Niemand ist ohne Schuld - Dark village ; 3
hinab. Er fragte sich, was Werner eigentlich damit gemeint hatte, dass Eline âDinge versteheâ und sie âmehr als andere seheâ. Er machte sich nicht die Illusion, dass er bei diesem Besuch irgendwas darüber rausfinden würde, aber trotzdem wunderte er sich. Er fühlte sich seltsam aufgekratzt, jetzt wo er im selben Raum war wie sie.
Sie war klein und schwach, fast durchsichtig vor dem hellrosafarbenen Bettzeug. Und sie wirkte ⦠ängstlich.
Er stutzte. Wovor hatte sie Angst? Vor ihm? Er runzelte die Stirn. Was verstand sie denn? Was wusste sie?
âDoktor Wolff wird dich untersuchenâ, sagte Werner.
âIch bin gesundâ, flüsterte Eline.
âNa, na.â Werner lächelte. âDoktor Wolff schaut dich bloà einmal an.â
âHat er doch schonâ, flüsterte Eline.
âJa.â Werner nickte. âAber du bist immer noch nicht ganz gesund, nicht wahr?â Er erwartete nicht, dass sie darauf antworten würde, und sagte zu Wolfman: âDoktor?â
âJa.â Doktor Wolff beugte sich runter und öffnete seinen Arztkoffer. Er packte ein Stethoskop aus. Werner rutschte zur Seite und lieà ihn ans Bett.
Die Untersuchung dauerte nur ein paar Minuten. Eline machte sich steif, tat aber widerstrebend, was Wolff sagte. Er horchte sie ab, maà im Ohr ihre Temperatur â sie hatte gerade mal 38 Grad â und schaute ihr in den Rachen.
âDas wird wiederâ, sagte er schlieÃlich und lächelte. âDir gehtâs ja schon viel besser als letztes Mal. Das Fieber ist fast weg. In ein paar Tagen kannst du bestimmt wieder in die Schule gehen.â
âMmmm.â Eline zog die Decke hoch.
Werner zupfte Doktor Wolff am Ãrmel. âKönnen wir â¦â, er machte eine Geste mit dem Kopf, âdrauÃen?â
âNatürlich.â Wolff spürte einen Anflug von Ungeduld und Irritation. âTschüss!â Er winkte Eline. Sie nickte wachsam zurück.
Was zur Hölle war mit diesem Kind? Wolff griff nach seiner Tasche. Warum starrte sie ihn so an? Er hatte ihr doch nichts getan!
Sie gingen in den Flur. Werner schloss die Tür zu Elines Zimmer und blieb davor stehen, um mit Wolff zu reden, doch der lief weiter zur Treppe und nach unten. Werner eilte hinterher.
âWarten Sieâ, sagte er mit eindringlicher, leiser Stimme. âWas haben Sie für einen Eindruck? Was ist mir ihr?â
Mitten auf der Treppe drehte Wolff sich um. Er hatte einen heiÃen Kopf. Wie dieser Mann ihn nervte!
âWas soll mit ihr sein?â
âJa, was â¦â
âEs ist nichts.â
âAber sie â¦â
âSie ist erkältet, habe ich gesagt!â Wolff schüttelte den Kopf und polterte die letzten Stufen herunter.
Werner folgte ihm, so schnell er konnte. Der Arzt besann sich und blieb im Hausflur stehen.
âHören Sie mir mal zu, Wernerâ, sagte er. âSie machen sich zu viele Sorgen. Ich weià nicht, was Eline Ihrer Ansicht nach versteht oder ⦠Ja, also, ich gebe gerne zu, dass sie vielleichtein bisschen speziell ist. ÃuÃerlich jedenfalls. Aber soweit ich beurteilen kann, fehlt ihr nichts.â
âSie haben sie ja kaum angesehenâ, wandte Werner ein. âKann man das nicht irgendwie testen?â
âTesten?â
âJa, irgendwie gründlicher, irgendwie richtig.â
âHalt. Stopp.â Wolff hob die Hand. âWenn wir das weiter verfolgen wollen, dann müssen wir andere hinzuziehen. Ich bin nicht mehr Ihr behandelnder Hausarzt. Als ich im Krankenhaus angefangen habe, wurde Ihnen Isachsen zugeteilt.â
âIch dachte, es gäbe eine ⦠eine ⦠Zwischenlösungâ, sagte Werner. âEin gleitender Ãbergang, hat Doktor Isachsen gesagt.â
âJa, das stimmtâ, erwiderte Wolff. âAber diese Zwischenlösung ist in dem Fall nicht mehr gültig. Ab jetzt ist es besser, Sie rufen Isachsen an.â
âWahrscheinlich haben Sie viel zu tunâ, sagte Werner. âMit dem Mord.â
âIch helfe der Polizei, wo ich nur kann. Aber ganz ehrlich â es hat nicht den Anschein, als würde Eline medizinisch auch nur das Geringste fehlen. So wie es aussieht, hat sie einfach eine schwere Erkältung gehabt. Es gibt keinen Grund zur Sorge.â
âWir können keinen Test machen?â
âAlso â¦â
âUnd wenn ich darauf bestehe?â
âJa,
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