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Niemand kennt mich so wie du

Niemand kennt mich so wie du

Titel: Niemand kennt mich so wie du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
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nie eingestanden hatte, dass er ihr Leben total kontrollierte.
    Scheibenhonig, Scheibenhonig, Scheibenhonig! Was habe ich getan? Okay, ganz ruhig, alles gut, alles schön. Alles ist toll, alles ist phantastisch und wunderbar. Was tue ich da? Wenn ich wüsste, dass ich bald von dieser Welt scheiden muss, würde ich dann alles anders machen? Himmel, Lily! Hör endlich auf mit diesem Satz!
     
    Declan war seit seinem sechzehnten Lebensjahr mit Lily zusammen. Er kannte sie in- und auswendig, er war seit vierundzwanzig Jahren an jedem Lächeln beteiligt, an jedem Lachen, Weinen, Stöhnen, Nörgeln, an jeder Grimasse, jeder Lüge und jeder Wahrheit. Er kannte Lily besser als sie sich selbst. Ihm waren die Veränderungen in den Tagen und Wochen vor seiner Reise nach London nicht verborgen geblieben. Sie hatte schon immer eine spitze Zunge gehabt, aber jetzt wurde ihr Tonfall von Tag zu Tag schneidender. Sie war seinen Eigenarten gegenüber zusehends weniger tolerant. Ihr war klar, dass er sich immer Sorgen machte, und er wollte, dass die Dinge ihre Ordnung hatten. Er brauchte Routine. Er wollte wissen, wo seine Frau war und mit wem sie zusammen war. Wieso zum Teufel ist das auf einmal ein Verbrechen? Außerdem mochte sie die Routine und wollte selbst, dass die Dinge ihre Ordnung hatten. Sie selbst hatte sich diesen regelmäßigen Tagesablauf geschaffen. Der Terminplaner am Kühlschrank gehörte Lily, nicht Declan. Er war nicht ihr Aufpasser, aber er hatte ein Recht darauf zu wissen, wo sie sich aufhielt. Er war ihr Mann. Sie war seine Frau. Sie hatte ihre Pflichten und er seine. Gut, Lily mochte manchmal genug von ihm haben – hin und wieder ging er sich ja sogar selbst auf die Nerven –, aber in jüngster Zeit war sie meistens ziemlich nachlässig. Wenn er etwas erzählte, wirkte sie gelangweilt, und sie schien nicht mehr zu merken, wenn er schlecht drauf war. Ihr letztes gutes Gespräch führten sie an dem Tag, als sie fix und fertig in der Badewanne lag und er ihr das goldene Armband schenkte. Was zum Teufel will sie eigentlich von mir? Die Erinnerung an den Abend bei Rodney beunruhigte ihn. Normalerweise hätte Lily sich alle Mühe gegeben, nett zu sein, aber diesmal betrat sie das Haus der Gastgeber bereits streitlustig. Die Demütigung durch Lilys Vorschlag, das Kleid umzutauschen, hätte Alice fast umgebracht. Sie war Lilys scharfe Zunge nicht gewohnt, und Rodney erzählte Declan später, sie sei so verärgert über Lilys Bemerkung, dass sie sich geschworen habe, Lily würde nie wieder einen Fuß über ihre Schwelle setzen. Rodney war Declans einziger echter Freund, und er war empört, dass Lily ein Zerwürfnis provoziert hatte. Als er sie damit konfrontierte, freute sie sich regelrecht.
    «Gut! Ich bin begeistert. Sie kann austeilen, aber einstecken kann sie nicht.»
    Es verletzte ihn, dass sie offensichtlich Spaß daran hatte, ihm und Rodney Schwierigkeiten zu machen. Natürlich konnten sie sich auch weiterhin auf dem Golfplatz und zu diversen anderen Gelegenheiten treffen, doch zerstrittene Ehefrauen machten die Dinge unnötig kompliziert. Lily merkte überhaupt nicht, wie sehr ihn das traf, und falls doch, war es ihr allem Anschein nach egal. Sie ist eifersüchtig, Lily! Wieso kannst du es nicht einfach hinnehmen?
    Dann passierte der Zwischenfall mit der Bratpfanne, die sie gegen die Wand donnerte, wobei sie ihrer Familie verkündete, die Küche sei geschlossen. Seitdem gab es für alle dasselbe Frühstück, ohne dass sie ihn auch nur ein einziges Mal gefragt hätte, was er wollte. Eines Morgens stand eine Schale Porridge auf dem Tisch. Die Kinder rührten es nicht an. Er probierte wenigstens noch einen Löffel, ehe er seine Abscheu zum Ausdruck brachte, doch auch das schien seiner Frau egal zu sein.
    «Iss es oder lass es bleiben», sagte sie, ging aus dem Raum und ließ Ehemann und Kinder entgeistert zurück.
    «Hat Mum einen Nervenzusammenbruch?», fragte Daisy.
    «Nein», antwortete er, «sie ist nur müde.»
    «Ich mache mir bei Großvater irgendwas», sagte Scott und stand auf. «Wir machen normalerweise sowieso um zehn immer eine Frühstückspause.»
    Es versetzte Declan jedes Mal einen Messerstich ins Herz, wenn Scott eine Bemerkung machte, die durchblicken ließ, dass das Verhältnis zu seinem Großvater nicht im Geringsten so schmerz- und leidvoll war wie alles, was Declan hatte erdulden müssen. Scott zuliebe spielte er mit, doch Lily wusste, wie sehr es ihn verletzte, dass sein Sohn eine Beziehung

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