auf dem Parkplatz eines chinesischen Restaurants in einer Seitenstraße. Die Reporter der anderen Sender waren schon da. Es würde hoch hergehen.
    Sie parkte hinter dem Transporter und stieg aus. Der Kameramann war neu, sie hatte erst ein paarmal mit ihm gearbeitet. »Hey, Lin. Wo ist Mike?«
    Lin war groß und hager. Er konnte nicht älter als dreißig sein, aber seine Schultern waren gebeugt wie die eines alten Mannes. »Keine Ahnung.«
    Es sah Mike gar nicht ähnlich, dass er sich eine solche Story entgehen ließ. »Komm mit mir. Wir gehen rüber zum Tatort und schauen, was wir zu sehen kriegen.«
    Er nickte, beugte sich in den Transporter und hievte eine Kamera auf seine Schulter. »Wird gemacht, Boss.«
    Der eiskalte Wind ließ sie erschaudern, als sie über die Kreuzung zum Tatort hinüberging. Schon am Gehweg stieß sie auf gelbes Absperrband, und ein Streifenpolizist hielt sie auf.
    Kendall schenkte dem Beamten ihr berühmtes Lächeln.
    Doch noch ehe sie ihre erste Frage stellen konnte, sagte er: »Niemand darf in die Nähe des Tatorts. Besonders Sie nicht.«
    Kendall behielt ihr Lächeln bei, obwohl Ärger in ihr aufstieg. »Können Sie mir etwas über das Opfer sagen?«
    »Nein.«
    »Ist Detective Warwick hier?« Es war ein Schuss ins Blaue. »Er wird mit mir reden.«
    Das brachte den Mann zum Lachen. »Er hat zu tun.«
    Frustriert schaute sie zum Laden hinüber. Keine Chance, da jetzt reinzukommen. Sie drehte sich um und ging über die Straße zurück zum Transporter. An der Ecke gab es eine Reihe weiterer Geschäfte, und dort stand auch eine wachsende Anzahl Schaulustiger. Irgendjemand musste doch etwas gesehen haben.
    Lins lange Beine hielten mühelos mit ihr Schritt. »Und was jetzt?«
    »Viele Wege führen nach Rom.«
    Jacob hatte mit Kendalls Erscheinen gerechnet, seit der Wagen des Senders vorgefahren war. Er hatte persönlich dafür gesorgt, dass sie dem Ort des Geschehens nicht zu nahe kam.
    Eine leichte Bewegung ließ ihn aufmerken, und er beobachtete, wie Tess

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