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Niemand hört dich schreien (German Edition)

Niemand hört dich schreien (German Edition)

Titel: Niemand hört dich schreien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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bringt mich schier um. Wir sehen uns zu Hause.«
    Kendall wirkte besorgt. »Okay.«
    Als Nicole gegangen war, fragte Jacob unwillkürlich: »Sie ist Ihre Mitbewohnerin?«
    »Seit ein paar Monaten.« Es klang frostig.
    So hatte sie also von dem Schusswechsel am Ende erfahren. »Ich kann Sie mir kaum zusammen vorstellen.«
    Kendall zuckte die schmalen Schultern. »Sie fragen sich wohl, was für mich dabei herausspringt?«
    »Offen gestanden, ja.«
    »Ich habe ein riesiges Haus, und Nicole brauchte bis zur Geburt des Kindes eine Unterkunft. Das ist alles.«
    »Sie sind nicht darauf aus, ein Enthüllungsbuch über den ›Hüter‹ zu schreiben?« Er musterte die dunklen Ringe unter ihren Augen. »Ist es das Buch, was Ihnen den Schlaf raubt?«
    Bei dieser Frage richtete sie sich kerzengerade auf. »Es gibt kein Buch.«
    Er glaubte ihr. Er hatte zwar keinen Grund dazu, aber er tat es. »Woher kommen dann die dunklen Ringe? Letzte Woche waren sie noch nicht da.«
    Sie berührte ihre Wange mit den Fingerspitzen, ließ die Hand aber rasch wieder sinken. Dann warf sie ihm ein umwerfendes Lächeln zu und scherzte: »Ich träume von Ihnen, Detective. Das bringt mich um den Schlaf.«
    Er lachte, aber diese Vorstellung weckte blitzartig sein Verlangen nach ihr. Nur zu gern hätte er sie nachts vom Schlafen abgehalten. »Was hat Sie denn dann wach gehalten?«
    Kendall wurde blass. »Irgendwie ist mir dieser Raum auf einmal zu laut und zu voll. Ich habe, was ich wollte, ich gehe jetzt.«
    Er hatte sie an einer so empfindlichen Stelle getroffen, dass sie flüchtete. Noch bevor er etwas sagen konnte, drängte sie sich durch die Menge zu Lindsay. Schnell verabschiedete sie sich und zog ihren Mantel über.
    Jacob stellte sein Glas ab und folgte Kendall. Was zum Teufel hatte er denn gesagt? Die kalte Luft draußen fühlte sich gut an auf seiner erhitzten Haut. Rasch holte er Kendall ein.
    »Wo ist Ihr Wagen?«
    »Ich finde meinen Wagen schon selbst, Detective.«
    Er lief neben ihr her. »Was habe ich da drin gesagt?«
    Ihre Absätze klapperten auf dem Asphalt. »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
    »Ich habe etwas gesagt, das Sie durcheinandergebracht hat.«
    »Mir war nur langweilig.«
    »Deswegen sind Sie auf mich losgegangen?«
    Sie seufzte. »Das war unnötig. Tut mir leid.«
    Kendall ging über die Straße zu einem kleinen gebührenpflichtigen Parkplatz. Ihr Auto war elegant. Schwarz. Das neueste Modell. Typisch Kendall Shaw. Und meilenweit entfernt von dem zerbeulten, schlammverschmierten Geländewagen, den er selbst fuhr.
    Jacob sah zu, wie sie die Schlüssel aus ihrer Handtasche holte. Ihre Hände zitterten leicht. »Was raubt Ihnen den Schlaf, Kendall?«
    »Hab ich doch gesagt – ich träume von Ihnen.« Ihre Worte klangen scharf.
    »Hören Sie auf mit dem Mist. Was ist es?«
    Sie nestelte am Schlüsselbund und schien den richtigen Schlüssel nicht zu finden. Dann hielt sie inne und seufzte. »Träume, okay? Albträume.«
    »Wegen letztem Sommer?« Seine Stimme klang angespannt.
    Kendall drehte sich um und begegnete seinem Blick. »Nein.« Sie klang nicht mehr so zornig. »Die Träume handeln von der Zeit, als ich ein kleines Kind war.«
    Seltsamerweise spürte er Erleichterung. »Erzählen Sie es mir.«
    In ihren Augen lag Abwehr. »Wieso? Warum sollte so etwas Sie kümmern?«
    Kendall bewahrte eisern die Kontrolle über sich selbst und ihre Gefühle. Genau wie er. »Erzählen Sie es mir einfach.«
    Einen Augenblick lang schwieg sie und sah ihm forschend in die Augen. Sie fasste nicht so schnell Vertrauen. »Ich bin in einem Schrank. Ich höre, wie eine Frau schreit und ein Baby weint. Ich habe keine Ahnung, wer diese Leute sind und was da vor sich geht. Aber diese verdammten Träume wecken mich inzwischen beinahe jede Nacht.«
    »Wie sieht es mit Familie aus? Freunde Ihrer Eltern? Vielleicht könnten sie helfen.«
    »Ich habe niemanden.«
    Sie war allein. Wie die anderen Opfer. Wie er.
    »Was ist mit einem Therapeuten? Einem Hypnotiseur?«
    Kendall schüttelte den Kopf. »So schlimm ist es nicht. Es wird schon von alleine weggehen.«
    Er schaute sich um, um sicherzugehen, dass niemand in der Nähe war. »Ich kenne eine Ärztin. Sie ist nicht übel. Erica Christopher.«
    »Ich brauche keine Ärztin. Acht Stunden Schlaf am Stück werden es schon richten.«
    So dickköpfig. »Merken Sie sich einfach den Namen.«
    »Klar. Mach ich.«
    Ein leichter Windstoß wehte ihr die Haare aus dem Gesicht. Der Straßenlärm verstummte.

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