Niemand ist ohne Schuld - Dark village ; 3
natürlich â weiterblickte als bis zu den Schlagzeilen und dem Tod und der Sensation.
Aber auch sie hatten sich Gedanken über Trines Tod gemacht, jede für sich. Sie hatten überlegt, geweint und es in den Gesichtern der anderen gesehen. Sie hatten es einfach nur nicht ausgesprochen: Wer hat es getan? Wer hat Trine umgebracht? Wenn es nun jemand ist, den wir kennen â¦!
Die Angst war wie die Trauer â lähmend, schwer und leer. Ein Vakuum. Alle alltäglichen Bezugspunkte waren verschwunden, plötzlich wurde das Leben von anderen Dingen beherrscht.
Sie befanden sich im Auge des Sturms, wo alles stillstand und das Chaos rundherum merkwürdig abstoÃend und gleichzeitig beinahe lächerlich wirkte.
Die Reporter vor der Schule. Hallo, du warst doch bei ihr in der Klasse, oder?
Panische Eltern. Sei vorsichtig!
Die Fernsehnachrichten. Zeitungen. Die Polizei!
Die Beamten hatte sie befragt und Trines Zimmer versiegelt. Jeden Millimeter hatten sie unter die Lupe genommen, jedes Stück Papier gelesen, jedes Kleidungsstück auf DNA untersucht.
Als Benedicte, Vilde und Nora davon erfahren hatten, war es ihnen kalt den Rücken runtergelaufen: Was hatten sie in Trines Zimmer gefunden? Lauter alten Kram von früher? Irgendwas Schlimmes oder Peinliches, das wir besser nicht getan hätten?
Aber auch darüber hatten sie nicht gesprochen. Eigentlich hatten sie überhaupt nicht miteinander geredetet, bis Benedicte auf dem Schulhof gesagt hatte: âIch weiÃ, wer es getan hat.â
Und jetzt saÃen sie zusammen und Benedicte wiederholte noch einmal: âIch glaube, ich weiÃ, wer es getan hat. Ja, ich weià es. Ich bin mir sicher. Ja, ich weià auch, wer Synnøve Viksveen umgebracht hat.â
Und dann erzählte sie von Wolfman. Und von Nick und der Viksveen und dem Film. Dass sie dazu gezwungen worden war, in der Schule die DVD mit dem Video in Nicks Rucksack zu schmuggeln. Dass Wolfman ihr gedroht hatte. Falls sie ihn verriet, würde er eine ihrer Freundinnen töten â¦
7
âSie ist in ihrem Zimmerâ, sagte Werner. âHier oben.â Er winkte Wolfman die Treppe hinauf.
Die Stufen quietschten bei jedem Schritt. Oben roch es besser und heller war es auch. An den Wänden klebte eine blassblaue Blümchentapete und ein paar groÃe Fenster lieÃen die Abendsonne herein. Wolfman war überrascht. Er war noch nie im ersten Stock gewesen.
âDanke, dass Sie es einrichten konntenâ, sagte Werner. Seine Hände bewegten sich nervös. Er leckte sich die Lippen. âIch weià nicht rechtâ, sagte er. âEs scheint ihr ja besser zu gehen, aber â¦â
Wolfman seufzte. âWo ist sie?â
âIn ihrem Zimmer.â Werner machte mit der einen Hand eine unbestimmte Geste.
âBringen Sie mich zu ihrâ, sagte Wolfman.
âJa. Ja. Natürlich.â
Werner ging voran. Sie kamen an einer offenen Tür vorbei. Wolfman warf einen Blick in den Raum. Es war ein kleines, einfaches Zimmer, nur ein Bett, ein Tisch, ein Stuhl. Die Wände waren weià gestrichen und aus dem Fenster konnte man über die grünen Felder des Nachbarhofs schauen.
Auf dem Bett saà ein Junge mit Kopfhörern in den Ohren. Er war groà und dünn und dunkelhaarig â gut aussehend auf eine natürliche, lässige Art. Als bräuchte er nichts dafür zu tun.
Wolfman spürte einen Stich von Eifersucht. Er wusste, wer das war. Nick. Synnøve Viksveens Nick. Du bist das also ⦠Mit dir hat sie also geschlafen. Auf dich war sie so unglaublich scharf, dass sie dich unbedingt nachholen musste, als sie hergezogen ist.
Der Junge sah auf und begegnete seinem Blick. Seine Augen waren abgründig und braun â und misstrauisch. Wolfman stutzte. Für einen Moment stockten seine Gedanken, er spürte eine Spannung in der Luft. Wusste Nick was?
Nein. Wolfman schüttelte den Gedanken ab. Wieso sollte er? Er war nur ein Junge, ein kleiner Dieb, ein Idiot, der Benedicte beinahe vergewaltigt hatte.
Fuck you, pretty boy. Ich kann dich kaputt machen! Wennâs sein muss mit gefesselten Händen.
Dann war der Augenblick vorüber. Er war an der offenen Tür vorbei, und er hörte Werner etwas sagen, das er nicht ganz mitbekam.
âWie bitte?â
âHier ist esâ, sagte Werner und zeigte auf eine angelehnte Tür. âDas ist Elines Zimmer.â
âOkay.â Wolfman nickte und nahm
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