Niemand ist ohne Schuld - Dark village ; 3
seine Tasche in die andere Hand. Werner klopfte an die Tür und öffnete sie, ohne eine Antwort abzuwarten.
âEline, wie geht es dir?â
Sie saà im Bett, die Decke bis zum Bauch hochgezogen, und las ein Buch. Sie sah blass aus und wirkte schwach, aber ihre Augen waren hellwach.
Das Licht aus dem Flur zeichnete die Schatten der beiden Männer auf ihr Bett. Eline kauerte sich beinahe unmerklich zusammen. Ihr Hals schien kürzer zu werden, ihr Kopf sank auf die Brust, die Schultern krümmten sich nach vorn. Ihre Lippen öffneten sich, als wollte sie etwas sagen, aber sie gab keinen Laut von sich.
Werner setzte sich auf die Bettkante. Er streichelte ihr vorsichtig über die Schulter und merkte durch das dünne Nachthemd, wie sie eine Gänsehaut bekam.
Wie ein kleiner elektrischer Schlag breitete sich Spannung und eine Art Erwartung in Wolfman aus.
âSchau mal.â Werner warf lächelnd einen Blick über die Schulter und sagte, das Gesicht Wolfman zugewandt: âSchau mal, wen ich dir hier mitgebracht habe!â
8
âDas hat er gesagt?â, fragte Nora.
âJa.â
âBist du ganz sicher?â
âJa. Er hat gesagt, dass er eine meiner Freundinnen töten will, wenn ich ihn verrate.â
âWarum hast du uns nicht früher davon erzählt?â, fragte Vilde.
âIch â¦â, begann Benedicte.
âScheiÃe! Warum hast du nicht die Klappe aufgemacht?â
âVilde, nicht â¦â Nora sah ihre Freundin an.
âDarumâ, blaffte Benedicte. âMein Fehler, okay?!â
âVerdammt, Benedicte!â
âWas hätte ich denn sagen sollen? Dass ich mich blamiert habe? Dass ich einen so beschissenen Fehler gemacht habe, dass Trine deshalb ermordet worden ist?â
Nora legte Benedicte eine Hand auf die Schulter. âDas darfst du nicht denken!â
âAber es ist meine Schuld. Alles ist nur wegen mir passiert!â
âDas stimmt doch gar nichtâ, sagte Nora.
âHörst du mir nicht zu, oder was?â, fauchte Benedicte. âEr hat mir damit gedroht, ja?! Er hat gesagt, dass er sich vielleicht eine von meinen Freundinnen vornimmt. Eine von euch!â
âJa, aber ich meine â¦â Nora hielt inne und überlegte kurz, dann fuhr sie fort: âEs ist ja nicht sicher, dass er es war. Du hast doch getan, was er verlangte, oder nicht? Du hast Nick die DVD in den Rucksack gesteckt. Also ⦠Warum sollte er dann jemanden umbringen?â
Benedicte schniefte und warf die Haare zurück. âHast du vielleicht eine bessere Idee, wer Trine umgebracht haben könnte?â
âNee.â Nora zuckte die Achseln.
âHier geht es ja wohl nicht um irgendeine Idee!â, rief Vilde.
âMann, Benedicte. Du kannst so was nicht einfach behaupten! Ich weiÃ, wer es getan hat. Das geht nicht.â
Benedicte seufzte. âNa toll. Nicht mal ihr glaubt mir. Und dann macht ihr mich auch noch fertig, weil ich nicht schon früher was gesagt habe. Gehtâs noch?!â
âIch habe es nicht so gemeintâ, wehrte Nora ab.
âJetzt red mal Klartext!â, rief Vilde. âGlaubst du nun, dass er es war ⦠oder bist du davon überzeugt? Hast du irgendwelche Beweise?â
âIch habe keine Beweise, aber er hat nun mal gesagt, dass er es tun würde, ja?! Was soll ich also machen? Soll ich so tun, als hätte ich es nicht gehört?â
âGenau das hast du getanâ, zischte Vilde. âEine Woche lang. Du hast eine Woche lang die Klappe gehalten! Eine ganze Woche, Benedicte!â
âJa, und nun weiÃt du vielleicht auch warum. Ich krieg immer nur Ãrger, wenn ich den Mund aufmache!â
âDer Punkt ist doch, dass du es schon viel früher hättest sagen sollen. Du musst auf jeden Fall die Polizei informieren.â
âNein! Ich hab doch gar keinen Beweis. Er kann es einfach leugnen und sie glauben ihm garantiert eher als mir. Er ist schlieÃlich nicht irgendwer.â
âAber ⦠ScheiÃe!â Vilde kochte vor Wut.
âNein.â Nora schüttelte den Kopf. âIch finde, Benedicte hat recht. Es hat keinen Sinn, jetzt damit zur Polizei zu gehen. Die Leute glauben Benedicte sowieso nicht, sie stehen sicher auf Wolfmans Seite â¦â
9
âSchau mal, wen ich dir hier mitgebracht habeâ, sagte Werner.
Eline antwortete nicht.
Wolfman stellte die Tasche auf den Boden und blickte auf Eline
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