Niemand ist ohne Schuld - Dark village ; 3
zerstören. Ich habe sie so zusammengerollt, dass sie in einen Leichensack passte, und den habe ich dann am nächsten Tag zur technischen Analyse nach Oslo geschickt.â
âUnd niemand hat die Folie wieder ausgepackt? Und sie wurde nie irgendwie gesäubert?â
âNein.â
âIst vielleicht irgendwas schiefgegangen? Ist Ihnen die Folie auf den Boden gefallen und schmutzig geworden und Sie wurden nervös und haben sie abgewaschen?â
âNein. Natürlich nicht!â
âIch frage ja bloÃ.â
âJetzt mal ehrlich, all das â¦â Wolff stemmte die Hände in die Seiten. âDas steht doch in meinem Bericht.â
âIch weiÃ.â
âKönnen Sie den nicht einfach lesen â¦â
âIch habe ihn gelesen. Und jetzt will ich es sehen.â
âIch beherrsche meine Arbeit.â
âDas bezweifle ich nicht.â
âIch finde das alles nicht besonders angenehmâ, sagte Wolff.
âAngenehm?â Der zwanzig Jahre ältere Mann sah ihn an. âGlauben Sie, dass mich Ihre Gefühle interessieren, Doktor?â
âSo meinte ich das nichtâ, seufzte Wolff. âDas haben Sie missverstanden. Ich bin es einfach nicht gewöhnt, dass man mich auf diese Art kontrolliert.â
âJa. Das verstehe ich. Aber Sie brauchen nicht nervös zu werden oder sich angegriffen zu fühlen. Das ist unsere übliche Vorgehensweise, wir überprüfen jetzt noch einmal die grundlegenden Fakten.â
âAber warum denn? Ich habe â¦â
âWeil wir feststecken, Doktor. Weil die Informationen, die wir haben, ins Nichts führen. Und das bedeutet normalerweise, dass irgendwo ein Fehler passiert ist. Ein Fehler, der uns in die Irre geleitet hat.â
Der Ermittlungsleiter zog einen roten Bürostuhl zu sich heran und setzte sich. Er faltete die Hände im SchoÃ. âSie müssen sich das so vorstellen: Sie stehen mitten auf einer Kreuzung, an der Sie noch nie gewesen sind, und irgendjemand hat die Schilder vertauscht. Sie haben keine Chance, den richtigen Weg einzuschlagen ⦠auÃer, Sie finden heraus, dass die Schilder vertauscht wurden, und stellen sie wieder an die richtige Stelle.â
âJaâ, sagte Wolff.
âGenau das tun wir geradeâ, sagte der Ermittlungsleiter. âWir sind an einer Kreuzung und wissen nicht weiter, darum müssen wir überprüfen, ob die Schilder richtig stehen.â
âAha.â
âJa.â
âIch dachte, der Revolver, den Sie gefunden haben â¦â, begann Wolff, âwäre die Lösung.â
âSie haben das Mädchen selbst obduziert, Doktor. Sie wissen besser als jeder andere, dass sie nicht erschossen wurde.â
âJa, aber ⦠ein Revolver? Ausgerechnet da im See und erst vor Kurzem hineingeworfen ⦠da muss es doch eine Verbindung geben!â
âVielleicht.â Der Ermittlungsleiter stand auf. âBisher haben wir allerdings noch keine gefunden. Und möglicherweise gibt es auch gar keine. Unter Umständen ist der Revolver eins von diesen Schildern, das in die falsche Richtung zeigt.â
âAha, verstehe.â
âJa.â Der Ermittlungsleiter streckte sich. âNun gut, Doktor. Dann habe ich Sie für heute genug geplagt. Ich danke Ihnen.â
âSchon gut.â Wolff nickte. âSagen Sie einfach Bescheid, wenn noch was ist.â
âKeine Sorge, das werde ich.â Der Ermittlungsleiter ging zur Tür und öffnete sie.
âSie kriegen ihn doch, den Mörder?â, fragte Wolff.
Der Ermittlungsleiter hielt inne. Er sah sich um und lächelte. âSelbstverständlich.â
13
Nora versuchte es. Sie musste es versuchen. Sie hakte sich bei Benedicte ein und sagte: âAlso, ich kann heute Abend.â
âGut.â Benedicte nickte. âAber wir müssen zu dritt sein.â
âWarum?â
âWir können uns auch morgen treffen.â Benedicte schob sich mit dem kleinen Finger die Sonnenbrille auf der Nase zurecht. âVielleicht hat sie sich bis dahin ein bisschen abgeregt.â
âIch bin mit Nick zusammenâ, platzte Nora heraus.
Hastig drehte sich Benedicte zu ihr. Durch das Spiegelglas konnte Nora ihre Augen jedoch nicht sehen. In Benedictes Mundwinkel zuckte es. Dann warf sie ihr Haar zurück und strich es sich aus der Stirn.
âAhaâ, sagte sie schlieÃlich.
âIst das in Ordnung?â,
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