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Niemand ist eine Insel (German Edition)

Niemand ist eine Insel (German Edition)

Titel: Niemand ist eine Insel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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die Zwölf-Uhr-fünfzehn-Maschine nimmt, dann fliegen Sie und Bracken und Maître Lejeune los«, sagte Joe. »In Sylvias Jet.«
    »Der steht in Nürnberg.«
    »Der steht hier in Orly, weit draußen. Habe ihn sofort herbeordert, heute nacht noch, als ich von der Schweinerei erfuhr«, sagte Lejeune, den Mund voller Hammelfleisch. Er hatte ein Hammelkotelett bestellt, dazu grüne Bohnen und einen Berg Pommes frites. »Wo ist mein Koffer mit der Philip-Kaven-Garderobe?«
    »Unter dem Tisch«, sagte Bracken. »Habe ihn dir doch eigens auf deinen Wunsch mitgebracht!«
    »Auch den Bären?«
    »Auch den Bären!«
    Also ging ich mit dem Koffer, den Bracken gebracht hatte, in einen Waschraum, zog meine ›guten Sachen‹ an und legte das GALERIES-LAFAYETTE-Zeug in den Kunststoff-Koffer, und ich kann Ihnen sagen, ich war vielleicht selig, als ich das kratzende Hemd vom Leibe hatte, mein Herr Richter!
    Dann verwahrte ich den Kunststoff-Koffer in einem Schließfach und setzte mich wieder in das Restaurant, wo Lejeune inzwischen bei Schokoladentorte und Eierlikör angelangt war. Ich wußte, daß ich Sylvia anrufen mußte, aber ich brachte es einfach nicht über mich. Später, dachte ich, ein wenig später …
    Um 11 Uhr 15 fingen sie dann an, die Passagiere für den IBERIA-Flug 871 nach Madrid aufzurufen, und kurze Zeit später kam ein junger Mann an unseren Tisch und sagte zu Lejeune: »Wolken ist schon unterwegs zum Flugzeug. Er wird gerade gefilzt.«
    Also brachen wir auf, Lejeune, Bracken und ich.
    Der Flug über die Pyrenäen war so, wie er immer ist, mir macht das längst nichts mehr, und Callaghan, der Captain, kam und sagte, er würde es so einrichten, daß wir eine Viertelstunde vor der IBERIA-Maschine in Barajas landeten, damit wir auf Dr. Wolken achten und ihm folgen konnten.
    »Wie geht es Babs?« fragte der Captain.
    »Viel besser.«
    »That’s great!« Er strahlte und ging ins Cockpit zurück. Erst als wir landeten, bemerkte ich, daß ich während des ganzen Fluges den abgeschabten und schmutzigen kleinen Spielzeugbären in der Hand gehalten hatte.

50
    W ir trafen also am 8. Dezember in Madrid ein. Der 8. Dezember ist ein Feiertag in Spanien, das hatte ich ganz vergessen. Fest der Unbefleckten Empfängnis. Alle Läden und Büros geschlossen. Ich war gewiß bereits zwei Dutzend Male in Madrid gewesen in meiner Zeit als nicht mittelloser Playboy, und ich kannte mich aus. Madrid hat die größte Stierkampf-Arena in Spanien. Ich war dort nie, denn diese Geschichte widert mich an, und wenn noch so viele Leute sagen, daß sie sofort fasziniert und hypnotisiert sind und deshalb das Bestialische vergessen. Stierkampf? – Ohne mich! Aber ich kam natürlich oft zu Pferderennen. Diese Rennen finden immer sonntags statt, von Mai bis Juni und von Mitte September bis Anfang November, draußen im Zarzuela-Hippodrom, acht Kilometer vor der Stadt, und im Casa de Campo-Park. Ich habe sehr viel gewonnen bei diesen Rennen, und noch sehr viel mehr verloren natürlich.
    Das erzählte ich Bracken und dem fetten Lejeune, als wir hinter dem Mietwagen, in dem Dr. Wolken saß, von Barajas in die Stadt hineinfuhren. (Wir waren mit der SUPER-ONE-ELEVEN in eine Sturmfront geraten und knapp nach der IBERIA-Maschine gelandet, unsere Crew hatte sich alle Mühe gegeben – umsonst. War aber nicht schlimm.) Wir durften Dr. Wolken jetzt nur nicht aus den Augen verlieren, und Gott sei Dank war die IBERIA-Maschine sehr voll gewesen, und die Zollformalitäten hatten sehr lange gedauert. Nicht bei uns. Es war Bracken gewesen, der Dr. Wolken in der Halle der Zollabfertigung entdeckte, und wir sahen von weitem, daß er drei große Koffer mit sich führte. Der Zollbeamte durchsuchte sie alle. Äußerst höflich. Das sind die spanischen Zollbeamten immer. Ob Sie es glauben oder nicht, mein Herr Richter: Spanische Zollbeamte in Barajas ziehen weiße Handschuhe an, bevor sie sich mit Ihrem Gepäck beschäftigen. Das soll dem Ankömmling wohl gleich zeigen, welche Würde und Höflichkeit das spanische Volk auszeichnet. Aber auch mit Höflichkeit und Würde dauert es eben eine Weile, bis drei vollgestopfte Koffer durchsucht sind, nicht wahr, und so war es uns ein leichtes gewesen, ein Taxi zu chartern und hinter dem Taxi, in dem Dr. Wolken saß, herzufahren. Wir waren alle davon überzeugt, daß er zur Klinik des Professors Salmerón und zu Clarissa unterwegs war, aber dort erst wollten wir ihn auch erwischen. Weil Feiertag war, gab es sehr wenig

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