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Niemand ist eine Insel (German Edition)

Niemand ist eine Insel (German Edition)

Titel: Niemand ist eine Insel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Ich … kaufe dir eine …«
    »Ich will keine Jacht.«
    »Was denn?«
    »Dich. Immer nur dich.«
    »Ach, süß …« Deutsch: »Du bist das süßeste aller Wölfchen …« Sofort englisch: »… weg mit … IBM … Mister Joyce … erinnern Sie … UNILEVER … auch nur drei Punkte … verloren … verloren … verloren …« Lange Stille. Tiefe Atemzüge. Ein OP-Hauch. Junge, Junge! Ich glaube, ich kann Suzy jetzt bald … »Es schmerzt wieder …« Ganz deutlich und deutsch: »Es schmerzt höllisch, Wölfchen … besonders hinter den Ohren …«
    »Mein Hexlein, mein armes, armes Hexlein.« Hoffentlich schläft Suzy nicht, wenn ich endlich komme, oder ist müde.
    »Mon petit loup …« Und gleich englisch weiter: »… habe ich dir sofort gesagt, Jack … verwackelt, ganze Rückpro verwackelt … alles noch mal drehen … Zwischenlandung, warum? … Auftanken! … Jetzt reicht … es …! Das nächste Mal SAS direkt über den Pol … Tokio … meine Zeit nicht gestoh …«
    Dann war sie weg, von einem Moment zum andern, mitten im Wort. Aber total! Sie schnarchte laut, wie sie da auf dem Rücken lag. Na, dachte ich, vielleicht hat der Mensch Glück. Meine Hand glitt unter ihrer fort. Ich erhob mich, lautlos, Zentimeter um Zentimeter. Ein Schritt zur Tür. Noch einer …
    Klagend, deutsch: »Wölfchen!«
    Der Mensch hat Glück. Soviel Glück wie ein Friedhof, wenn die Pest ausbricht.
    Aufgeregt: »Où es tu, mon petit loup?«
    Ihre Hände fuhren wild durch die Luft.
    Nichts wie zurück, aber hurtig! Und auf den Stuhl. Und eine ihrer Hände gepackt.
    »Ici, ma petite sorcière, ici, voilà …«
    Sie gab ein Geräusch von sich wie ein Pneu, aus dem Luft entweicht. Nun wieder mal deutsch: »Verzeih mir, Wölfchen …« Schnell englisch: »Herrlich … Gobelin … wirklich herrlich, Sophia … Carlo … wunderbarer Mann … Verstehe ich so gut, daß dir kein anderer jemals …« Deutsch: »Doch bist du böse, Wölfchen! Ich habe dich verdächtigt … daß du mich allein …«
    »Allein lassen? Ich, dich? Ich liebe dich doch!«
    »Du liebst mich, mein Wölfchen! Ach, ist das wunderbar … ist das schön …« Ich tätschelte ihre Hand, die meine festhielt, mit meiner zweiten. Und wieder ging alles von vorne los. Wie sehr sie mich liebte. Ich liebte sie genauso. Sie konnte nicht mehr ohne mich leben. Ich konnte nicht mehr ohne sie leben.
    Indessen – ich will mich nicht besser machen, mein Herr Richter, dies ist die reine Feststellung einer Tatsache –, indessen, an diesem Abend log sich’s nicht so leicht wie sonst. Vielleicht, weil mir so heiß war. Wahrscheinlicher natürlich, weil ich nicht und nicht zu Suzy kam!
    Jetzt hielt Sylvia meine Hand wieder ganz fest. Raus hier? Doch keine zwei Schritte weit! Auch wenn mein geliebtes Hexlein ausflippte, gleich war sie wieder da! Nein, da gab es nicht die Spur einer Möglichkeit zu verschwinden, wenn ich nicht meine Existenz, diese Existenz einer Ratte, gefährden wollte.
    »Von keinem Mann … von keiner Frau« – jetzt deutsch – »würde ich mich so, wie ich hier liege, ansehen lassen … Nur von dir! Nur von dir! Weil ich nur einen einzigen Mann im Leben wirklich geliebt habe … dich, mein Wölfchen …«
    »Und ich nur eine einzige Frau, dich, mein Hexlein.«
    Da capo.

8
    Z u Ihrer Information, mein Herr Richter:
    Es ist sehr ungewöhnlich, daß sich eine relativ noch so junge Frau zu einem totalen Face-Lifting entschließen muß. Sehen Sie, bei Sylvia war das eine Berufsnotwendigkeit. Filmkameras und Fernsehkameras sind unerbittlich. Durch jahrelanges Schminken, durch jahrelanges tägliches Maske-Machen, oft mit sehr riskanten Lotionen und Klebemitteln, etwa wenn Sylvias junges Gesicht sich, einer Filmhandlung folgend, in das einer alten Frau verwandeln mußte (in einem dieser Cavalcade-Streifen zum Beispiel), durch viel zu viele Nächte ohne Schlaf zwar, jedoch mit Unmengen von Alkohol und Zigaretten in verrauchten Lokalen, auf monströsen Partys, durch die nun schon so viele Jahre währende Belastung, die Hetze, die Schwerstarbeit, die Sylvia leistete, war ihre Haut nicht eben besser geworden. Dazu kam: Ihre Epidermis war von Natur aus äußerst empfindlich. Besonders schön und darum auch besonders gefährdet. Hätte Sylvia nicht diesen Beruf gehabt, es hätte nicht den geringsten Grund gegeben, sich liften zu lassen. So aber war es unumgänglich geworden. Sie wußte es, die Big-shots von SEVEN STARS, ihrer

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