Niemand ist ohne Schuld - Dark village ; 3
fragte Nora mit einem hilflosen Schulterzucken.
âKeine Ahnungâ, sagte Benedicte.
âKeine Ahnung?â
âDas ist nicht so einfach.â
âWie meinst du das?â
âNora â¦â
âBist du immer noch sauer auf ihn?â
âMann, es ist seitdem echt viel passiert â¦â
âAber bist du noch sauer?â
âIch weià nicht. Nein, eigentlich nicht. Aber ⦠Ist es wirklich schlau, mit ihm zusammen zu sein?â
âSchlau?â
âNa ja, vielleicht ist er nicht so, wie du glaubst. Vielleicht ⦠verletzt er dich ganz schlimm.â
Benedicte verstummte.
âIst irgendwas?â, fragte Nora. Seit wann war es Benedicte wichtig, dass andere nicht verletzt wurden? Wo ihr doch sonst immer alles scheiÃegal war. âHast du irgendwas gehört? Ãber Nick?â Denn wenn es darum geht , dachte sie, dann weià ich es schon längst. Er hat mir alles über sich erzählt, wir haben keine Geheimnisse voreinander .
âMöglicherweise.â Benedicte zuckte die Achseln.
âMöglicherweise?!â Nora starrte sie an. âDu kannst doch nicht einfach möglicherweise sagen!â
Benedicte schüttelte den Kopf. âWir müssen reden. Alle drei. Wir müssen. Du und ich und Vilde.â
âWorüber denn? Ãber Nick?â
âJa, auch über ihn. Und natürlich über Trine.â
âAber du kannst mir doch sagen â¦â
âMorgenâ, sagte Benedicte. Sie warf den Kopf zurück. âWir sprechen morgen darüber. Nicht jetzt. Nicht hier.â Sie schaute zum Grab. âSo eilig ist es nicht.â Sie machte auf dem Absatz kehrt und rief Nora über die Schulter ein Tschüss zu, lockerflockig dahingeworfen, während sie mit den Fingern der rechten Hand winkte. Tüddelü.
Nora blieb allein zurück. Was war mit Nick?
Hinter sich, oben an der Kirche, hörte sie Geräusche. Sie drehte sich um und sah, wie zwei Männer in Arbeitskleidung zum offenen Grab hinübergingen. Sie trugen Schaufeln bei sich, einer der beiden rauchte. Er könnte doch wenigstens die Kippe ausmachen!, schoss es Nora durch den Kopf.
Plötzlich war die Wut wieder da. Am liebsten wäre sie zu den beiden Männern gelaufen und hätte geschrien: Sie können das Grab jetzt noch nicht zuschaufeln! Sehen Sie nicht, dass ich hier stehe? Ich kannte sie. Sie war meine beste Freundin!
Sie zwang sich, in eine andere Richtung zu schauen, hinüber zum Parkplatz. Er war inzwischen leer.
Nora ging los.
Sie hörte ihren Atem â scharf und schnell â und sie hörte die ersten Spatenstiche am Grab. Und sie dachte: Vielleicht hat Nick mir doch nicht alles erzählt!
14
Werner rief Wolfman an. âIch mache mir Sorgen um Eline.â
âDarüber hatten wir ja schon gesprochenâ, sagte Wolfman. âAber ich verstehe nicht, was Sie meinen. Ich dachte, es ginge ihr besser. So hörte es sich neulich jedenfalls an.â Ungeduld lag in seiner Stimme. Er hatte keine Nerven für Werner und seine Probleme. Er hatte mehr als genug mit seinen eigenen zu tun.
âStimmt, es geht ihr besserâ, sagte Werner.
âUnd?â
âIch meine diese andere Sache.â
âJa?â
âDass Eline irgendwie speziell ist.â
âUm was geht es denn jetzt, Werner?â
âIch weià nicht, was ich mit ihr machen soll.â
âAha.â Wolfman trommelte mit den Fingern auf den Tisch.
âEs ist â¦â Werner zögerte. âEs hat den Anschein, als ob ⦠ja, als ob sie etwas weiÃ.â
âEtwas weiÃ?â Sie ist ein Kind , dachte Wolfman. Was zum Henker kann sie schon wissen.
âJaâ, sagte Werner.
âIst das lediglich Ihr Eindruck oder hat sie etwas zu Ihnen gesagt?â
âSie ist anders. Sie ist nicht wie normale Kinder.â
âAber was weià sie denn, Ihrer Meinung nach?â
âTja.â Werner zuckte hilflos die Achseln. âKeine Ahnung. Sie weià ⦠Dinge, irgendwie.â
In Wolfmans Mundwinkeln deutete sich ein Lächeln an. âSie können also nicht sagen, was sie Ihrer Ansicht nach weiÃ?â
âJa, mir ist schon klar, dass sich das total dämlich anhört.â Werner seufzte. âAber ich kann es nun mal nicht erklären. Irgendwas ist mit ihr. Irgendwas ist nicht normal.â
âHat es mit etwas zu tun, was sie gesagt
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