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Niemand hört dich schreien (German Edition)

Niemand hört dich schreien (German Edition)

Titel: Niemand hört dich schreien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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zur Besorgnis leugnen würde. Stattdessen schwieg sie einen Augenblick lang. »Sie hat eigentlich nichts getan , was mich beunruhigen sollte.«
    »Aber …«
    Sie senkte ihre Stimme ein wenig und neigte sich zu ihm hin, wie es Julie auf Partys immer getan hatte. »Es ist nur, wie sie mich ansieht. Die Art, wie sie immer das Baby erwähnt.«
    Sein Blick wanderte zu ihrem Bauch. »Sie sind aber auch wirklich sehr schwanger.«
    Ihre Hände zitterten, als sie an einem Knopf ihrer Kamera herumspielte. »Ja, aber es fühlt sich an, als würde mehr dahinterstecken.«
    Die Sorge in ihren Augen gefiel ihm nicht. »Hat sie Sie irgendwie bedroht?«
    »Nein.« Nicole lächelte beinahe entschuldigend. »Ich glaube, die Hormone lassen mich ein wenig verrücktspielen.«
    David lächelte, aber seine Besorgnis blieb. Das Gehirn konnte Drohungen auf unbewusster Ebene wahrnehmen. Man nannte es auch Intuition oder den sechsten Sinn.
    Jemand wie Dana würde keine offene Drohung aussprechen. Aber das bedeutete nicht, dass sie nichts im Schilde führte.
    David holte eine Visitenkarte und einen Stift aus seiner Brusttasche und kritzelte seine Handynummer auf die Karte. »Das ist mein privater Anschluss. Ich möchte, dass Sie mich anrufen, falls Sie sich auch nur im Mindesten von ihr belästigt fühlen.«
    Nicole nahm die Karte entgegen. »Es war nicht meine Absicht, Sie um Hilfe zu bitten. Ich komme mit Dana schon klar.«
    »Warum es allein durchstehen, wenn Sie nicht müssen? Jeder kann hin und wieder einen Verbündeten gebrauchen.«
    Nicole schien erleichtert und schnippte mit dem Finger gegen die Karte. »Danke.«
    Lindsay kam zu ihnen herüber und legte den Arm um Nicole. »David, kann ich Ihnen Nicole einen Moment entführen? Sie soll ein paar Fotos machen.«
    David wollte nicht, dass Nicole ging. Zum ersten Mal, seit er gekommen war, fühlte er sich wirklich wohl. »Klar.«
    Nicole lächelte zu ihm hinauf. »Danke. Es war schön, Sie wiederzusehen.«
    »Ganz meinerseits.«
    Er sah zu, wie sie sich entfernte. Das Gewicht des Babys machte sie nur ein ganz klein wenig unbeholfen. Sie bewegte sich mit einer Grazie und einem Selbstvertrauen, die er sehr anziehend fand. Das Leben hatte ihr viel Böses beschert, aber sie ließ es hinter sich.
    Er schaute quer durch den Raum zu Dana hinüber. Während Nicole ihre Kamera auf eine Gruppe städtischer Honoratioren richtete, klebte Danas Blick an Nicole. Es war nicht zu übersehen, dass die Frau etwas vorhatte. Und er wäre jede Wette eingegangen, dass es nichts Gutes war.
    Er beschloss an Ort und Stelle, Dana Millers Vergangenheit zu überprüfen und sie im Auge zu behalten.
    Seinen Drang, Nicole zu beschützen, stellte er nicht infrage. Er würde es einfach tun.
    Als Jacob Kendall Shaw erblickte, zog sich sein Magen zusammen. Wie immer wirkte sie vornehm, elegant und souverän. Sie trug ein blassblaues Kleid, das sich eng an ihre vollen Brüste, die schmale Taille und die sanft geschwungenen Hüften schmiegte. Ihre hochhackigen Schuhe beschworen erotische Gedanken herauf, denen er nur zu gern nachgegeben hätte.
    Die ersten zehn Minuten im Frauenzentrum tat er so, als hörte er zu und als interessierten ihn die Gespräche um ihn herum. Er schaffte es, selbst ein paar gut gelaunte Floskeln an den Mann zu bringen, aber mit den Gedanken war er bei Kendall.
    »Diese Rose hat böse Dornen.« Die barsche Äußerung, gerade so laut ausgesprochen, dass nur Jacob sie hören konnte, bewirkte, dass er sich umdrehte.
    Der Mann, der ihm gegenüberstand, war Ende vierzig. Jim Mundey arbeitete bei der städtischen Polizei von Richmond. Sie unterstanden unterschiedlichen Gerichtsbarkeiten, arbeiteten aber oft bei Fällen zusammen, die die Grenzen der städtischen und der County-Polizei überschritten. Jim war mittelgroß und trug eine Brille mit Drahtgestell. Er hatte dichtes, ergrauendes Haar und eine Wampe, über der sich seine Uniform spannte.
    Jacob nippte an seinem Wasser. Ihm war klar, dass Jim Kendall gemeint hatte. »Das bezweifle ich nicht.«
    »Aber es macht Spaß, sie anzuschauen. Verdammt. Diese Beine sind unglaublich.«
    »Pass auf, dass deiner Frau das nicht zu Ohren kommt.«
    »Man wird ja wohl noch gucken dürfen.« Jim nahm einen Schluck von seinem eisgekühlten Mineralwasser. »Willst du dich an sie ranmachen?«
    »Lieber lass ich mich im Ring zusammenschlagen.«
    Jim lachte. »Die flachzulegen, könnte ein blaues Auge wert sein.«
    Sie hatten schon früher auf diese Art über Frauen geredet.

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